Archiv der Kategorie: Nachruf
Eugene Hartzell
Ein Österreicher aus Ohio
Eugene Hartzell, Komponist, starb am Gründonnerstag nach langem Leiden in Wien.
Am 21. Mai 1932 war er in Cincinnati, Ohio, zur Welt gekommen. Sein Dienst in der US-Army hielt ihn Ende der fünfziger Jahre lange Zeit in Europa fest, wo er freilich schon zuvor Wurzeln geschlagen hatte. Wien war Ziel aller Wünsche des Musikstudenten Hartzell gewesen, der schon 1956 kam, um dort zu lernen, wo Haydn, Mozart und Beethoven gewirkt haben, wo aber auch die sogenannte Neue Wiener Schule die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts so nachhaltig revolutioniert hat.
Schönberg und sein Kreis waren denn auch Hartzells Leitbilder. Von...
ZUM WEITERLESEN, BITTE ANMELDEN
Friedrich Gulda
Vollkommenheit und Verweigerung
Friedrich Gulda ist tot. Meisterpianist, Enfant terrible, begnadeter Mozart- und Beethovenspieler, wienerisches Original und Feind jeglichen musikalischen Establishments. Er verstarb Donnerstag in seiner Wohnung am Attersee.
Wer die Nachricht vom Tode Friedrich Guldas vernimmt, ist bestürzt und denkt an - Beethoven, Mozart, Schubert. Genauer: an unvergleichliche Erlebnisse, die Gulda mit der Musik dieser Meister bescheren konnte. Wenn er wollte.
Man weiß, daß der Pianist immer seltener, zuletzt so gut wie gar nicht mehr gewollt hat. Friedrich Gulda war ein Verzweifelter. Das sprach auch aus einem erschütter...
ZUM WEITERLESEN, BITTE ANMELDEN
Alfredo Kraus
Meister der noblen Phrase
Mit Alfredo Kraus ist nicht nur einer der berühmtesten Tenöre dieses Jahrhunderts dahingegangen. Sein Tod markiert vielmehr das unwiderrufliche Ende der allerletzten Nachklänge des echten Belcanto.
Alfredo Kraus ist tot. Damit ist mehr und umfassenderes gesagt, als daß ein großer Opernsänger die Weltbühne verlassen hat. Alfredo Kraus war über Jahrzehnte hin der Inbegriff eines Vokalstilisten. Sein Singen war nicht einfach virtuos, nicht einfach menschlich, es war immer auch ein Lehrstück in Sachen vokaler Kunstausübung.
Wer diesen Tenor singen hörte, konnte sich erinnert fühlen an alte, längst vergessen geglaubte Re...
ZUM WEITERLESEN, BITTE ANMELDEN
Zum Tod von Paul Sacher
Dirigent, Großaktionär und Diener der Moderne
Paul Sacher, Schweizerischer Orchestergründer, Dirigent, Kunst-und Musikmäzen von internationalem Format, ist am Mittwoch im Alter von 93 Jahren in Basel gestorben.
Er förderte in Zeiten, als dies noch nicht schick war, beherzt die Avantgarde.
Paul Sachers Name ist untrennbar mit den Biographien einiger der größten Komponisten des zwanzigsten Jahrhunderts verknüpft. Richard Strauss, Bela Bartok, Igor Strawinsky, Paul Hindemith, Frank Martin, Arthur Honegger und viele andere haben in seinem Auftrag neue Werke geschrieben, und es ist vielleicht kein Zufall, daß einige davon zu den bedeutendsten Sch...
ZUM WEITERLESEN, BITTE ANMELDEN
Hubert Bognermayr
Pioniers des Computerklangs
Hubert Bognermayr, Miterfinder der Linzer "Ars electronica" ist 51jährig aus dem Leben geschieden.
Zuletzt hat er sich immer wieder bitter darüber beklagt, daß man ihm in Linz die Anerkennung verweigere, die ihm als kreativem Vordenker der "Ars electronica" zugekommen wäre: Hubert Bognermayr, der am Mittwoch freiwillig aus dem Leben schied, war tatsächlich einer der führenden Köpfe, wenn es darum ging, die Computertechnologie für musikalische Zwecke zu nutzen.
Herbert von Karajan hat das erkannt und den Mitbegründer der Elektronik-Popgruppe Eela Craig einen neuartigen Glockenklang für seine Salzburger »Parsifal«-...
ZUM WEITERLESEN, BITTE ANMELDEN
August Everding
Der Eloquenteste unter den unrettbaren Theatermenschen
August Everding ist tot: Die Theater- und Opernwelt verliert einen ihrer umtriebigsten Exponenten, der vor allem eines immer war: ein großer Ermöglicher.
Über seine Inszenierungen konnte man des öfteren sehr unterschiedlicher Meinung sein. Das gab er selber auch gerne zu, denn er war ein Vertreter jenes Theaterverständnisses, demzufolge das Bühnenleben immer, aber wirklich immer in Bewegung bleiben müsse. Wer rastet, der rostet. Das hätte August Everdings Wahlspruch sein können.
Gerastet hat er nie. Und daß er in den Augen des Publikums nicht "gerostet" ist, daß seine Ästhetik auch den f...
ZUM WEITERLESEN, BITTE ANMELDEN
Alfred Schlee
Kapitän der Avantgarde
Geboren 1901 in Dresden, gestorben dieser Tage in Wien: Der Musikverleger Alfred Schlee.
Was er nicht verlegt hat, spricht wenigstens so für ihn wie das, was er aus Komponistenhänden angenommen hat, um es zu verbreiten: Der Musikverleger Alfred Schlee hat sich, wie Gottfried von Einem einmal formulierte, "Liebe und Haß" der Schöpfer Neuer Musik redlich verdient. Das ist die einzige Position, in der ein Musikverleger existieren kann, der es ernst mit der Sache meint, nicht mit Freunden oder sonstwie netten Menschen, die zufällig auch Musik hervorbringen.
Liebe und Haß empfindet vielleicht jemand, dem es ebenso ernst is...
ZUM WEITERLESEN, BITTE ANMELDEN
Alfred Schnittke (Nachruf)
PIONIER DER NEUEN EINFACHHEIT
Von der Harmonie im Dickicht der Avantgarde
Alfred Schnittke ist tot.
Der Komponist starb im Alter von 63 Jahren in einer Hamburger Klinik. Ein weiterer Schlaganfall beendete ein Leben, das voller Prüfungen war.
Als Wolgadeutscher war Alfred Schnittke 1934 zur Welt gekommen. Der in Sachen Kulturpolitik rigorose Kommunismus prägte Leben und Schaffen des sensiblen, zartbesaiteten Künstlers, der in Wien prägende Eindrücke empfangen hat. Sein Vater verbrachte in der österreichischen Hauptstadt einige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als Redakteur einer deutschsprachigen Zeitung der sowjetischen Besatzungsm...
ZUM WEITERLESEN, BITTE ANMELDEN
Hermann Prey
Der Charmeur mit den Augen voll Tränen
Hermann Prey ist tot. Der liebenswerte deutsche Bariton starb kurz nach seinem 69. Geburtstag im oberbayrischen Krailling an einem Herzinfarkt.
Zuerst einmal der Figaro: Wenn Hermann Prey als Rossinis "Barbier" angesetzt war, dann ereignete sich im Opernhaus so etwas wie die natürliche Verschmelzung der sogenannten "ernsten" mit der sogenannten Unterhaltungsmusik. Denn Prey war ein Versöhner, der auch Menschen zur Oper brachte, die ohne ihn keinen Schritt in einen solchen Musentempel gewagt hätten.
Das war ein Effekt des beginnenden Fernsehzeitalters, als die TV-Gewaltigen sich noch sehr an den altherge...
ZUM WEITERLESEN, BITTE ANMELDEN