
Intendant und Regisseur Michael Lakner verabschiedete sich mit Lehárs „Giuditta“ aus Baden – und mit ihm die traditionsreiche Vorherrschaft der Operette im Programm des Stadttheaters.
Die „Bühne Baden“, die Aufführungen in der Sommerarena zumal, stehen in einer langen Tradition des gehobenen österreichischen Unterhaltungstheaters und pflegen mit erstaunlichem Erfolg die ringsum totgesagte Gattung der Operette. Sie stand in ihren goldenen und silbernen und weniger edelmetallischen Ausprägungen seit jeher im Mittelpunkt der Programmierung. Womit sich Baden bis heute eine unverwechselbare Stellung sichern konnte. Die jüngste Neuinszenierung von Franz Lehárs, „Giuditta“ setzte nun aber einen Schlußpunkt. Nicht nur neigt sich die Direktions-Ära von Michael Lakner dem Ende zu. Es war auch die letzte Premiere vor der Landnahme des Musicals in Baden.
Aus Baden wird eine Musical-Bühne. Die wievielte eigentlich? Und was ist mit der österreichischen Tradition?
Zwar hat Lakners Nachfolger, Andreas Gergen, auch Operetten-Produktionen für die kommende Spielzeit avisiert. Aber im wesentlichen scheint das Stadttheater zur Musicalbühne zu mutieren. Ob sich dieser Kurswechsel auch aufs Programm der Sommerarena auswirken wird, bleibt abzuwarten. Aber Lakner, dem Regisseur, ist es zumindest gelungen, uns diesen Abschied schwer zu machen. Lehárs letzte Operette, einst an der Staatsoper uraufgeführt, wurde schon dank dieser ehrenvollen ersten Nacht zu einem Gipfelpunkt in der Karriere des Komponisten. Der hatte aus seinem lebenslangen Faible für die Oper nie ein Hehl gemacht und war in manchem Werk diesem Ideal doch recht nahegekommen.
SANFTE NACHSCHÄRFUNGEN DER DRAMATURGIE
Lakner hat als Intendant in Baden dem dort von Robert Herzl schon 2005 mit erstaunlichem Erfolg lancierten programmatischen Kurs fortgesetzt, der vor einer Ausweitung des Repertoires in Richtung Oper nicht Halt machte. So schuf man dem scheinbar „leichten“ Genre Operette die rechte Grundlage. Auf diesem Humus ließ sich die Lebensfähigkeit der Werke von Strauß bis Robert Stolz trefflich beweisen.
Noch einmal Lehár in der Sommerarena
„Giuditta“ machte Anno 2025 keine Ausnahme. Zumal Lakners Konzept, die Dramaturgie eines Werks nicht durch allzu große Regie-Eingriffe zu desavouieren, auch diesmal aufging. Die Charaktere der Menschen, die uns da zu schmeichelnden Melodien versichern: „Freunde, das Leben ist lebenswert“ oder „Meine Lippen, sie küssen so heiß“, sie entwickeln sich ziemlich getreulich am Erzählstrang des Librettos, das der Komponist vertont hat, scheinen nur durch kleine inszenatorische Stupser – in die richtige Richtung, wohlgemerkt – ein wenig nachgeschärft. Und dass symbolisch immer wieder ein Käfig ins Spiel kommt, erzählt uns unaufdringlich allerhand über die Befindlichkeit der Hauptfigur. Womit die wie immer grundsolide Besetzung, angeführt von Ursula Pfitzner Giuditta und Iurie Ciobanu Octavio, im wahrsten Sinne des Wortes leichtes Spiel hatte.
WAS FOLGT AUF DIE „NACHBLÜTE“?
So funktioniert Operette nach wie vor, auch eine, die wie „Giuditta“ von den Rezensenten von Anfang an nicht für ganz voll genommen worden war. Die goldenen Zeiten der Gattung waren ja schon Anno 34 lang vorüber. Aber die Nachblüte müsste – vor allem hierzulande – noch keineswegs zu Ende sein…
Giuditta: 28. und 30. August, „Ein Fest für Michael Lakner“: 13. September (www.buehnebaden.at)