Mailand in Wien
Dominique Meyer präsentierte seine letzte Scala-Spielzeit
Dominique Meyer hinterläßt, wo immer er eine Position verläßt, positive Bilanzen. Wien 2020 an der Wiener Staatsoper weisen auch die Zahlen vier Jahre später an der Mailänder Scala finanzielle Erfolge aus: „Wir haben mehr als acht Millionen Euro mehr eingenommen als budgetiert“, konnte der passionierte Opernmacher in den Prunkräumen des Palais Metternich, dem Sitz der italienischen Botschaft in Wien, verkünden. Dass die kurz vor der Premiere von Wagners „Rheingold“ publik gewordene Mitteilung Christian Thieiemanns, das gesamte Mailänder „Ring“-Projekt gesundheitsbedingt abzusagen, einen Schatten auf die letzten Monate von Meyers Amtszeit wirft, verschwieg der Sovrintendente des Teatro alla Scala dem illustren Publikum – mit seinem Wiener Vorgänger Ioan Holender als Zaungast – nicht.
Giorgia Melonis Regierung gegen Mailands Aufsichtsrat
Doch ist es vor allem sein Nachfolger, Fortunato Ortombina, der aus Venedig nach Mailand übersiedelt, der sich damit herumschlagen muss, Dirigenten für die folgenden Wagner-Premieren des Projekts, das David Mc Vicar inszeniert, zu finden. Dominique Meyer, den der Aufsichtsrat der Scala gern länger in seiner Position gesehen hätte, muss Ende Februar aus dem Amt scheiden. Eine Altersklausel war der Grund, den die römische Kulturpolitik des Kabinetts von Giorgia Meloni vorgeschoben hat, um einen Italiener auf den Posten zu befördern. Einen Mann, den Meyer seit Jahren kennt und schätzt.
Spannende Scala-Saison
Die gute Laune über die eigenen Erfolge lässt sich Wiens Ex-Opernchef dadurch freilich nicht verderben. Am 12. Oktober findet im Vorfeld der traditionellen Saisoneröffnung eine Wiederaufnahme des „Rosenkavalier“ in der Inszenierung von Harry Kupfer unter Kirill Petrenko statt. Am 7. Dezember gibt es zur eigentlichen „Inaugurazione“ Verdis „Macht des Schicksals“ unter der Leitung von Chefdirigent Riccardo Chailly mit Anna Netrebko und Jonas Kaufmann – man kann via TV wieder in aller Welt „live“ dabei sein. In der Folge eine abwechslungsreich programmierte Saison mit einer Wiederaufnahme von Giorgio Strehlers legendärer „Falstaff“-Inszenierung und Neuproduktionen von Bellinis „Norma“ (mit Marina Rebekka) oder der Uraufführung der Umberto-Eco-Veroperung „Der Name der Rose“ durch den Komponisten Francesco Filidei unter Ingo Metzmacher.