Archiv der Kategorie: Nachruf

Leonie Rysanek

Kaiserin, Lichtgestalt, Ungeheuer
Leonie Rysanek, zuletzt Präsidentin der Wiener Festwochen, über die Jahre hin aber vor allem eine der größten Sängerinnen unserer Zeit, ist tot.
Erinnerungen an eine Unvergleichliche.

Die Kaiserin, das ist vermutlich das erste, was ein Wiener Musikfreund assoziiert, wenn der Name Leonie Rysanek fällt. Die »Frau ohne Schatten« von Richard Strauss war denn auch jene Rolle, in der die Qualitäten dieser Künstlerin sich am reinsten und innigsten offenbart haben. Eine Phrase wie "Dir Barak bin ich mich schuldig" konnte nur die Rysanek in jener Mischung aus Größe und Hingabe bewältigen, die den rechten Sinn der ...

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Michael Tippett

»Ein Kind unserer Zeit«
Der britische Komponist Sir Michael Tippett starb am Donnerstag 93jährig an den Folgen einer Lungenentzündung in London. Eine unzeitgemäße Betrachtung.

Michael Tippett, zuletzt einer der anerkannt großen Meister der seit Edward Elgar wieder erstaunlich reichen britischen Musikgeschichte, war keineswegs unumstritten. Er wurde sogar einmal für drei Monate eingesperrt - 1943 als Pazifist keinen Militärdienst leisten zu wollen, wurde in England auf diese, im Vergleich zur deutschen Rechtslage in jener Zeit gewiß geradezu komfortable Weise bestraft.
Tippett versuchte, sich auf seine Weise mit dem Nationalsozialismus ausei...

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Georgi Swiridow

Musik, die Partei und die Kraft der Volkskunst
Georgi Swiridow (Sviridov), russischer Komponist und »Volkskünstler«, starb 82jährig in Moskau. Würdigung eines angepaßt Unangepaßten.

Die Zeiten liegen noch nicht so weit zurück, in denen in Rußland Musik nicht gleich Musik war, in denen Komponisten zuerst die Partei fragen mußten, ob ein Klang schön oder häßlich, genehm oder nicht genehm sei, bevor sie ein Werk veröffentlichen durften. Menschen in deutschsprachigen Landen Europas, in denen solcher Kulturterror seit 1945 nicht mehr erlebt ward, tun sich nach wie vor schwer mit der Bewertung und Einordnung von Musik, die in Zeiten der Sowjetdikt...

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Swjatoslaw Richter

Poesie, Fanatismus und schließlich die Verweigerung
Swjatoslaw Richter, die Klavierlegende, die Generationen von Musikfreunden Rätsel aufgab, starb 82jährig an einem Herzinfarkt.
Schon sein Erscheinen auf dem Parkett des industrialisierten Musikbetriebs umflorten von Kollegen wie Gilels genährte Gerüchte. Dann war das Konzert von Sofia, Ende der fünfziger Jahre, fast eineinhalb Jahrzehnte nach den ersten Wettbewerbssiegen. Die Legende aus Rußland ließ Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung" in einer Farbenpracht und Wucht erstehen, daß den Kommentatoren die Worte fehlten. 1960 die erste USA-Reise. Und von da an stand fest: Swjatoslaw Richter w...

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Morton Gould

23. 2. 1996
Morton Gould starb im Alter von 82 Jahren in Orlando (Florida). Gould zählte zu den populärsten Erscheinungen der US-amerikanischen Musikszene. Gould war ein Wunderkind. Seine ersten Kompositionen wurden aufgeführt, als er erst sechs Jahre alt war. Er fand im Land der unbegrenzten Möglichkeiten auch sogleich einen Verleger, der sich seines Talentes annahm und für die Verbreitung von Goulds Werken sorgte. Als typisches Kind der amerikanischen Musikszene hatte Gould nie Scheu, zwischen allen stilistischen Stühlen zu sitzen und in seine Stücke auch Klänge aus der populären Produktion zu mischen. Allein die Titel vieler seiner Werke v...

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Gianandrea Gavazzeni

Gianandrea Gavazzeni ist tot. Der Doyen der italienischen Dirigenten starb am Montag im Alter von 86 Jahren in seinem Haus in Bergamo. Gavazzeni war einer der bekanntesten professionellen Opernkapellmeister für Musik zwischen Bellini und Puccini. Die Mailänder Scala hatte in ihm einen Garanten für souverän geführte Vorstellungsserien. Nicht nur die Orchester fühlten sich unter seiner Führung wie in Abrahams Schoß. Jede Bewegung - sie wurde, wie bei Maestri seines Schlages üblich, mit den Jahren immer spärlicher, auf das Wesentliche konzentriert - trug zur klaren Orientierung der Musiker bei.
Auch die Sänger fanden in Gavazzeni stets einen kun...

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Isang Yun

+ 1995
Das Schicksal wollte es, daß die Uraufführung der letzten Komposition des Koreaners bei »Wien modern« zu dessen Tombeau wurde.

»Piri« für Solo-Oboe stand, von Heinz Holliger atemberaubend realisiert, als Würdigung am Beginn. Musik, die charakteristisch für Yuns Konzentration auf den einzelnen Ton ist, auf Klanginseln, die - oft in höchsten Höhen des spielbaren Tonbereichs angesiedelt - zu äußerster Intensität anwachsen können. Holliger präsentierte danach mit Patrick Demenga zwei neue »Ost-West"-Miniaturen, in denen das Cello mit weitausgreifenden Phrasen den Okzident, die Oboe mit isolierten Klängen den Orient repräsentiert.
Dann Yu...

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Haubenstock-Ramati

Harmonien der Zukunft

Das Festkonzert zu seinem 75. Geburtstag, das im Konzerthaus in der Vorwoche stattfand, war Roman Haubenstock-Ramatis letzte, tiefe Freude.

Während der letzten Jahre hat er erleben dürfen, daß eine engagierte junge Interpretengeneration sich in seine Welten hineinzuleben begann, seine Träume weiterträumte und so endlich glaubhaft zum Klingen brachte, was noch ein Jahrzehnt zuvor Gelächter oder - im besten Fall stumme Verständnislosigkeit geerntet hatte.
Das war Roman Haubenstock-Ramatis, des stillen, in sich verschlossenen Mannes, Schicksal: Der lauteste Widerspruch traf ihn 1966 in Berlin, als seine Kafka-Oper "Amerik...

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witold lutoslawski

Von der wahren, guten und schönen Musik
Witold Lutoslawski ist tot. Die Neue Musik hatte wenige Männer seines Formats, die echte Avantgardisten waren. Echt, weil sie Fortschritt verstanden, wie er nur sein kann: aus Tradition geboren.

Auf Béla Bartók hat der Pole nicht nur eine Trauermusik komponiert. Der ungarische Meister war für den knapp dreißig Jahre Jüngeren das große kompositorische Vorbild. So viel läßt sich jedenfalls an den frühesten Stücken von seiner Hand ablesen.
Da gab es - und gibt es im heutigen Konzertgebrauch noch immer - das "Konzert für Orchester", dem Bartók nicht allein den Titel geliehen hat, sondern auch vieles von se...

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Zum Tod von Anestis Logothetis

Urgewaltig und filigran
Anestis Logothetis, Wahlwiener mit griechischen Vorfahren und einer der eigenwilligsten Komponisten unserer Zeit, starb mit 72 Jahren in Lainz. Erst 1989 wurde er mit dem staatlichen Würdigungspreis für Musik geehrt.

Bis er am Dreikönigstag einem Krebsleiden erlag, galt der Bulgare griechischer Abstammung, den es 1942 nach Österreich verschlagen hatte, eigentlich als Außenseiter. Dem großen Publikum blieb er suspekt, weil dieses allen Schöpfern Neuer Musik argwöhnisch begegnet; von den Kollegen aber wurde der AlUhl-Schüler wahlweise mitleidig oder gönnerhaft belächelt, oder gar nicht erst als ernstzunehmender Komponis...

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