Schubert? Den lernt man heute in Madrid kennen
Escuela Superior de Musica. Königin Sofie hält ihre schützende Hand über eine Privatinitiative, die es den Spaniern ermöglicht, hochbegabte Musikstudenten auszubilden. Für bedürftige Talente gibt es Stipendien.
Begabtenförderung, das Wort nimmt man hierzulande nicht gern in den Mund. Wer gar von Elite spricht, macht sich verdächtig. Entsprechend grimmig sieht es mit der Heranbildung international konkurrenzfähiger Musiker aus – im sogenannten Musikland setzt man auch nach Noten auf Breitenwirkung.
Das ist keineswegs in ganz Europa so. In Spanien, das keineswegs als Musiknation im herkömmlichen Sinn bekannt ist, gibt es dank privater Initiative eine Musikhochschule, die wenn nicht welt-, so zumindest europaweit keine Konkurrenz zu fürchten hat.
Stars wie Günter Pichler unterrichten
Dem Weitblick einer Musikliebhaberin, Paloma O’Shea, ist es zu danken, daß Königin Sofia mit ihrem Namen für die Qualität des Hauses einsteht und daß sich Mäzene finden, die für den Erhalt einer Eliteschule für Musiker die nötigen Mittel aufbringen. Der spanische Staat bezahlt für den Betrieb nicht einmal ein Viertel des Budgets. Die Studenten entrichten selbstverständlich alle Studiengebühren – aber ebenso selbstverständlich erhält jeder, der die Aufnahmsprüfung schafft und es nötig hat, ein ausreichend dotiertes Stipendium.
Auch dafür sorgt O’Sheas Fondacio Albeniz. Die Direktionsmannschaft um Juan Mendoza scheint hoch motiviert, gilt es doch, die Einhaltung der strengen Schulordnung – wer sich nicht daran hält, hat keine Chance, hier sein Studium abzuschließen – zu überwachen und die Termine der Dozenten zu organisieren. Immerhin unterrichtet am ,,Escuela Superior de Musica Reina Sofia“ die Creme der internationalen Lehrerschaft. Ein Lokalaugenschein ermöglichte es der ,,Presse“, bei Unterrichtsstunden von Günter Pichler dabei zu sein, dem ehemaligen Primarius des Alban Berg Quartetts, der in Madrid drei junge Streichquartette betreut.
Und wenn, wie bei unserem Besuch, gerade alle drei Ensembles durch Krankheiten an der Arbeit behindert sind, dann widmet sich ein Meister wie Pichler den Vorbereitungen zu einem der Kammermusikabende, die die Solostudenten regelmäßig zu neuen Ensembles zusammenschweißen.
Zu erleben, wie der Doyen der Quartettszene mit fünf hoch motivierten spanischen Musikanten Schuberts ,,Forellenquintett“ einstudiert, das lässt einem Wiener Musikfreund das Herz höherschlagen.
Phrase für Phrase formt Pichler aus einer ohnehin auf höchstem
technischen Niveau vorbereiteten Wiedergabe eine echte Interpretation. Und die jungen Künstler schweben im siebenten Musikhimmel. All das im Schatten des spanischen Königspalasts an der Plaza de Oriente; nicht in einem Wiener Institut . . .