Neue Opern-Ära in Zürich hat begonnen

Der Opernintendant Matthias Schulz läßt den »Rosenkavalier« von Helnwein neu illustrieren – und spielt selbst Klavier
Günther Groissböck als Ochs im neuen Zürcher »Rosenkavalier« (Foto: Oper ZH/M. Baus)

Viel zum Schauen gab es anläßlich der ersten Premiere der neuen Ära am Opernhaus Zürich: Der neue Intendant ließ – als Höhepunkt eines 24 Stunden dauernden Opernfests inklusive zeitgenössischer Musik – Gottfried Helnwein Richard Strauss‘ »Rosenkavalier« ausstatten und auch andeutungsweise »inszenieren«. Für den Feinschliff der Personenführung sorgte freilich Lydia Steier – die beiden ließen nur den ersten Aufzug im vom Textdichter Hofmannsthal vorgesehenen Wien der Mozartzeit spielen.

Das Palais Faninal während der »Rosenüberreichung« (Foto: Oper ZH/M. Baus)

Nur der erste Akt spielt, wo Hofmannsthal ihn angesiedelt hat, im Theresianischen Wien…

Akt II siedelte in der Ära der Napoleonischen Wirren, Akt III in einem Maleratelier, das auch ein zeitgenössisches Bordell hätte sein können. Aufmerksamkeit im deutschsprachigen Raum war der Einstandsproduktion jedenfalls sicher, auch wenn nebst dem bewährten Ochs auf Lerchenau von Günther Groissböck manch leise Kritik an der Besetzungspolitik geäußert wurde: Ob Diana Damrau je eine Marschallin sein wird, die an die großen Vorbilder aus dem lyrisch-dramatischen Fach heranreicht, schien den Premierenbesuchern ebenso fraglich wie ob Stimme und Statur von Angela Brewer je für eine standesgemäße Verkörperung des Grafen Octavian ausreichen könnten.

Elīna Garanča, vom Intendanten begleitet

Wie auch immer: Die Premiere, von Joana Mallwitz dirigiert, war erfolgreich. Der neue Intendant Matthias Schulz – der schon mit einem anderen »Rosenkavalier«, inszeniert vom ressortmäßig ebenso unzuständigen, aber stets Aufsehen erregenden André Heller an seiner früheren Wirkungsstätte, der Berliner Lindenoper beim Feuilleton punkten konnte, hat seine Feuertaufe bereits am Wochenende vor dieser Strauss-Premiere bestanden:

Schulz, Garanča (Foto: Bally)

Er fungiert als Klavierbegleiter beim Recital von Elīna Garanča – so viel musikalische Kompetenz kann ja auch nicht jeder Intendant unter Beweis stellen. Zürich hat nach dem Regisseur Andreas Homoki jetzt zumindest einen Musiker als Opernchef…