Archiv der Kategorie: Rezensionen

Der Trumpf Anna schlägt auch die Pique Dame

Die Netrebko bei ihem Bühnendebüt als Lisa (Foto: Staatsoper/Pöhn)

In der Wiener Staatsoper erschien Anna Netrebko wieder einmal – und diesmal gerechtfertigt – im Tandem mit Yusif Eyvazov. Tschaikowskys düsteres Spielerdrama nach Puschkin wurde dank beider Interpreten, die ihre Partien erstmals in Wien sangen, zum Ereignis. Zumindest musikalisch.

REZENSION VOM 22. JUNI 2025

Ja, man hört in manchen Passagen, daß die Stimme dem langen Primadonnendienst Tribut zu zollen hat. Und doch und immer noch: Ein Abend, an dem Anna Netrebko auf der Bühne steht, garantiert spannendes Musiktheater. Die Ausdruckskraft dieser Singschauspielerin ist ungebrochen. Und in manchen lyrischen Momenten, die Tschaikowsky den Protagonisten seiner Puschkin-Oper „Pique Dame“ schenkt, tönt der Sopran beinah so geschmeidig und farbenreich wie früher.

 

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»Götterdämmerung« zum Abschied von Philippe Jordan

»Der Ring des Nibelungen« im Juni 2025 war die letzte Tat des scheidenden Musikdirektors der Wiener Staatsoper.

Andreas Schager als Siegfried

Rollen- und sogar Hausdebüts in den wichtigsten Partien – und der Abschied vom Musikdirektor des Hauses: Die beiden Aufführungsserien von Wagners „Ring des Nibelungen“ stehen vor allem aus musikalischen Gr...

 

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Sanftes Lächeln einer Sommernacht

Philharmonische Klänge vor Schloß Schönbrunn

Konzert der Philharmoniker in Schönbrunn. Zum 22. Mal fand der größte Klassik-Event nach dem Neujahrskonzert statt. Diesmal sogar bei idealem Wetter.

Freitag der Dreizehnte, aber ein Wetter prachtvoll wie selten. Nicht immer – vor allem in den ersten Jahren nicht – hatten die Wiener Philharmoniker so viel Glück bei ihrem »Konzert für die Welt«. Live ist dieser internationale TV-Termin ein musikalisches Volksfest für die Wiener, die bereits eineinhalb Stunden vor Beginn in endlose Kolonnen von der Kennedybrücke in Richtung des Hietzinger Tors strömen. Manche sogar elegant gewandet, die anderen wie auf dem Weg zum Freibad.

Die Restaurants ringsum sind ausgebucht. Eine verzweifelte Dame versichert, sie hätte zwei Plätze reserviert. Man verweist sie auf ein Lokal ähnlichen Namens um die Ecke…

Selbst vor den Toiletten im Schloßpark – was das imperiale Design betrifft, gewiss die luxuriösesten der Welt – bilden sich lange Schlangen. Nur hinter dem Palmenhaus steckt ein Entenpärchen, schlafbereit, schon seine Schnäbel ins Gefieder.

Eine Gedenkminute und das »lebenswerte Leben«

 

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Riccardo Muti im Salieri-Jahr: Mozart gewinnt ja doch immer!

WAS HEISST SCHON »WIENER FESTWOCHEN«? +++ 200, TODESTAG VON ANTONIO SALIERI +++ EIN FALSCHES »PHILHARMONISCHES« +++ RICCARDO MUTIS »ALTERSSTIL«

Die Hofmusikkapelle im Musikverein: eine Konfrontation Mozarts mit seinem erbitterten Feind, Antonio Salieri, dem Jahresregenten 2025.

WAS HEISST SCHON »FESTWOCHEN«?

Über die Frage, welches Profil sich die Musikstadt Wien mit ihren Festwochen gibt, wird aus aktuellem Anlass gerade viel diskutiert. Der Reigen war aus einem Musikfest hervorgegangen, bei dem sich die Crème der internationalen Komponisten ein Stelldichein gab. Die hießen damals natürlich Paul Hindemith, Igor Strawinsky oder Pierre Boulez …

Boulez ist übrigens einer der Jahresregenten 2025. Ein anderer: Antonio Salieri, dessen künstlerischer Zweikampf mit Mozart früher einmal eine Festwochen-Ausstellung wert gewesen wäre. Aber dergleichen ist mittlerweile ja einem Allerweltsgetümmel gewichen, das in seiner Zeitungeistigkeit überall in der EU stattfinden könnte. „Klassische“ Musik, für die der Name Wien international steht, ist längst vollständig aus dem Programm gestrichen. In den großen Konzerthäusern wird sie zur Freude der Touristen wie der Einheimischen freilich weiterhin gepflegt.

 

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Igor Levits »Eroica« im Wiener Musikverein

Brahms und Beethoven/Liszt als Parforcetour

Musikverein Wien / Julia Wesely

Musikverein. Behutsame Klangzaubereien bei Brahms, brachiale Dramatik bei Beethoven in Liszts Arrangement.

Als wär‘s die Fortsetzung des Salzburger Festspielabends: Die Kombination von Brahms-Stücken und Franz Liszts Arrangement einer Beethoven-Symphonie schien damals schon im Falle später „Intermezzi“ mit der Siebenten Symphonie rätselhaft; die notabene pausenlose Gegenüberstellung der Brahms-Balladen op 10 mit der »Eroica« stellte diesmal ebenfalls Fragen: Was erwartet man von der Konfrontation eines Frühwerks von Brahms und der bis heute kolossal wirkenden Dritten Beethoven-Symphonie? Was heißt das: Romantik? Was Klassik?

 

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Thielemann dirigierte erstmals »Arabella« in Wien

Sabine Devieilhe und Camilla Nylund in den historisch unpassenden Dekors von Rolf Glittenberg

Selbst die charmefreie Inszenierung Sven Eric Bechtolf kann die musikalische Atmosphäre nicht zerstören: In der »Arabella«-Wiederaufnahme mit Camilla Nylund herrscht Hofmannsthals Geist dank der Klänge von Richard Strauss.

EIN ABEND DES ORCHESTERS

Eine bessere Sängerbesetzung für Richard Strauss’ »Arabella« wird man heutzutage wohl nicht finden. Dies sei vorausgeschickt. Es muß dennoch heißen: Das war der Abend des Staatsopernorchesters. Wie oft hat man das bei Strauss-Aufführungen im Haus am Ring schon geschrieben? Nur »Arabella« war diesbezüglich eine Ausnahme. Selbst bedeutende Strauss-Dirigenten haben sich um sie herumgeschwindelt. Nun aber: Christian Thielemann am Pult. Da darf man sagen, dass diese Partitur hier seit Jahrzehnten nicht so zum Leben erweckt wurde.

 

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»Werther«-Sternstunde in Paris

Marina Viotti und Benjamin Bernheim (c Vincent Pontet)

Benjamin Bernheim und Marina Viotti machen am Théâtre des Champs-Élysées in der Regie von Christof Loy die Goethe-Oper zum Ereignis.

Massenets »Werther«, paradoxerweise einst in Wien uraufgeführt, gehört dennoch ganz und gar den Franzosen. In deutschsprachigen Landen galt die Goethe-Veroperung – wie etwa Gounods »Faust« – als suspekt. Und man muss tatsächlich nach Paris pilgern, um eine Lektion in Sachen musikalischen Stils zu erhalten: Dass Massenets Musik aus dem Geist der Opéra Comique herausgewachsen ist, begreift unsereins ja nach wie vor kaum. Wenn der wohl herausragende Interpret dieses Fachs in unseren Tagen im Theatre des Champs-Elysees den Werther singt, dann erlebt der Zaungast also nicht nur vokale Glanzstücke. Er staunt auch, wie man aus ihm ungewohnter Perspektive einem Meisterwerk gerecht werden kann.

 

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Asmik Grigorians erste Norma

De Tommasi, Akhmetshina, Grigorian – untaugliche Optik, aber von den Damen phänomenal gesngen! (Theater an der Wien: Monika Rittershaus)

Die Künstlerin feierte trotz Indisposition ein glänzendes Rollendebüt im Theater an der Wien. Die Inszenierung ist, wie heute leider immer zu erwarten, völlig untauglich und verzwergt eine Oper, die vokal zu einem veritablen Schicksals-Drama wurde … auch weil mit Aigul Akhmetshina eine junge Gegenspielerin für die Grigorian gefunden wurde, die aufhorchen ließ.

Im Normalfall könnte an dieser Stelle keine Rezension der jüngsten Premiere im Theater an der Wien erscheinen: Wenn der Intendant des Hauses vor einer Aufführung von Bellinis »Norma« erscheint, um dem Publikum mitzuteilen, die Darstellerin der Titelpartie sei – wie alle Kollegen auch – während der Probenarbeit von einer fiebrigen Erkrankung befallen worden und noch nicht ganz genesen, dann ist der Abend für den kritischen Betrachter erledigt. »Norma« ohne Norma ist wie »Carmen« ohne Carmen. Aber für diesmal war das Rollendebüt von Asmik Grigorian angekündigt. Also war alles anders: Die Sängerin entpuppte sich trotz Indisposition als grandiose Interpretin einer als grenzwertig schwierig geltenden Partie. Und sie mußte den Abend nicht einmal allein tragen: In Aigul Akhmetshina fand sie eine Gegenspielerin, die eine der sattesten Mezzostimmen unserer Zeit hören ließ – und in den Duetten zu beeindruckender Form auflief.
Also doch ein Bericht über „Norma“ und die Tatsache, daß sich der Besuch im Haus an der Wien lohnt, auch wenn wieder einmal keine Rede davon sein kann, daß das angekündigte Werk auf der Bühne auch zu sehen ist. Dem steht die szenische Verzwergung der psychologischen Schicksalsverknotungen durch Vasily Barkhatov entgegen. Aber davon in gebotener Kürze zuletzt.
Zuerst einmal: Der Gesang sorgte an diesem Abend dafür, daß die ersten beiden Silben des Wortes Musiktheater endlich zu ihrem Recht kamen.

 

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Pfitzners »Palestrina« in Wien zurück

Palestrina, fast zynisch-unbewegt, im Dialog mit dem Kardinal (Michael Spyres und Wolfgang Koch) (Foto: Wiener Staatsoper/ W. Pöhn)

Unter Christian Thielemann absolviert das bedeutende Künstlerdrama, früher Fixbestandteil des Repertoires, wohl nur einen – allerdings bemerkenswerten – Zwischenstop.

Hans Pfitzners »Palestrina«, früher ganz selbstverständlich Teil des wienerischen Opernrepertoires, kehrt nach beinahe einem Vierteljahrhundert in den Spielplan zurück. Der Erfolg war rauschend. Christian Thielemann am Dirigentenpult und eine mehrheitlich sehr gute Sängerbesetzung haben es möglich gemacht. Und doch, erinnerte die Wiederaufnahme auch unter dem Titel »Endspiel« laufen können – und das keineswegs deshalb, weil sie – Treppenwitz der Planungsgeschichte – im Umfeld der Wiener Premiere von Kurtágs »Fin de partie« angesetzt war.
Aber der Reihe nach:

 

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Sabine Devieilhe in Wien

Ein Liederabend wie ein Traum

Atemlose Stille, dann tosende Begeisterung über ein Sternstunde der Gesangskunst im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses.

Eine der edelsten Stimmen unserer Zeit, makellose Gesangskunst, ein dramaturgisch kluges Programm, mitgestaltet von einem kongenialen Klavier-Partner – Sabine Devieilhe und Mathieu Pordoy erinnerten bei ihrem Auftritt im Mozartsaal daran, zu welchen Höhenflügen sich der Liedgesang erheben kann, wenn sich die Lust am puren Schönklang mit intellektueller Interpretationskultur verschwistert.

 

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