Puppe Olympia zu Besuch bei Orlofsky
Natalie Dessay hat als Olympia in »Hoffmanns Erzählungen« Wiens Opernpublikum im Sturm erobert. Dem Interviewer erteilt sie eine Lektion in französischem Charme.
Da herrscht Koketterie, aber mit Augenmaß - im wahrsten Sinn des Wortes. Kein Zweifel: Diese junge Künstlerin weiß, was sie will und wie das zu erreichen wäre. Ein selbstbewußtes "ich warte", zieht sich wie ein Ariadnefaden durchs Gespräch.
Die Stufen des Erfolgs sind vor ihr aufgebaut: Die nächsten Jahre wird sie durch Residenzverträge mehrere Monate an die Staatsoper gebunden sein. 1994 singt sie an der Met und an der Mailänder Scala. "Es kommt schon langsam", kommentiert sie, was man anderswo eine blitzartige Karriere nennen würde.
Auch, daß sie ihre Traumpartie, die Lucia di Lammermoor ers...
Vom Bleiben im Fremden
Robert Starer galt als musikalisches Wunderkind, als er 1938 aus Wien vertrieben wurde. Er ist nie heimgekehrt. Am 8. Jänner feiert der Komponist, dessen Werk in der ganzen Welt gespielt wird, in New York seinen 70. Geburtstag. Ein Gespräch zum Jubiläum.
Ich bin Amerikaner", meint er im Gespräch. Und das, obwohl seine Karriere auf typisch wienerische Weise begann. Starer, musikalisch eminent begabt, fand mit dreizehn Jahren Aufnahme in die Wiener Musikakademie und entpuppte sich dort rasch als pianistisches Talent. Der "Anschluß" machte seiner Karriere als Klavierstudent rasch ein Ende.
Starer floh nach Jerusalem, unterbrach seine musikalischen Aktivitäten, um bei der Royal Air Force Kriegsdienst zu absolvieren. Erst nach seiner Ausreise in die Vereinigten Staaten, ...
Weglassen, immer mehr weglassen"
Michael Heltau gibt in der Volksoper den Professor Higgins in "My Fair Lady" und schwärmt im Gespräch von Shaw und dem Ronacher.
Wenn er sich nicht für etwas begeistern kann, ist er's nicht. Wann immer man Michael Heltau trifft, ist er von einem oder mehreren Gedanken beseelt. Meist von mehreren. Jetzt gerade, weil mitten in der Probenarbeit für Frederick Loewes "My Fair Lady", hat es ihm George Bernard Shaw angetan. "Der ist das Kapital dieses Stückes", sagt er, "für so viele Dinge des Lebens sind da Lehren, Wegweiser versteckt, aber ganz ohne erhobenen Zeigefinger! Leben und leben lassen, Mann und Frau, das soziale Engagement, darüber wird da so viel erzählt, und ganz ohne Polit-Theater."
Im Gegenteil, schon in Shaws Original, in dem Heltau nie aufgetret...
Musikant mit Bogen und Stab
Heinrich Schiff präsentiert sich in Wien wieder einmal als Dirigent. Der Meistercellist widmet längst fünfzig Prozent seiner künstlerischen Tätigkeit dem Dirigieren.
Das ist nicht, weil mir das Cellospielen so langweilig geworden wäre", versichert er, lebhaft und eloquent wie eh und je. Aber die Zusammenarbeit mit einem Orchester fasziniert ihn mindestens ebenso wie das Ausfeilen des beschränkten Cellorepertoires.
Außerdem: "Die Musik Mozarts oder Schuberts, die Cellisten so gut wie vorenthalten ist" - sie liebt Heinrich Schiff ganz besonders. Das Dirigieren gibt ihm Gelegenheit, sich auch als Interpret und nicht nur als Hörer damit zu beschäftigen.
Am 28. und 29. November gastiert der Dirigent Schiff mit der Northern Sinfonia aus Newcastle im Wiener Konzerthau...
Mit Klecks und Punkt zum Hörgenuß
Anestis Logothetis, Wahlwiener aus Griechenland und stets neue Wege beschreitender Komponist, präsentiert sein Oeuvre am Samstag in Krems.
Auf einer Riesenleinwand wird das Publikum die für den Uneingeweihten bestimmt rätselhaften Partituren des Künstlers bestaunen können, die mit den Musik-Niederschriften auf traditionellem Fünfliniensystem nichts mehr zu tun haben und, wie der Komponist selbst erzählt, "Klangassoziationen" gleichermaßen festhalten wie im Interpreten wecken sollen.
"Wo man einen Klecks sieht, soll man auch einen Klecks hören", meint Logothetis, und deutet auf einen schwarzen, an den Rändern ausgefransten großen Punkt im Lineament seiner "Partitur". Daß dem Publikum bei den Erläuterungen, die Logothetis in Krems selbst vornehmen will, lan...
Selbstporträt-Krimi
Anja Silja, einst Bayreuths jüngste Heroine, probiert an der Volksoper Janaeks "Sache Makropoulus" und verspricht im "Presse"-Gespräch einen veritablen "Opernkrimi".
Christine Mielitz, die schon Schostakowitschs "Lady Macbeth" zum musikalischen Psychothriller stilisiert hat, führt Regie. Sie tut das, glaubt man Anja Silja, mit der Akribie eines Theaterdiktators von Rang: "Jeder Gang, jede Geste ist minutiös vorherbestimmt". Die Silja freilich ist seit frühester Jugend gewohnt, mit Regiegrößen zusammenzuarbeiten und sich dabei durchzusetzen.
"Ich habe", erklärt sie freimütig, "Regisseure lieber, bei denen der Sänger seine Eigenpersönlichkeit einbringen kann. Gegenüber derart festgefügten Konzepten kann man sich nur schwer durchsetzen. Aber wenn jemand so logisch und unw...
Die Staatsoper ruft Mortier
Ioan Holender gibt sich im Gespräch zufrieden. Die Staatsoperneinnahmen aus dem Kartenverkauf, die Auslastungsziffern steigen. Nur die Kooperation mit Gerard Mortier läßt zu wünschen übrig.
Eigentlich gibt es, wovon niemand spricht: einen Kooperationsvertrag zwischen der Wiener Staatsoper und den Salzburger Festspielen. Schon in der Vergangenheit war die Zusammenarbeit beider Institutionen immer wieder von Erfolg gekrönt. So hat man etwa die Uraufführung von Friedrich Cerhas "Baal" in den achtziger Jahren gemeinsam realisiert.
Die Premiere fand im kleinen Festspielhaus statt, die Reprisen im Wiener Haus am Ring. Wobei das Werk, ungewöhnlich genug, vor kurzem nach langen Jahren noch einmal in einer Serie gespielt werden konnte und dabei als eine Art besonderer V...
Der Festspielerfolg des Jahres
Alfred Wopmann und Franz Salzmann, die Führungskräfte der Bregenzer Festspiele, sind beglückt über die künstlerisch und finanziell erfolgreiche Bilanz des heurigen Sommers - und wälzen kühne Pläne.
Das optisch spektakulärste Projekt ist die geplante Erweiterung des Bregenzer Festspielhauses zum Festspielbezirk. Das Haus soll durch Zubauten und großzügige Umgestaltung einen ganz neuen Charakter bekommen. Für das Publikum wird ein neuer Eingang und eine Erweiterung des Foyers die Sichtverbindung aus dem Haus mit dem See herstellen.
Das "Innenleben" des Gebäudes erhält einen neuen Verwaltungstrakt. Außerdem - was das wichtigste für die Theaterarbeit ist - entsteht eine Probebühne mit direkter Verbindung zur Hauptbühne, womit Umbauten erheblich erleichtert werde...
Es ist alles immer dasselbe"
Drachenkampf heißt Ren'e Clemencics musiktheatralische Komposition, die heute, Donnerstag, in der Wiener Universitätskirche uraufgeführt wird. Eine Paraphrase des Hochzeitsrituals, ein "Psychogramm der heiligen Einheit der Gegensätze".
Gegensätzliches, scheinbar Unzusammenhängendes verbindet die Musik Clemencics seit jeher. Der polyglotte Wiener, ehemals Philosophiestudent der Sorbonne, Leiter eines nach ihm benannten Consorts, wurde als Interpret Alter Musik weltberühmt und hat von seiner Beschäftigung mit alter und ältester Komponiertradition ausgehend seinen eigenen Weg als schöpferischer Künstler gefunden.
Er versteht, erklärt er im Gespräch, Musik als "Hörbarmachen des Weltgesetzes". Die alten Visionen der "Sphärenharmonien" feiern im Komponierstübchen Cl...
Musikerlob für Ioan Holender
Werner Resel, Vorstand der Wiener Philharmoniker, im "Presse"-Gespräch über die Aktivitäten des Orchesters als Hausorchester der Wiener Staatsoper und im selbstbestimmten Konzertleben.
Staatsopernchef Ioan Holender artikulierte jüngst seine Freude über das gute Verhältnis zwischen Operndirektion und Orchester. Dessen Vorstand, Werner Resel, spielt den Ball zurück: "Ein Opernchef hat es nicht immer leicht mit uns. Unser Vertrag gibt uns Freiheiten bezüglich unserer Tourneen und unserer Konzerte. Da muß ein Direktor manchmal Abstriche in der Planung machen. Es kommt schon vor, daß wir einen guten Spielplanentwurf durcheinander bringen, weil wir zu diesem oder jenem Zeitpunkt auf Reisen sind und eine Anhäufung von groß besetzten Opern nicht möglich ist."
Gerade i...