Archiv der Kategorie: Nachruf
John Cage
zum KOMPONISTENPORTRAIT
NACHRUF (1992)
Die Stille zwischen Joyce und Duchamp
Zum Tod des amerikanischen Avantgarde-Komponisten John Cage
Die Parabel vom Sinn, der unsinniger nicht sein kann: Daß Stille Musik ist, daß Harmonie anarchisch sein kann, daß es auf eins herauskommt, ob ein Komponist seine Werke mit mathematischer Akribie konstruiert oder einfach Tennisbälle ins offene Klavier wirft (nicht, weil es so ähnlich klingt, sondern weil es irgendwie genau dasselbe ist) - John Cage hat allen Schmerzen zugefügt.
Den Konzertabonnenten sowieso, falls sie je mit ihm in Berührung gekommen sein sollten. Aber auch den eifrigen Theoretikern der Avan...
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Wallmann
Zum Tod der Tänzerin und Regisseuse Margarethe Wallmann
Als man dem großen Bruno Walter nach der Premiere von Glucks "Orpheus und Eurydike" anläßlich der Salzburger Festspiele 1931 gratulierte, weil er so phantastisch dirigiert hätte, konterte er: "Dirigiert? Ich habe ganz vergessen zu dirigieren, ich habe die Choreographie bewundert". Das einzigartige Lob galt Margarethe Wallmann, die damals ihre erste Arbeit für die Festspiele geliefert hatte und mit dieser, allgemein als "atemberaubend" apostrophierten Leistung den Grundstein zu einer bemerkenswerten Karriere legte.
Die im Juni 1904 in Wien geborene Künstlerin war zuerst Tänzerin, in der W...
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Messiaen
Großer Einsamer im unendlich weiten Land
Zum Tode des katholischen Komponisten Olivier Messiaen
Tiefer, bis in die kleinste Faser seines Künstlertums erlebter Glaube war seine immer wieder sich erneuernde Antriebskraft. Seine Musik: tönender Katholizismus. Aber nicht nur. Olivier Messiaen, der 83jährig an den Folgen einer Operation in der Nacht zum Dienstag in Paris gestorben ist, war auch ein Naturanbeter. Sein Mystizismus suchte die letzten Geheimnisse des Spirituellen ebenso zu ergründen wie jene des irdischen Lebens.
So wurde sein Werk zum kosmischen Klangereignis, band Tausende Vogelstimmen, Gezwitscher, Gezirpe, Geflöte ebenso zur überw...
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Ernst Krenek
NACHRUF
Das ganze Jahrhundert war seine Domäne
Zum Tode des österreichisch-amerikanischen Komponisten Ernst Krenek
Das Faktum, daß Ernst Krenek im Jahr 1900 zur Welt kam, im kulturellen Schmelztiegel Wien notabene, daß er also tatsächlich "mit dem Jahrhundert" ging, war, überlegt man's genau, das ideale Sinnbild seines Künstlertums.
Sein Leben lang ist er ein moderner Komponist gewesen. Im umfassendsten Sinne des Wortes. Das, was man die "Moderne" nennt, und mittlerweile bereits ein historischer Begriff geworden ist, hat er ebenso mitbestimmt wie beinahe jede andere "Richtung" im mehrfach irritierten, hysterisch unausgesetzt nach Neuem strebe...
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Maurice Béjart
1927 - 2007
Béjart debütierte bereits als 14jähriger in Paris und tanzte 1945 in Vichy, gründete 1953 mit Jean Laurent die Ballets de l'Etoile, die 1957 im Ballet-Théâtre de Paris aufgingen. Ein Gastengagement beim Brüsseler Théâtre Royal de la Monnaie führte 1960 zur Gründung des Ballet du XXe Siècle, das fortan - auch nach dem Umzug nach Lausanne - Béjarts bevorzugte Truppe für seine Tanz-Kreationen bleiben sollte.
Béjart war der Choreograph der musikalischen Avantgarde der Nachkriegszeit. Mit seiner Symphonie pour un homme seul zu Musique concrète und zu elektronischer Musik von Pierre Henry und Pierre Schaeffer schaffte er 1955 den Dur...
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Ivan Koslowski
Der gefesselte Caruso des Ostens
Aus dem Nachruf vom 23. Dezember 1993
Ivan Koslowski ist tot. Die Nachricht, auf die viele westliche Musikfreunde wohl mit Achselzucken reagieren, bedeutet für echte Belcanto-Freunde nicht mehr und nicht weniger, als daß einer der größten Sänger des Jahrhunderts von uns gegangen ist.
Daß der sowjetische Tenor, Sproß einer ukrainischen Bauernfamilie, international nahezu unbekannt geblieben ist, verweist uns nicht zuletzt auf die Folgen des stalinistischen Terrors. Obwohl die Glanzzeit dieses unvergleichlichen Künstlers dank seiner perfekten Technik jahrzehntelang andauern konnte, blieb er ein »sowjetisches...
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