"Oper muss wahrhaftig sein"
Im Gespräch. In einer Repertoire-Serie von Puccinis "Tosca" kehrt der Tenor nach langer Zeit nach Wien zurück. Daß die Staatsoperninszenierung über 50 Jahre alt ist, empfindet er geradezu als Befreiung von der Regiewillkür.
zur Kritik
Puccinis "Tosca" - es geht die Mär, das Werk sei ein sicherer Erfolg, wenn drei exzellente Hauptdarsteller zur Verfügung stehen. Daß das nicht immer der Fall ist, weiß man aus leidvoller Repertoire- Erfahrung. Doch heute Abend sollte alles stimmen: Angela Gheorghiu gibt erstmals in Wien die Titelheldin, Zeljko Lucic mimt den Bösewicht in Gestalt des Polizeichefs Scarpia.
Und Marcelo Álvarez feiert sein Wiener Rollendebüt als Mario Cavaradossi. Er war noch länger von der Staatsoper abwesend als die Gheorghiu, die es vorzog, nac...
Unser Mann in Bayreuth
IMartin Winkler avancierte vom Volksopern-Alberich in der Loriot-Version des "Rings" zum echten Bayreuther Bühnenbösewicht. Der österreichische Bassbariton erzählt, wie er vom Knabenchor im vorarlbergischen Lochau in die große, weite Opernwelt - bis nach New York - kam.
Der Bösewicht kommt aus Wien. Oder genau genommen, aus Bregenz. Und noch genauer genommen, ist er so böse nicht. Martin Winkler, Ensemblemitglied der Wiener Volksoper und eben noch in der Loriot-Kurzvariante des "Rings des Nibelungen" als Alberich auf der Bühne, wird auch das Nibelungen-Original in der Neuinszenierung zu Richard Wagners 200. Geburtstag bei den Bayreuther Festspielen verkörpern.
Das Wort verkörpern ist mit Bedacht gewählt, denn die Körperlichkeit, das Ganz-in-eine-Rolle-Schlüpfen, is...
Der neue Festspiel-Alberich stammt aus Wien
Im Gespräch. Martin Winkler avancierte vom Volksopern-Alberich in der Loriot- Version des ,,Rings" zum echten Bayreuther Bühnenbösewicht. Der österreichische Bassbariton erzählt, wie er vom Knabenchor im vorarlbergischen Lochau in die große, weite Opernwelt – bis nach New York – kam.
Der Bösewicht kommt aus Wien. Oder genau genommen, aus Bregenz. Und noch genauer genommen, ist er so böse nicht. Martin Winkler, Ensemblemitglied der Wiener Volksoper und eben noch in der Loriot-Kurzvariante des ,,Rings des Nibelungen" als Alberich auf der Bühne, wird auch das Nibelungen-Original in der Neuinszenierung zu Richard Wagners 200. Geburtstag bei den Bayreuther Festspielen verkörpern.
Das Wort verkörpern ist mit Bedacht gewählt, denn die Körperlichkeit, da...
Live-Stream aus der Staatsoper
Dominique Meyer im Gespräch. Wiens Opernchef freut sich über ein volles Haus - und sorgt dafür, dass luxuriös besetzte Vorstellungen demnächst international via Internet in HD-Qualität abrufbar sind. Eine Pioniertat.
Da ist einmal die Auslastung. Dominique Meyer steht am Ende seiner dritten Spielzeit als Direktor der Wiener Staatsoper vor einem Zahlenmirakel: Sein Haus war in der vergangenen Saison so gut wie vollständig ausgebucht. Die Werte liegen bei sagenhaften 99 Prozent - nur die Opernvorstellungen gerechnet, sogar bei 99,6 Prozent verkaufter Sitzplatzkarten.
Das hebt die Stimmung, versteht sich, und Meyer führt es - neben den künstlerischen Erfolgen - auf das freundliche Betriebsklima zurück, dass Künstler vom Format einer Nina Stemme, eines Piotr Becz...
Ab Herbst: Live-Stream aus der Staatsoper
Dominique Meyer im Gespräch. Wiens Opernchef freut sich über ein volles Haus – und sorgt dafür, daß luxuriös besetzte Vorstellungen demnächst international via Internet in HD-Qualität abrufbar sind. Eine Pioniertat.
Da ist einmal die Auslastung. Dominique Meyer steht am Ende seiner dritten Spielzeit als Direktor der Wiener Staatsoper vor einem Zahlenmirakel: Sein Haus war in der vergangenen Saison so gut wie vollständig ausgebucht. Die Werte liegen bei sagenhaften 99 Prozent – nur die Opernvorstellungen gerechnet, sogar bei 99,6 Prozent verkaufter Sitzplatzkarten.Das hebt die Stimmung, versteht sich, und Meyer führt es – neben den künstlerischen Erfolgen – auf das freundliche Betriebsklima zurück, daß Künstler vom Format einer Nina Stemme, eines P...
„Wagner? Wo ist die Handbremse?"
Im Gespräch. Jochen Schmeckenbecher, der in der morgigen Wiener ,,Tristan"-Premiere den Kurwenal singt, über hochdramatisches Singen und kontrollierte Ekstase.
Eine Wagner-Premiere – für Jochen Schmeckenbecher ist das beinah schon eine Routineangelegenheit. Kräfteraubende Partien wie den Amfortas (im ,,Parsifal") und den Beckmesser (in den ,,Meistersingern") hat er oft gesungen. Den Kurwenal, den er morgen anläßlich der Premiere der Neuinszenierung von ,,Tristan und Isolde" durch David McVickar unter Franz Welser-Möst an der Staatsoper gibt, schon vor zwei Jahren in Lyon. Damals dirigierte Kirill Petrenko und La Fura dels Baus sorgten für die Inszenierung. Das bedeutete viel Probenarbeit. Aber da ist Schmeckenbecher nicht wie mancher Kollege, der das für Z...
Ein Papageno brilliert als Jochanaan
Im Gespräch. ,,Er war mir Freund und Bruder": Sebastian Holecek erinnert sich an seinen Vater Heinz Holecek und dessen Ratschläge. Und er spricht über die Türen, die ihm Richard Strauss' Jochanaan geöffnet hat.
Der Preis, den man ihm jüngst verliehen hat, hätte ,,Papageno" benannt werden sollen und heißt aus juristischen Gründen nun doch ,,Goldener Schikaneder". Dabei hätten die Wiener Musikfreunde verstanden, wenn es beim ,,Papageno" geblieben wäre. Denn der ,,Papageno vom Dienst" ist Sebastian Holecek in den Anfängen seiner Karriere ja wirklich gewesen. Wie manches, war das väterliches Erbe: Den Vater Sebastians, Heinz Holecek, haben Wiener Musikfreunde stets mit dem weichherzig-spaßigen Vogelhändler, wie ihn Schikaneder und Mozart aus dem Wiener Vol...
Der Mann, der ,,Frau Mond" nach Wien transferiert
Im Gespräch. Peter Lund, zuletzt mit Lehár in Mörbisch erfolgreich, demonstriert an der Volksoper, wie die Operette seiner Berliner Heimat sein kann: offenbachisch, frech und melodienselig.
Wer heutzutage eine Operette inszeniert, eine Operette Berliner Machart nota bene, braucht für den Spott nicht zu sorgen: Operette? Das ist doch das, was man für einen ernst zu nehmenden Regisseur neudeutsch ein No-Go nennt. Nicht für Peter Lund allerdings, der an der Wiener Volksoper gerade Paul Linckes ,,Frau Luna" inszeniert und gar kein Problem mit der sogenannten leichten Muse hat. ,,Schon einmal, weil ich das Stück liebe und mich die unvergänglichen Gassenhauer glücklich machen." So lautet das scheinbar höchst unzeitgemäße Bekenntnis, eine Art Plä...
Pianist auf Tauchgang
Im Gespräch. Ein skrupulöser Interpret über seine Leidenschaft für das Kino und die Versuche, via Kompositionsstudium zu den Urgründen der Meisterwerke vorzudringen.
Zwei Ausnahmen, sagt Till Fellner, habe er gemacht: Als Herbert Blomstedt und Bernard Haitink anfragten, konnte er nicht widerstehen. Im Übrigen aber war 2012 für den Wiener Pianisten Pause, ein sogenanntes ,,Sabbatical", bei dem man alles tut, nur nicht das, wofür man berühmt geworden ist. Neue Stücke gelernt hat er schon in diesen Monaten. Aber wenn Konzertauftritte wegfallen, gewinnt man Zeit, wieder einmal zu Hause zu sein – und zum Beispiel Filme anzuschauen.
„Ich habe mich", erzählt Fellner, ,,viel mit Bunuel beschäftigt." Viel, das heißt bei ihm, näher befragt, ,,alle 32 Filme angeschaut". Und gl...
Die unbändige Lust am Singen
Im Gespräch. Der Tenor im Ausklang seiner bisher intensivsten Wiener Saison: Den Gustavo in Verdis ,,Maskenball" hat er für die Staatsoper in vier Tagen gelernt. Auch sonst ist das Singen für ihn nicht Mühsal, eher Lebensgrundlage.
Opernengagements kommen hie und da auf kuriose Weise zustande. Die laufende Serie von Bizets ,,Carmen" an der Wiener Staatsoper entstand beispielsweise durch einen Telefonanruf nach einer Vorstellung in derselben Konstellation in Londons Covent Garden
Opera: ,,Es stimmt, Elina Garanca, Bertrand de Billy und ich, wir saßen nach der Aufführung beim Diner, als das Handy läutete: Dominique Meyer fragte, ob wir alle beisammen wären und meinte: Sucht Termine, wenn ihr gemeinsam Zeit habt . . ."
Roberto Alagna hat mittlerweile den Don José...