Im Gespräch
»Schon wieder so ein Schwertsik«
Am Pfingstmontag wird in der Wiener Universitätskirche das jüngste Werk von Kurt Schwertsik uraufgeführt. Der Komponist erzählt, wie er auf den Heiligen Franz kam.
Eigentlich", sagt er, "hätt' ich da ja eine Messe komponieren soll." Es ging nämlich um die Orgelweihe in der Jesuitenkiche, wo man aus Anlass der Errichtung des neuen Instruments ein Festival "Organo pleno" veranstaltet. Außerdem feiert das Consortium Musicum Alte Universität mit seinem Leiter Christian Birnbaum sein 25-Jahr-Jubiläum. Grund genug für einen Auftrag an Kurt Schwertsik, einen der originellsten Komponisten unserer Zeit - dem freilich wenig Nähe zur katholischen Musizierpraxis nachgesagt werden kann.
Also: eine Messe? "Mir wär's", sagt Schwertsik in seiner unverwechselba...
Dass hierzulande jemals Posten im Kulturleben nach parteipolitischen Erwägungen besetzt wurden, ist doch gewiss ein Gerücht, oder? Jedenfalls war man geradezu erschrocken über die Geschwindigkeit, mit der unmittelbar nach der Salzburger Landtagswahl und der damit verbundenen Umfärbung eines Kuratoriums...
IM GESPRÄCH
Die Wiederkehr des Wiedehopfs
Besuch bei Hans Werner Henze, der in Marino ein Stück komponiert, zu dem ihn Salzburg inspiriert hat.
Sie ist wieder da", sagt er und blickt ganz verzaubert und glücklich in den Olivenhain, der sich vor seiner Terrasse in Marino bei Rom erstreckt: Hans Werner Henze freut sich über den Wiedehopf, die "Upupa", die seiner großen Zauberoper den Namen gab, die im vergangenen August bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt wurde. "Die Upupa hat voriges Jahr auf unserem Misthaufen genistet und war höchst erfolgreich: vier Junge. Jetzt ist seit drei Tagen Frühling und sie ist wieder da." Des Nachmittags sitzt der Komponist, der seine deutsche Heimat schon vor Jahrzehnten gegen die italienische Sonne eingetauscht hat, in seinem Park und schaut, belausch...
INTERVIEW
Dresden und Wien unter einem Hut
Fabio Luisi, demnächst Chef der Wiener Symphoniker und der Dresdner Semperoper, im Gespräch.
Dass ich irgendetwas so nebenbei mache, davon kann keine Rede sein", stellt Fabio Luisi klar, wenn die Rede auf seine unterschiedlichen Verpflichtungen im internationalen Musik-Business kommt: "Als ich meinen Vertrag als Chefdirigent der Wiener Symphoniker unterschrieb, war von Dresden noch keine Rede. Dort hat man mich zum Generalmusikdirektor der Semperoper und der Staatskapelle berufen. Eine große Ehre. An meiner Aktivität in Wien ändert das überhaupt nichts."
Der Vertrag, den man Luisi als Chefdirigent der Symphoniker angeboten hat, umfasste 25 Konzerte. "Ich kann jetzt schon sagen", kommentiert er nach den ersten Planungsarbeiten, "dass es mehr werde...
Die Bombe ist geplatzt. Nicht einmal zwei Tage nachdem an dieser Stelle vor den möglichen Auswirkungen der Zögerlichkeit der Wiener Kulturpolitik gewarnt wurde, verkündete Staatsopernchef Ioan Holender das Aus für eines der ehrgeizigsten Projekte: Der Zyklus von vier Gluck-Opern, vereinbart zwischen Festw...
INTERVIEW
»Wien ist noch eine Oase«
Günter Pichler, Primgeiger des Alban Berg Quartetts, im Gespräch über die Zukunft der Kammermusik und den internationalen Musikbetrieb.
Das Alban Berg Quartett, gleich nach seinem Debüt im Wiener Konzerthaus, Anfang der siebziger Jahre, als "Wunder" bezeichnet und innerhalb kurzer Frist zum meistgesuchten Kammermusikensemble der Welt aufgestiegen, musiziert schon seit mehr als drei Jahrzehnten auf allerhöchstem Niveau. Zweimal haben innerhalb der ersten zehn Jahre Musiker gewechselt. Die heutige Besetzung mit Günter Pichler, Gerhard Schulz, Thomas Kakuska, Valentin Erben blieb jedoch seit Anfang der Achtziger unverändert.
Kontinuität und Perfektionsstreben sorgen für den gleich bleibenden internationalen Rang des Alban Berg Quartetts, das in aller Welt...
SILVESTER-GALA
»Mich interessieren ja die Menschen«
Michael Heltau erntete im Konzerthaus wieder Ovationen für seine Silvester-Gala. Zum letzten Mal. Der Doyen erklärt uns, warum.
Beinahe schon war's eine Tradition. Fünf Mal hat Michael Heltau, begleitet von dem von Bettina Gradinger souverän angeführten, auf ihn eingeschworenen Musiker-Ensemble im Wiener Konzerthaus ein Silvester-Konzert gestaltet. Von Loek Huisman einfühlsam bei der Auswahl und bei der programmatischen Dramaturgie unterstützt, brillierte der Burg-Doyen auch diesmal wieder mit einer kühnen, von ihm doch ganz natürlich präsentierten Mischung aus Operette, Chanson, Kabarettistischem und Besinnlichem.
Ob Robert Stolz oder Franz von Suppe, Jacques Brel oder die Beatles, ob ein Gruß an die "süßen, die reizenden Frauen" oder "...
Das Modigliani Quartett machte seinen Weg nach seiner Gründung im Jahr 2003 über einen Ersten Preis bei den Young Concert Artists of New York, der 2006 die Türen zur Carnegie Hall öffnete, sowie den Grand Prix der Charles Cros Academy zwei Jahre später — mit einer von der Jury als herausragend bewerteten Haydn-Interpretation. 2014 übernahmen die vier Musiker die Leitung des renommierten Evian Festivals. 2017 debütierten sie in der Berliner Philharmonie…
Exklusiv-Gespräch mit Christian Thielemann
Die süßen Früchte einer Ochsentour
Wann man nicht dirigieren soll, wie Beethovens Neunte funktioniert, warum die Philharmoniker so gut sind und wie man Zuhörer betrügt.
Er ist wieder ganz agil und versteht die Aufregung, die seine Absage zweier Wiener "Tristan"-Vorstellungen im September verursacht hat, nicht wirklich: "Ich glaube doch", sagt er, "dass man nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht hat, zu sagen, wenn es einem nicht gut geht. Wer erschöpft ist, kann ja keine gute Leistung erbringen."
Keine Frage, das Wiener Publikum erwartet sich von Thielemann die allerbesten Leistungen. Es stürmt auch an diesem Wochenende die Aufführungen von Beethovens Neunter, die zum 90. Jahrestag der Eröffnung des Konzerthauses stattfinden. Die Sitzplät...
STAATSOPER
zum Kommentar
Der »ewige Holender«
Wiens Opernchef bleibt bis 2010 und wird so längst dienender Direktor aller Zeiten
Ioan Holender könnte bis zu seinem 75. Geburtstag die Weichen für die Opern-Zukunft nach musikalischen Gesichtspunkten stellen.
»Holender bleibt bis 2002«, sang ein Mitglied des Wiener Opernensembles seinerzeit auf die M...