Am 16. Oktober des Vorjahres hat NHK ein Konzert seines Orchesters unter der Leitung von Herbert Blomstedt aufgenommen. Auf dem Programm des Abends standen das Violinkonzert von Johannes Brahms und Carl Nielsens Fünfte Sympnonie. Solist war Leonidas Kavakos.
Der Doyen der Dirigenten unserer Zeit erfreut sich jetzt, im hohen Alter, international größter Beliebtheit und gilt vielen tatsächlich als der »große alte Mann« unter den Kapellmeistern.
Ö1 sendet heute die Aufzeichnung einer Vorstellung der New Yorker Metropolitan Opera aus dem Jahr 1965. Eine der damals noch raren Aufführungen von Giuseppe Verdis »Simon Boccanegra« mit der großen Renata Tebaldi als Amelia, Met-Legende Jeome Hines als Fiesco und Anselmo Colzani in der Titelpartie.
Colzanis Name war Wiener Opernfreunden damals ein Begriff, wenn auch nicht alle gut auf ihn zu sprechen waren: Er war nämlich jener Bariton, den Herbert von Karajan in seiner Neuproduktion von Verdis »Otello« dem bis dato unangefochtenen Wiener Star Paul Schöffler in der Rolle des Jago vorzog – denn man sang ab sofort italienische Opern in der Originalsprache, womit sich weder Schöffler noch viele der Wiener Opernkenner anfreunden mochten. Die Zeitläufte haben immerhin in diesem Punkt dem Dirigenten-Direktor recht gegeben. Colzani ist nach Ablauf der ersten »Otello«-Serie unter Karajan im Mai 1957 nie wieder an der Staatsoper aufgetreten, machte aber jenseits von Wien Karriere . . .
Die frischeste Sopranstimme
Wer lieber eine der schönsten Stimmen der Gegenwart bei einem Live-Auftritt belauscht, hat via Digital Concert Hall Gelegenheit dazu. Sabine Devieilhe ist die Solistin in einem Konzert der Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Maxim Emelyanychev mit Musik von Mozart, darunter Arien aus »Idomeneo« und »Die Entführung aus dem Serail« und das Et incarnatus est aus der unvollendeten Messe in c-Moll. Umrahmt wird das Vokal-Programm von der »Figaro«Ouvertüre, der »Serenata notturna« und der »Prager« Symphonie.
Aufregend, aufschlussreich: Pianist Igor Levit stellt seine Interpretation von Hans Werner Henzes „Tristan“ in historisch-kritischen Zusammenhang mit Werken von Franz Liszt, Richard Wagner und Gustav Mahler, Liszts berühmten »Liebestraum« inbegriffen. (Sony)
Ein Liebestraum, und was daraus werden kann: Zutiefst humane, intime Botschaften plaudert Igor Levit in seinem jüngsten Album aus. Das Programm der beiden CDs basiert auf den Erfahrungen einer Begegnung auf dem Salzburger Festspielpodium: Mit den Wiener Philharmonikern unter Franz Welser-Möst hat Levit im August 2018 Hans Werner Henzes „Tristan“ aufgefü...
Heute ist der »Tag der Fahne« und der Sender Ö1 begibt sich rechtzeitig auf die Spuren der Operettenkultur, die ja typisch für Österreich ist. Allerdings: Michael Blees hat für seine Operetten-Spielereien heute etwas Besonderes vorbereitet: Er spielt Aufnahmen aus dem Strauß-, Kálmán- und Lehár-Repertoire in russischer, polnischer, tschechischer, italienischer, schwedischer, spanischer, französischer und ungarischer Sprache – und sogar eine Nummer auf Japanisch! Ob das sprichwörtliche »’s flüstern Geigen« da auch instrumental anders ausnimmt?
Seit am 24. Februar 2022 russische Truppen in die Ukraine einmarschierten, tobt unter kritischen Musikfreunden ein Kulturkampf, ob es denn tatsächlich eine genuin ukrainische Musik gebe, oder ob die Hochkultur in jener Region doch vollkommen russisch determiniert sei. Ein Stream der Plattform operavision gibt ab 25. Oktober eine Antwort.
»Die goldene Krone«
Am 25. Oktober geht auf der Streamingplattform operavision die Aufzeichnung einer Gemeinschaftsproduktion mehrerer europäischer und amerikanischer Operntruppen online: »Die goldene« Krone, komponiert 1929 von Borys Lyatoshynsky. Das Werk wird als Musterbeispiel ukrainischer Hochkultur bezeichnet.
Wieder heißt es Abschied nehmen von einer bekannten Größe im Staatsopern-Repertoire. Ab sofort ist das Ballett »Dornröschen« nicht mehr nur von Peter I. Tschaikowsky, sondern auch von Giacinto Scelsi. Die neue Choreographie von Staatsballett-Chef Schläpfer kombiniert die klassische Partitur mit Musik des italienischen Zeitgenossen und verzichtet auch auf Anleihen bei der gewohnten szenischen Ballett-Pracht. Neugierieg können heute per Live-Stream die Novität begutachten.
Die Geigerin Isabelle Faust und Dirigent Francois Xavier Roth präsentieren heute in der Berliner Philharmonie ein spannendes Programm, in dem kaum bekannte Musik berühmter Komponisten zu hören sein wird, nämlich Paul Dukas‘ Ouvertüre »Polyeucte« und Claude Debussys Kantate »La Damoiselle élue« mit den Solistinnen Julie Fuchs (Sopran) und Adèle Charvet (Mezzo). Im Zentrum steht eine Aufführung von Béla Bartóks späten Violinkonzert. Und natürlich darf Dukas‘ »Zauberlehrling« als brillanter Schlußpunkt nicht fehlen!
Neugierige können via Digital Concert Hall live dabei sein. Der Stream startet um 18.45 Uhr.
Leos Janaceks bekannteste Oper steht wieder auf dem Spielplan der Wiener Staatsoper, diesmal mit Asmik Grigorian in der Titelpartie und David Gutt Philip als Laca. Tomas Hanus dirigiert. Die Produktion von David Pountney atmet nicht mehr das Flair der legendären Otto-Schenk-Inszenierung, in der einst von Sena Jurinac bis Garbriela Benackova die Sopranistinnen brillierten, aber sie gehört zu den vernünftigeren Neuzugängen der vergangen 20 Jahre und erzählt die Geschichte werkgetreu. Das Streaming-Portal der Staatsoper bietet heute die Gelegenheit, kostenlos dabei zu sein.
Auch wer mit »aktualisierenden« Inszenierungen nicht viel anfangen kann, wird vielleicht diese Produktion mögen: Bei den Festspielen von Aix en Provence gelang Yves Beaunesne eine allseits gelobte, spritzige Neudeutung von Offenbachs »Orpheus in der Unterwelt«, die hier in den Vierzigerjahren des 20. Jahrhunderts spielt. Das Publikum mochte es, denn Offenbachs Musik kam unter der Leitung von Alain Altinoglu bestens zur Geltung. Und die Handlung verblödelt die Altertums-Mythen in jedem Äon nach Strich und Faden.
Ab heute Abend steht der Livemitschnitt online auf der Plattform operavision.eu
Der Bariton Konstantin Krimmel (Jahrgang 1993) gilt unter den jungen Sängern unserer Zeit als einer der herausragenden Lied-Interpreten. Im Rahmen der Herbst-Tranche der Schubertiade sang er, begleitet von Wolfram Rieger, am 1. Oktober Lieder von Schubert und Balladen von Carl Löwe, einem einst hoch geschätzten Meister der Vokal-Kammermusik, der heute beinah vergessen ist. Spannend für alle, die diesen Komponisten erst für sich entdecken müssen: Krimmel sang an diesem Schubertiade-Abend auch Loewes Vertonung des »Erlkönig«…
Ö1 sendet den Mitschnitt des Konzerts heute um 19.30 Uhr