Thomas D. Schlee: Orchesterwerke

NEUE CD – MUSIK ZU ENTDECKEN – THOMAS D. SCHLEE

Neue Musik als akustische Abenteuerreise


Thomas Daniel Schlees jüngste CD schickt den Hörer auf akustische Suche nach Spuren der Schönheit.


Seine Musik, so bekannte Thomas Daniel Schlee einst, suche „nach den Spuren von Schönheit und Ausdruckstiefe, die von Tonkonstellationen ausgehen“. Womit er ein zentrales Problem benennt: Schönheit und Ausdruckstiefe, danach suchen Musikfreunde wohl immer, wenn sie Musik hören. Und sie werden dabei von den Schöpfern der seit 100 Jahren so genannten Neuen Musik allzu oft enttäuscht.

NEUE MUSIK, DIE NICHT ENTTÄUSCHT


Nun ist Schlee, einer der originellsten Komponisten Österreichs, seit geraumer Zeit nicht mehr durch Management-Aufgaben – etwa im Linzer Brucknerhaus oder beim Carinthischen Sommer – in seinem Schaffensfluss gehemmt. Die jüngste CD, von Christian Simonis mit der Staatskapelle Weimar und der Sinfonietta Rīga eingespielt, fährt reiche Ernte ein. Aufgeschlossene Hörer dürfen an der Hand Schlees versuchen, der verlorenen Schönheit, aber auch der Expressivität auf die Spur zu kommen.

Akustische Spurensuche

Die Werke nehmen die Witterung aus verschiedenen Perspektiven auf. In Orchesterstücken, die zum Teil ihre spielerische Absicht schon im Titel offenbaren, zeigt er sich als Zeitgenosse der „Dritten Wiener Schule“. Manches, vor allem die „Sinfonia tascabile“, scheint bei Gottfried von Einems ungenierten, originellen Mixturen althergebrachter Dur- und Moll-Harmonien anzuschließen, reich garniert mit aparten, die Grenzen überschreitenden, aber nicht sprengenden Wucherungen.

OLIVER TRIENDL, ZART BESAITET


Anderes, vor allem das von Oliver Triendl entsprechend delikat, teils sogar verträumt hingetupfte Klavierkonzert, verrät die ästhetischen Konnotationen von Schlees französischer Schule – der einstige Student Olivier Messiaens verrät keine seiner Wurzeln. Und er enttäuscht seine neugierigen Hörer nie: Kaum ein Moment, der ahnen ließe, wie es gleich weitergehen würde – und doch wirkt alles zuletzt logisch; und vor allem: harmonisch.

Thomas Daniel Schlee: Orchesterwerke
Hänssler Classic