
Einer der bedeutendsten Pianisten des XX. Jahrhunderts, behindert – wie so viele – an einer internationalen Karriere durch das Stalin-Regime in Rußland. Sofronitsky war der Schwiegersohn Alexander Skrjabins und (nicht deshalb) dessen wichtigster Interpret – die Aufnahmen, die von Sofronitskys Skrjabin-Spiel erhalten sind, gehören abgesehen von seiner diesbezüglichen stilistischen Kompetenz und der makellosen pianistischen Technik zu den intensivsten Hörerlebnissen, die ein Musikfreund machen kann – Ausdruck pur, fanatischer Wille zur Durchdringung des oft rätselhaften Klang-Dickichts.
Sofronitskys Leben
Wladmir Sofronitsky ist am 8. Mai 1901 in St. Petersburg zur Welt gekommen. Seine Familie, der Vater Professor für Mathematik und Physik, die Mutter Sproß einer Künstlerfamilie, übersiedelte bereits zwei Jahre später nach Warschau, wo das Kind schon in frühem Alter mit seiner Klavierausbildung begann. Im Alter von zwölf Jahren kam Sofronitsky nach St. Petersburg zurück. Ehe er seine Studien dort bei Leonid Nikolayev aufnahm, fuhr seine Mutter mit ihm regelmäßig nach Warschau zu seinem ersten Lehrer, Alexander Michalowski.
Mit 19 heiratet Sofronitsky noch als Konservatoriums-Student Alexander Skrjabins Tochter Elena. Daß er zum bedeutendsten Interpreten der Werke ihres Vaters werden sollte, hatte damit nichts zu tun – Sofronitsky hat die Musik Skrjabins zwar schon im Kindesalter für sich entdeckt, aber den Komponisten, der 2015 starb, nie spielen hören können.
EX AEQUO MIT MARIA JUDINA
2020 absolviert er die Abschlußprüfung am Konservatorium und erringt ex aequo mit Maria Judina den »Rubinstein-Preis«.
Mit dieser Pianistenkollegin verbindet den Künstler später manche biographische Volte – vor allem war man sich einig im sanften Protest gegen das Stalin-Regime, ohne freilich sein Leben zu riskieren. Im Westen blieben aufgrund der Restriktionen der sowjetischen Kulturpolitik beide Pianisten beinah unbekannt, in ihrer Heimat genossen sie kultische Verehrung.
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