„Zaide“ in Salzburg – Mozart, der Experimentator

Das „Zaide“-Ensemble, Salzburg 2025 (Foto: SF/Marco Borrelli)

Salzburg 2025, ein wenig eigenartig programmiert, wenn man die Festspielgeschichte in Acht nimmt, kein Richard Strauss im Opernprogramm, dafür zwar immerhin zweimal Mozart – aber beide Premieren sind keine vollwertigen Neuinszenierungen, sondern halbkonzertante Aufführungen. Im Falle des Jugendwerks „Mitridate, re di Ponto“ gelang das recht gut, im Falle der Premiere am 17. August wartete man gespannt auf Raphaël Pichon und sein Ensemble mit Sabine Devieilhe als Titelheldin in „Zaide“, einem der faszinierendsten Opernprojekte des Komponisten – ein Vorgängerstück der „Entführung aus dem Serail“, das Mozart unvollendet hinterließ – allerdings fehlen nur die Ouvertüre und das Finale, essentiell für eine Gesamtaufführung, gewiß, aber doch ist genügend Material für ein ausgiebige Auseinandersetzung mit dem Fragment vorhanden.

Pichon hat die „Dreivierteloper“ mit Ausschnitten aus der Kantate „Davide penitente“, die auf Musik aus der ebenfalls unvollendeten c-Moll-Messe beruht, und der beeindruckenden Schauspielmusik zu „Thamos, König in Ägypten“ amalgamiert, die einige erstaunlich experimentelle Momente enthält. Für die Dialoge – das originale Libretto der „Zaide“ ist verlorengegangen – setzte man auf eine Modernisierung, die eine Geschichte im Rückblick erzählt: Zaide, festgesetzt in einem Militärgefängnis, bekam ein Kind mit ihrem Mithäflting Gomatz. Retrospektiv erlebt man aus der Perspektive der Tochter die Erzählung von Leben und Liebe in der Unterdrückung.

Wie immer man diese nur in den Dialogen spürbare „Aktualisierung“ deuten mag: Musikhistorisch ist „Zaide“ ein besonderes Stück in Mozarts Schaffenskatalog, hier – und nur hier – arbeitet er nämlich mit den von Georg Benda in jenen Jahren kultivierten Technik des Melodrams, setzt also hie und da orchestrale Musikbegleitung zu einer Sprechstimme.
Der Abend thematisiert damit auch Mozarts künstlerische Brüche und Zweifel, seine Forscherlust und Originalität. Erste Reaktionen von Kennern lobten vor allem die beiden Frauenstimmen, neben der Zaide Sabine Devieilhes triumphierte Mezzo-Star Lea Desandre als Persada.

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Aufführungen bei den Salzburger Festspielen: 17., 19. und 22. August

Ö1 überträgt am 30. August