Archiv der Kategorie: CD aktuell

Harriet Krijghs romantische Reise

Capriccio, 2024

Die holländisch-österreichische Cellistin hat mit den Tonkünstlern unter Martin Sieghart die Konzerte von Dvořák und Elgar aufgenommen – der Klassiker der Cellolitaratur und ein ebenbürtiges Werk, das wenigstens ebenso bekannt sein sollte.

Harriet Krijgh ist eine der sensibelsten Musikerinnen unserer Zeit, die sich hier in allen Facetten der Spätromantik entfalten darf. Die ariosen Elemente der langsamen Sätze sind, das war zu erwarten, ihre Force, vor allem Elgars Adagio-Satz geriet dank Siegharts behutsamer Unterstützung zu einem akustischen Edelstein – der schon von einem entsprechend funkelnden Scherzo-Satz einbegleitet wurde; gerahmt von den beiden ebenso leidenschaftlichen, wie resignativ grübelnden Ecksätzen dieses wunderbaren Konzerts.

Auch die Neueinspielung von Dvořáks berühmtem Gegenstück kann durchaus gegen die notorisch starke Konkurrenz bestehen: Krijgh stellt sich mit bemwerkenswerter innerer Kraft auch den dramatisch-kämpferischen Momenten dieser Komposition – und bewahrt im Verein mit dem Dirigenten und dem hörbar animiert musizierenden niederösterreichischen Orchester die Übersicht über die abenteuerliche Formgebung, die allein aus dem spontanen Erzählduktus zu entwachsen scheint. Der Hörer wird auf eine Abenteuerreise mitgenommen, läßt sich dazu gern verführen und erreicht am Ende – vielleicht erstaunt über den mutigen »Blindflug«, aber zufrieden – den sicheren Hafen

Händels Explosion

LINN 2024

Als der deutsche Meister für den italienischen Kollegen Corelli komponierte – und wie er sich für seine künftige Karriere rüstete: John Butt und sein Dunedin Consort präsentierten »Händel in Rom« und damit Kantaten aus der frühen Reifezeit des Komponisten.

Bevor er zum musikalischen Eroberungsfeldzug schreiten konnte, um als gebürtiger Sachse zum bedeutendsten Komponisten Englands zu werden, mußte Georg Friedrich Händel Station in Rom machen. Er hatte für Hamburg zwar bereits zwei Opern komponiert und war mit der reichen protestantischen Kirchenmusik seiner Heimat bestens vertraut. Aber wer etwas auf sich hielt in der Musikwelt, der mußte sich im katholischen Land der Musik, in Italien, den letzten Schliff geholt haben. Händel war gerade 22 als er in der päpstlichen Metropole ankam – und er mauserte sich in kürzester Zeit zum Lieblingskomponisten einflußreicher Gönner. In der Aneignung war er stets ebenso skrupellos wie genial: Was er an Gewinnträchtigen bei anderen sah, erfuhr unter seinen Händen höchste Veredelung.

John Butt vereint mit seinem Dunedin Consort auf der neuen CD drei italienische Kantaten, in denen sich der künftige Opernmeister ebenso bereits entpuppt wie der Schöpfer edler, selbstvegessener, der puren Schönheit ergebenen Gesangslinien – die hier von der jungen Sopranistin Nardus Williams als willkommene Visitenkarten genutzt werden.

 

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»Parisienne« – Klavierkonzerte von Ravel und Massenet

Hänssler Classics (2024)

»Parisienne«
Klavierkonzerte von Jules Massenet & Maurice Ravel
Eloïse Bella Kohn (Klavier), RSO Berlin – Christoph Koncz

Das neue Album der französischen Pianistin Eloïse Bella Kohn konfrontiert eine – hörenswerte, weil exzellente – Neuaufnahme von Maurice Ravels vielgespieltem G-Dur-Konzert mit einer echten Rarität: Jules Massentes 1902 vollendetem, aber auf bedeutend älteren Skizzen basierendem Klavierkonzert.

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Schönberg – von Leinsdorf und Stokowski: Unerhört!

Leinsdorf und Stokowski dirigieren Schönberg

Für alle, die nach dem Rummel um den »Jahresregenten« doch ein wenig mehr von Schönbergs Musik kennenlernen möchten, ohne sich in Zwölftongefahr begeben zu müssen: eine Neuerscheinung des Labels Pristine. Andrew Rose hat wieder Aufnahmen in Rundfunkarchiven aufgespürt und sie für heikle Ohren technisch famos aufbereitet.

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Rendezvous mit Martha Argerich

Avanti AVA10702 (September 2024)

Martha Argerich, jugendlich auch heute noch, hat gerade wieder in Wien konzertiert. Die Herzen des Publikum fliegen ihr zu wie eh und je – und die ungebrochene Musizierfreude dieser brillanten Pianistin wird auch von immer neuen CD-Produktion dokumentiert. Die neue Reihe »Rendezvous mit Martha Argerich« (Avanti) ist bereits bei Vol. 3 angelangt. Und wieder ist das Ergebnis beglückend, denn die Künstlerin, umgeben von prominenten Freunden und Musikern, die prominent werden könnten, präsentiert sich und ihre Mitstreiter in bekanntem wie unbekanntem Repertoire, durchwegs mit Animo und oft mit Feuer realisiert.

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Knappertsbuschs Bruckner

Zum 200. Geburtstag des Komponisten: Legendäre Aufnahmen der Wiener Philharmoniker, akustisch rundumerneuert auf dem Label Pristine.

Es sind berühmte frühe Wiener Bruckneraufnahmen der Philharmoniker unter der Leitung eines ihrer beliebtesten Dirigenten – auf Grund der Tatsache, daß die ersten beiden (die Symphonien Nr. 3 und 4) noch in Mono ...

 

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Der Ring des Nibelungen – Thielemann in Berlin

Der »Ring» aus Berlin auf DVD (Unitel)

Christian Thielemanns Einstand an der Lindenoper

Diese Produktion wollte eigentlich Langzeit-Musikchef Daniel Barenboim herausbringen. Er hatte sich für die Saison 2022/23 einen neuen »Ring des Nibelungen« für seine Deutsche Staatsoper unter den Linden gewünscht. Krankheitshalber mußte er die musikalische Leitung abgeben und es sprang – viel beachtet – Christian Thielemann ein. Der Jüngere galt lange Zeit als eine Art Antipode Barenboims, doch erwies sich anläßlich der Premierenserie der von Dmitri Tcherniakov in der notorischen Regietheatermanier inszenierten Tetralogie, daß Thielemann mit der Staatskapelle Berlin sogleich aufs schönste harmonierte.

Es dauerte nicht lang, da wurde nach Barenboims Rücktritt der gebürtige Berliner Thielemann zum neuen Generalmusikdirektor des Hauses unter den Linden gekürt. Der Live-Dokumentation des Tcherniakov-Rings kommt daher musikalisch Bedeutung zu: Es war eine Weichenstellung, die da vorgenommen wurde. Wie gewohnt, agierte Thielemann mit einem ihm noch unbekannten Klangkörper vorsichtiger, jedenfalls langsamer als zuletzt gewohnt, aber er rückte kein Jota von seinen klanglichen Vorstellungen ab – und triumphierte auf der ganzen Linie, weil die Musiker spürbar mit Lust seinen Ideen folgte und sie in die Tat umsetzte.

Dazu kommt, daß die Sängerbesetzung über weite Teile die erste Wahl für die jeweiligen Partien in unsern Tagen darstellt: Anja Kampe als Brünnhilde etwa und Andreas Schager als Siegfried.

Ob Wagner-Verehrer die Bilder wirklich mehrmals sehen möchte, bleibe dahingestellt – die Tonspur dieses Livemitschnitts bleibt wohl ein bedeutendes Dokument.

Neue CDs, relevant für Festspiel-Gäste

Bernheim genießt man daheim am allerbestenNeue CDs geben Antwort auf manche Fragen, die sich derzeit viele Besucher der Salzburger Festspiele stellen.

Zwei CD-Alben, die demnächst erscheinen, könnten für Zaungäste der Salzburger Festspiele erhellende Wirkung haben. Nachdem sich im philharmonischen Konzert Riccardo Muti erstmals über Anton Bruck...

 

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