Eines der tiefsten kammermusikalischen Werke W. A. Mozarts aus dem Jahr 1788 nennt sich ausdrücklich »Divertimento«. Das einzigartige Stück für Violine, Bratsche und Cello ist vermutlich das bedeutendste Streichtrio, das je komponiert worden ist …
Divertimento Es-Dur, KV 563
- Allegro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . [ca 8-9 min]
- Adagio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .[ca 12-13 min]
- Menuetto (Allegretto) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .[ca 5 min.]
- Andante . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . [ca 7 min.]
- Menuetto (Allegretto) . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . [ca 6 min.]
- Allegro . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . .. .. . [ca 6 min.]
Am 27. September 1788 setzt der Komponist den Schlußpunkt hinter ein ausdrücklich Divertimento genanntes Werk für Geige, Bratsche und Cello (KV 563), das doch eine beinah unheimliche Verquickung disparatester Stilebenen zu einem vollkommen harmonischen Ganzen darstellt.
Entstanden ist das Stück möglicherweise als Dankeschön für Mozarts Logenbruder Puchberg, der wieder einmal auf einen der vielen Beetelbriefe mit einer höheren Summe in Gulden reagiert hat. Doch trägt die Komposition in keinem Takt den Charakter eines Gelegenheitswerks. Sie lotet vielmehr sämtliche Möglichkeiten der Streichtriobesetzung aus und führt sie zur Vollendung.
An die vielen wirklich unterhaltenden früheren Divertimenti Mozarts erinnern die Satzfolge – mit zwei langsamen Sätzen und zwei Menuetten – und manch charmantes tänzerisches Apercu wie etwa das ländlerhafte zweite der Trios im Menuett II.
Menuett I hingegen spielt mit verblüffenden rhythmisch-metrischen Schwerkraftverschiebungen und rückt so die Musik vom unterhaltenden in den geistvoll-hintergründigen Ausdrucks-Bezirk, dem vor allem die Ecksätze und das tiefgründige As-Dur-Adagio verpflichtet sind, nachdem spätestens mit dem Andante, einer Variationsfolge über ein schlichtes Liedthema ein etwas leichterer Tonfall einkehrt.
Die Mixtur ist so einzigartig in der Musikgeschichte wie staunenerregend, vor allem deshalb, weil sie trotz aller Disparatheit so selbstverständlich wirkt und das Werk insgesamt wie aus einem Guß erscheint.
Eine nervös-brillante Aufnahme des ob seiner Besetzung selten gespielten Meisterwerks hat Gidon Kremer mit Kim Kashkashian und Yo-Yo Ma auf CBS (später: Sony) vorgelegt.