Archiv der Kategorie: Nachruf

Otto wiener

Ein Hans Sachs aus Wien
Otto Wiener, legendärer Wiener Baßbariton und Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper, ist im Alter von 89 Jahren gestorben.

Seine eigentliche Berufung hat Otto Wiener, der tatsächlich in Wien, am 13. Februar 1911 zur Welt kam, erst spät erfüllen können. Erst über den Umweg eines Studiums an der Tierärztlichen Hochschule erreichte er die ersehnten musikalischen Ufer. Und auch dann war sein machtvoller Baßbariton zuerst, so schien es, ganz aufs Konzertpodium beschränkt. Die musikalische Welt lernte in Otto Wiener zunächst den Gestalter großer Oratorienpartien kennen. Erst 1953 betrat der Künstler erstmals die Opernbühne...

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Oskar Czerwenka

Sensibler Kraftlackel, wienerischer Komödiant
Der große Bassist starb 75jährig in seiner Wohnung in Vöcklabruck.
Sein Image war stets das des erdverbundenen Kraftlackels; und doch: Oskar Czerwenka war einer der einfühlsamsten Gestalter, den die Opernszene hatte. Es war kein Zufall, daß er in Zeiten, in denen man mit solchen Ehrenbezeugungen noch nicht großzügig war, schon in jungen Jahren mit dem Titel Kammersänger geadelt wurde. Darauf war Czerwenka auch sein Leben lang stolz, während er die übrigen Auszeichnungen, mit denen man ihn überhäufte, in der Regel mit Nonchalance überging.

Der Künstler Czerwenka aber war sensibel und zerbrechl...

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Eugene Hartzell

Ein Österreicher aus Ohio
Eugene Hartzell, Komponist, starb am Gründonnerstag nach langem Leiden in Wien.

Am 21. Mai 1932 war er in Cincinnati, Ohio, zur Welt gekommen. Sein Dienst in der US-Army hielt ihn Ende der fünfziger Jahre lange Zeit in Europa fest, wo er freilich schon zuvor Wurzeln geschlagen hatte. Wien war Ziel aller Wünsche des Musikstudenten Hartzell gewesen, der schon 1956 kam, um dort zu lernen, wo Haydn, Mozart und Beethoven gewirkt haben, wo aber auch die sogenannte Neue Wiener Schule die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts so nachhaltig revolutioniert hat.
Schönberg und sein Kreis waren denn auch Hartzells Leitbilder. Von...

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Friedrich Gulda

Vollkommenheit und Verweigerung
Friedrich Gulda ist tot. Meisterpianist, Enfant terrible, begnadeter Mozart- und Beethovenspieler, wienerisches Original und Feind jeglichen musikalischen Establishments. Er verstarb Donnerstag in seiner Wohnung am Attersee.

Wer die Nachricht vom Tode Friedrich Guldas vernimmt, ist bestürzt und denkt an - Beethoven, Mozart, Schubert. Genauer: an unvergleichliche Erlebnisse, die Gulda mit der Musik dieser Meister bescheren konnte. Wenn er wollte.
Man weiß, daß der Pianist immer seltener, zuletzt so gut wie gar nicht mehr gewollt hat. Friedrich Gulda war ein Verzweifelter. Das sprach auch aus einem erschütter...

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Alfredo Kraus

Meister der noblen Phrase
Mit Alfredo Kraus ist nicht nur einer der berühmtesten Tenöre dieses Jahrhunderts dahingegangen. Sein Tod markiert vielmehr das unwiderrufliche Ende der allerletzten Nachklänge des echten Belcanto.

Alfredo Kraus ist tot. Damit ist mehr und umfassenderes gesagt, als daß ein großer Opernsänger die Weltbühne verlassen hat. Alfredo Kraus war über Jahrzehnte hin der Inbegriff eines Vokalstilisten. Sein Singen war nicht einfach virtuos, nicht einfach menschlich, es war immer auch ein Lehrstück in Sachen vokaler Kunstausübung.
Wer diesen Tenor singen hörte, konnte sich erinnert fühlen an alte, längst vergessen geglaubte Re...

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Zum Tod von Paul Sacher

Dirigent, Großaktionär und Diener der Moderne
Paul Sacher, Schweizerischer Orchestergründer, Dirigent, Kunst-und Musikmäzen von internationalem Format, ist am Mittwoch im Alter von 93 Jahren in Basel gestorben.

Er förderte in Zeiten, als dies noch nicht schick war, beherzt die Avantgarde.
Paul Sachers Name ist untrennbar mit den Biographien einiger der größten Komponisten des zwanzigsten Jahrhunderts verknüpft. Richard Strauss, Bela Bartok, Igor Strawinsky, Paul Hindemith, Frank Martin, Arthur Honegger und viele andere haben in seinem Auftrag neue Werke geschrieben, und es ist vielleicht kein Zufall, daß einige davon zu den bedeutendsten Sch...

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Hubert Bognermayr

Pioniers des Computerklangs
Hubert Bognermayr, Miterfinder der Linzer "Ars electronica" ist 51jährig aus dem Leben geschieden.

Zuletzt hat er sich immer wieder bitter darüber beklagt, daß man ihm in Linz die Anerkennung verweigere, die ihm als kreativem Vordenker der "Ars electronica" zugekommen wäre: Hubert Bognermayr, der am Mittwoch freiwillig aus dem Leben schied, war tatsächlich einer der führenden Köpfe, wenn es darum ging, die Computertechnologie für musikalische Zwecke zu nutzen.
Herbert von Karajan hat das erkannt und den Mitbegründer der Elektronik-Popgruppe Eela Craig einen neuartigen Glockenklang für seine Salzburger »Parsifal«-...

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August Everding

Der Eloquenteste unter den unrettbaren Theatermenschen
August Everding ist tot: Die Theater- und Opernwelt verliert einen ihrer umtriebigsten Exponenten, der vor allem eines immer war: ein großer Ermöglicher.

Über seine Inszenierungen konnte man des öfteren sehr unterschiedlicher Meinung sein. Das gab er selber auch gerne zu, denn er war ein Vertreter jenes Theaterverständnisses, demzufolge das Bühnenleben immer, aber wirklich immer in Bewegung bleiben müsse. Wer rastet, der rostet. Das hätte August Everdings Wahlspruch sein können.
Gerastet hat er nie. Und daß er in den Augen des Publikums nicht "gerostet" ist, daß seine Ästhetik auch den f...

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Alfred Schlee

Kapitän der Avantgarde
Geboren 1901 in Dresden, gestorben dieser Tage in Wien: Der Musikverleger Alfred Schlee.

Was er nicht verlegt hat, spricht wenigstens so für ihn wie das, was er aus Komponistenhänden angenommen hat, um es zu verbreiten: Der Musikverleger Alfred Schlee hat sich, wie Gottfried von Einem einmal formulierte, "Liebe und Haß" der Schöpfer Neuer Musik redlich verdient. Das ist die einzige Position, in der ein Musikverleger existieren kann, der es ernst mit der Sache meint, nicht mit Freunden oder sonstwie netten Menschen, die zufällig auch Musik hervorbringen.
Liebe und Haß empfindet vielleicht jemand, dem es ebenso ernst is...

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Alfred Schnittke (Nachruf)

PIONIER DER NEUEN EINFACHHEIT
Von der Harmonie im Dickicht der Avantgarde
Alfred Schnittke ist tot.
Der Komponist starb im Alter von 63 Jahren in einer Hamburger Klinik. Ein weiterer Schlaganfall beendete ein Leben, das voller Prüfungen war.

Als Wolgadeutscher war Alfred Schnittke 1934 zur Welt gekommen. Der in Sachen Kulturpolitik rigorose Kommunismus prägte Leben und Schaffen des sensiblen, zartbesaiteten Künstlers, der in Wien prägende Eindrücke empfangen hat. Sein Vater verbrachte in der österreichischen Hauptstadt einige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als Redakteur einer deutschsprachigen Zeitung der sowjetischen Besatzungsm...

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