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Händels Widersacher: Die Chandos-Anthems von Johann Christoph Pepusch

Accent 2024

Originell – beziehungsweise very british – nimmt sich schon die Liste der Ausführenden aus: Die »Girl Choristers of Canterbury Cathedral« und »The harmonious society of tickle-Fiddle Gentlemens« singen und spielen unter Robert Rawson die »Chandos Anthems« – aber nicht die berühmten von Georg Friedrich Händel, sondern jene von Johann Christoph Pepusch (1667–1752), dessen Namen man heute nur deshalb noch kennt, weil er einst die Musik zu John Gays Kassenschlager »The Beggar‘s Opera« (1728) – und damit das Vorgängerwerk zu Brecht/Weills »Dreigroschenoper« – geschrieben hat. Und die »Beggar's Opera« wiederum trug zum Ruin von Händels Londoner Opernunternehmen bei.

Händels Ruin

Von diesem Ruin hat sich Händel, man weiß es, wieder erholt – und blieb eine Berühmtheit über die Jahrhunderte. Doch ist es spannend, nun endlich eine andere Komposition des Widersachers Pepusch zu hören, die nachweist, daß der nicht nur über Provokationspotential, sondern auch über eine gehörige Portion handwerklichen Könnens verfügt. hat.

Auch Pepusch war von Deutschland aus nach England gekommen. Schon früher als Händel, 1697, hatte er die Reise aus Berlin angetreten. Er war nicht zuletzt dafür verantwortlich, daß die italienische Oper in London Fuß fassen konnte – und somit einer jener Männer, die den Grundstein zu Händels späteren Sensationserfolgen gelegt hat. Seit 1714 war Pepusch Musikdirektor des Drury Lane Theatres, für das er »englische Masques nach italienischer Art« schrieb.

 

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Händels Explosion

LINN 2024

Als der deutsche Meister für den italienischen Kollegen Corelli komponierte – und wie er sich für seine künftige Karriere rüstete: John Butt und sein Dunedin Consort präsentierten »Händel in Rom« und damit Kantaten aus der frühen Reifezeit des Komponisten.

Bevor er zum musikalischen Eroberungsfeldzug schreiten konnte, um als gebürtiger Sachse zum bedeutendsten Komponisten Englands zu werden, mußte Georg Friedrich Händel Station in Rom machen. Er hatte für Hamburg zwar bereits zwei Opern komponiert und war mit der reichen protestantischen Kirchenmusik seiner Heimat bestens vertraut. Aber wer etwas auf sich hielt in der Musikwelt, der mußte sich im katholischen Land der Musik, in Italien, den letzten Schliff geholt haben. Händel war gerade 22 als er in der päpstlichen Metropole ankam – und er mauserte sich in kürzester Zeit zum Lieblingskomponisten einflußreicher Gönner. In der Aneignung war er stets ebenso skrupellos wie genial: Was er an Gewinnträchtigen bei anderen sah, erfuhr unter seinen Händen höchste Veredelung.

John Butt vereint mit seinem Dunedin Consort auf der neuen CD drei italienische Kantaten, in denen sich der künftige Opernmeister ebenso bereits entpuppt wie der Schöpfer edler, selbstvegessener, der puren Schönheit ergebenen Gesangslinien – die hier von der jungen Sopranistin Nardus Williams als willkommene Visitenkarten genutzt werden.

 

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