Als Jubiläumsgabe: Mit jugendlichem Übermut ins Abenteuer
Edith Lienbacher ist die neue Rosalinde in der Volksopern-"Fledermaus", die am Sonntag Premiere hat. Die Sopranistin im Gespräch über ein Abenteuer, das nur aussieht wie ein Fachwechsel.
Ich fühl' mich nicht schlecht in der neuen Rolle", sagt Edith Lienbacher kurz vor der Premiere von Johann Strauß' populärster Operette in der Volksoper. Bisher hat die sympathische, quicklebendige Künstlerin die Adele in der "Fledermaus" gesungen. Jetzt ist sie erstmals die Rosalinde.
"Es war so", erzählt sie "daß man es mit einer jungen Besetzung versuchen wollte. Ich gebe zu, daß ich zuerst einmal gesagt habe: Ich kann das nicht. Aber dann haben sie mich überzeugt." Es seien viele "Wenn und Aber", die ein Sänger vor einer solchen Entscheidung zu ...
Kaderschmiede des traditionsgemäß »guten« Wiener Musikpublikums
Günther Theuring verabschiedet sich mit einem schwierigen Programm von seinem Jeunesse-Chor. Im Gespräch zieht er Bilanz über vierzig Jahre erzieherischer musikalischer Tätigkeit.
Mit einem bemerkenswerten Programm präsentiert sich am 11. März der Jeunesse Chor unter Günther Theuring im Sendesaal des ORF in Wien: Musik von Krzysztof Penderecki und Igor Strawinskys Les Noces bringen die jungen Sänger zu Gehör. Sie feiern damit ein Jubiläum: Vor 40 Jahren hat Theuring den Jeunesse Chor gegründet. Seit 40 Jahren kümmert sich der Dirigent und Chorerzieher um den musikalischen Nachwuchs im Lande. Das Festkonzert markiert gleichzeitig den Termin eines Rückzugs: Günther Theuring verabschiedet sich mit diesem Programm von seinem Chor...
Graz sammelt Energie der Avantgarde
Peter Oswald gestaltet ab dem Jahr 2000 den "steirischen herbst" und will bis 2003, wenn Graz Europa-Kulturhauptstadt sein wird, dem Kulturbetrieb immer neue Energie zuführen. Der neue Intendant im Gespräch.
VON WILHELM SINKOVICZ
Ich habe an meiner Nervosität gemerkt, wie sehr mich dieser Posten reizt", gesteht Peter Oswald, bisher Chef des Klangforums Wien, am Tag nach seiner Wahl zum Intendanten des "steirischen herbsts". Zwei "deutsche Optionen" hätte es auch noch gegeben, die ihn viel ruhiger schlafen ließen. Seit das Grazer Kuratorium ihn einstimmig zum neuen "herbst"-Vordenker gemacht hat, scheint der Manager mit dem Hang zur Avantgarde-Kultur unablässig Pläne zu wälzen: "Ich fahre jetzt auf Urlaub - in der marokkanischen Wüste möchte ich meine Vor...
Ein bißchen extrem, ein bißchen "normal"
Gerhard Brunner, Grazer Theaterintendant, ist auf halbem Wege nach Berlin, um dort das Tanzleben neu zu organisieren. Im Gespräch erläutert er Zukunftsvisionen für beide Städte.
Ich habe ja noch zweieinhalb Jahre hier zu arbeiten", wehrt Gerhard Brunner alle Versuche ab, eine vorzeitige Bilanz seiner Grazer Tätigkeit zu ziehen. "Aber die Frage meiner Nachfolge ist, wie ich meine, sehr positiv geklärt. Allein, daß sich im Zuge des Findungsprozesses über vierzig Kandidaten, davon 20 Intendanten, gemeldet haben, beweist doch wohl, daß wir den Theaterstandort Graz interessanter gemacht haben als er vorher gewesen sein dürfte."
Brunner bekennt aber auch: "Wir Theaterdirektoren haben nur Mandate auf Zeit. Ich habe ja nie behauptet", soviel Bilanz darf he...
Das kann doch einen Musik-Manager nicht erschüttern!
Karsten Witt, ehemals Wiener Konzerthaus-Chef, wechselt von der Deutschen Grammophon Gesellschaft ins Management des Londoner South Bank Centers. Im Gespräch erläutert er, was er von Krisen in der Musikbranche hält.
Es gibt keine Krise", sagt Karsten Witt und bezieht sich auf die vielzitierten Schwierigkeiten der CD-Branche, ihre Produkte - nicht nur, aber auch im Bereich der Klassischen Musik - an den Mann zu bringen. Während allenthalben von schlechten bis katastrophalen Ergebnissen berichtet wird, sieht Witt, bis vor kurzem Chef der altehrwürdigen Deutschen Grammophon Gesellschaft in Hamburg, gar keine wirklich existenzbedrohenden Probleme: "Es liegt", erklärt er, "nur daran, daß die Branche aus den Zeiten des Booms verwöhnt ist. Es ...
Tönende Varianten des katholischen Glaubens
Manfred Honeck, ehemals Wiener Philharmoniker, anläßlich seines Wien-Besuchs im Gespräch über die richtige Art, als Dirigent Karriere zu machen.
Manfred Honeck war einst Mitglied der Wiener Philharmoniker. Das Dirigieren schien ihm dann die effektivere Art, sich künstlerisch auszudrücken. Am Opernhaus Zürich und bei diversen symphonischen Orchestern hat er sein Repertoire aufgebaut. In Leipzig holte man ihn zum Rundfunkorchester - mit diesem gastiert Honeck an diesem Wochenende im Wiener Musikverein.
Demnächst ist er Erster Gastdirigent bei den Osloer Philharmonikern und Chefdirigent des Rundfunkorchesters von Stockholm, das spätestens seit der Aufbauarbeit von Sergiu Celibidache international Aufsehen erregen konnte. "Das skandinavische Musikle...
Viel Broadway-Schaum, aber auch viel wahre Unterlage!
Andrei Serban inszeniert nach Offenbachs "Hoffmanns Erzählungen" nun Lehars "Lustige Witwe" an der Staatsoper. Der Regisseur im Gespräch über das Regietheater und die Wahrhaftigkeit der Operette.
Seine Produktion von Offenbachs "Hoffmanns Erzählungen" war der bisher vielleicht größte Erfolg der Ära Holender an der Wiener Staatsoper. Warum Andrei Serban erst jetzt wiederkehrt, weiß er selbst nicht: "Ich wurde nicht eingeladen", vermeldet er lakonisch und verkneift sich weitere Spekulationen über die Frage, wie eine Premiere beschaffen sein muß, daß man im Haus am Ring auf eine Wiederholung Lust verspürt.
Wie auch immer, mit der "Lustigen Witwe" wartet eine enorme Herausforderung auf den rumänischen Künstler. Immerhin kommt diese viellei...
Viele Premieren mit wenigen Star-Dirigenten als Erfolgsrezept
Alexander Pereira, Direktor des Zürcher Opernhauses, im Gespräch: über die Notwendigkeit, 15 Premieren pro Saison herauszubringen - und andere Opern-Interna.
Im Vergleich mit anderen Opernhäusern ist Alexander Pereiras Zürcher Haus eine Besonderheit: Mag die Konkurrenz fünf oder sechs, vielleicht auch sieben Neuinszenierungen pro Saison zeigen, in Zürich bietet man den Musikfreunden 15 Premieren in jeder Spielzeit an. Das ist ein Unikum. Alexander Pereira, ehemals Generalsekretär des Wiener Konzerthauses, hat seine ganz eigenen Vorstellungen von einem erfolgreichen Musik-Management.
"Mit 15 Premieren pro Jahr kann man erstens, das Hauptrepertoire ständig erneuern, zweitens, auch Raritäten in den Spielplan einbinden, pflegt glei...
Sie wünschen, wir spielen
Die Musikstadt Wien als europäische Ausnahme
Thomas Angyan, Chef der Gesellschaft der Musikfreunde, im Gespräch über die Frage, warum nur in Wien das Konzertleben nicht in der Krise steckt.
London jammert, Berlin jammert, beinahe in ganz Europa steckt das klassische Konzertleben in einer Krise. Selbst wenn große Stars avisiert sind, bleibt die Londons Royal Festival Hall oder die Berliner Philharmonie oft halb leer. In Wien ist das anders: Die Gesellschaft der Musikfreunde, die mit dem Goldenen Musikvereinssaal den nicht zuletzt dank der Neujahrskonzert-Übertragungen vielleicht berühmtesten Konzertsaal der Welt ihr eigen nennt, kann über einen solchen Besucherschwund nicht klagen.
94,5 Prozent Auslastung
Im Gegenteil. Der Generalsekretär, Thomas Angyan, kann ein...
Musizieren - ohne zu buchstabieren
Mariss Jansons geht mit den Wiener Philharmonikern auf Tournee. Der Dirigent im Gespräch über seine neue Orchesterliebe und die Differenzen musikalischer Arbeit zwischen Europa und den USA.
Chefdirigent in Oslo bleibt er noch lang, Chefdirigent in Pittsburgh ist er seit einem Jahr; und die wesentlichen Orchester in Wien und Berlin zählen ihn seit einiger Zeit zu ihren Favoriten: Mariss Jansons hat es mit besonnener Arbeit geschafft, ganz an die Spitze zu kommen. Und weil er weiterhin ein bescheidener Künstler ist, hat er nichts von seiner gewinnenden Art verloren. Vielleicht liegt das daran, daß er sich Zeit gelassen hat. Im Gespräch läßt er keinen Zweifel daran, daß er die moderne Art, Karriere zu machen, verabscheut: "Die Jungen denken an nichts andere...