Vorab
Nur halbherzig hat Giuseppe Verdi seinen Stiffelio revidiert und zum Aroldo gemacht. Die Urfassung wurde von der Zensur und auch dem Publikum nicht akzeptiert, ging es doch um einen protestantischen Pastor, der seine Frau des Ehebruchs überführen kann. Dergleichen war in Italien um die Mitte des XIX. Jahrhunderts nicht auf die Bühne zu bringen. Zumindest mußte aus dem Pastor ein politischer Würdenträger werden. Ehefrauen von Gouverneuren traut man die Untreue eher zu als der Frau »Pastorin« . . .
Daß auch die erste Fassung nicht übermäßig dramatisch wirken muß, ewies der Versuch einer Wiederbelebung, 1...
In Zeiten des vokalen Dauer-Espressivo der Fünfziger- und Sechzigerjahre holten die italienischen Intendanten Verdis Frühwerk aus dem Fundus, um den umjubelten Exponenten jener Opernära Gelegenheit zu geben, ihre hohen Töne und nachdrücklich servierten Phrasen jenseits bekannter Melodien zu servieren. Also gibt es Aufnahmen, die Stil-Puristen ein Gräuel sind, für Verehrer großer, schöner Stimmen aber Feste darstellen - was der laute Applaus unterstreicht, der auf den Livemitschnitten ebenfalls dokumentiert ist.
Als da sind Aufnahmen mit Antonietta Stella, Franco Corelli und Ettore Bastianini unter Gianandrea Gavazzeni (La Scala, 19...
Die klangschönste Gesamtaufnahme, in der vor allem die metaphysischen Dimensionen der Musik dank wunderbarer Ausdrucksdichte des Orchesterspiels anklingen, stammt aus Berlin: Herbert von Karajan hat sie in Vorbereitung seiner Osterfestspiele 1980 mit seinen Philharmonikern eingespielt; allerdings keineswegs mit einer einheitlichen, geschweige denn idealen Sängerbesetzung. Der gesanglich vollkommene Parsifal existiert vermutlich nicht. Doch finden sich hier und da atemberaubende Szenen, die man gehört haben sollte, wenn man sich in dieses Werk vertiefen möchte.
Eine vielgepriesene Gesamtaufnahme entstand 1968 unter der Leitung von Otto Klemperer in London. Wobei die Tonschönheit der Stimmen hier gewiß nicht im Vordergrund steht. Die Intensität des Gesangs aber entspricht jenem dramaturgischen Hochdruck, den Klemperer mit dem Orchester erzeugt. Das wird noch viel deutlicher in jenem Tondokument, das anläßlich von konzertanten Live-Aufführungen in der Zeit der Aufnahmesitzungen entstand. Da geht dann zwar allerhand schief, aber die Gesamtwirkung ist atemberaubend - nicht einmal durch die Tatsache irritiert, daß Klemperer - wie Wolfgang Sawallisch bei seiner Bayreuther Produktion (der schnells...
Anton Arenskys Walzer
Der bedeutende amerikanische Musikkritiker Harold Schonberg - unter anderem Biograph von Vladimir Horowitz - hat einmal auf meine Frage, was er für die beste pianistische Leistung halte, die je aufgenommen wurde, wie aus der Pistole geschossen geantwortet: Arenskys Walzer, gespielt von Harold Bauer und Ossip Gabrilowitsch.
Hie...
Anon Arenskys Walzer
Der bedeutende amerikanische Musikkritiker Harold Schonberg - unter anderem Biograph von Vladimir Horowitz - hat einmal auf meine Frage, was er für die beste pianistische Leistung halte, die je aufgenommen wurde, wie aus der Pistole geschossen geantwortet: Arenskys Walzer, gespielt von Harold Bauer und Ossip Gabrilowitsch.
Hier...
Eine Tondichtung, wie geschaffen zur Demonstration der »Programmusik« der deutschen Romantik: Die Geschichte des Kosakenführers Maeppa, der an ein Pferd gebunden, durch die Steppe gejagt wird und wie durch ein Wunder von seinen Leuten gefunden und gerettet wird, in Tönen nacherzählt - vom Peitschenhieb, der das Pferd im Galopp in die Steppe hinaustreibt über den erschöpften Zusammenbruch und die Vision von einem Sieg der gerechten Sache bis zu den fernen Trompetensignalen, die die nahende Rettung ankündigen eine Art tönendes Märchenbuch.
Herbert von Karajan hat in der Frühzeit seiner Amtszeit bei den Berliner Philharmonikern dieses Wer...