Die Geigerin Isabelle Faust und Dirigent Francois Xavier Roth präsentieren heute in der Berliner Philharmonie ein spannendes Programm, in dem kaum bekannte Musik berühmter Komponisten zu hören sein wird, nämlich Paul Dukas‘ Ouvertüre »Polyeucte« und Claude Debussys Kantate »La Damoiselle élue« mit den Solistinnen Julie Fuchs (Sopran) und Adèle Charvet (Mezzo). Im Zentrum steht eine Aufführung von Béla Bartóks späten Violinkonzert. Und natürlich darf Dukas‘ »Zauberlehrling« als brillanter Schlußpunkt nicht fehlen!
Neugierige können via Digital Concert Hall live dabei sein. Der Stream startet um 18.45 Uhr.
Leos Janaceks bekannteste Oper steht wieder auf dem Spielplan der Wiener Staatsoper, diesmal mit Asmik Grigorian in der Titelpartie und David Gutt Philip als Laca. Tomas Hanus dirigiert. Die Produktion von David Pountney atmet nicht mehr das Flair der legendären Otto-Schenk-Inszenierung, in der einst von Sena Jurinac bis Garbriela Benackova die Sopranistinnen brillierten, aber sie gehört zu den vernünftigeren Neuzugängen der vergangen 20 Jahre und erzählt die Geschichte werkgetreu. Das Streaming-Portal der Staatsoper bietet heute die Gelegenheit, kostenlos dabei zu sein.
Auch wer mit »aktualisierenden« Inszenierungen nicht viel anfangen kann, wird vielleicht diese Produktion mögen: Bei den Festspielen von Aix en Provence gelang Yves Beaunesne eine allseits gelobte, spritzige Neudeutung von Offenbachs »Orpheus in der Unterwelt«, die hier in den Vierzigerjahren des 20. Jahrhunderts spielt. Das Publikum mochte es, denn Offenbachs Musik kam unter der Leitung von Alain Altinoglu bestens zur Geltung. Und die Handlung verblödelt die Altertums-Mythen in jedem Äon nach Strich und Faden.
Ab heute Abend steht der Livemitschnitt online auf der Plattform operavision.eu
Der Bariton Konstantin Krimmel (Jahrgang 1993) gilt unter den jungen Sängern unserer Zeit als einer der herausragenden Lied-Interpreten. Im Rahmen der Herbst-Tranche der Schubertiade sang er, begleitet von Wolfram Rieger, am 1. Oktober Lieder von Schubert und Balladen von Carl Löwe, einem einst hoch geschätzten Meister der Vokal-Kammermusik, der heute beinah vergessen ist. Spannend für alle, die diesen Komponisten erst für sich entdecken müssen: Krimmel sang an diesem Schubertiade-Abend auch Loewes Vertonung des »Erlkönig«…
Ö1 sendet den Mitschnitt des Konzerts heute um 19.30 Uhr
Wir alle kennen Donizettis »Lucia di Lammermoor«, dass es diesen Ort wirklich gibt, wissen freilich die wenigsten. Kürzlich wurde dort auch viel gesungen – keine Wahnsinnsarien, aber Lieder in allen Stimmungen, poetisch, tragisch, lustig, versonnen: Der große Liedbegleiter Malcolm Martineau versammelte in Lammermuir, wie sich der schottische Ort richtig schreibt, ein junges Sänger-Ensemble um sich, um in zwei Tranchen sämtliche Lieder des französischen Meisters Henri Duparc aufzuführen. Das ist für österreichische Musikfreunde, die meinen, in der Liedkunst genüge das heimische Repertoire zwischen Schubert, Hugo Wolf und, sagen wir, Joseph Marx, ein lehrreiches Hörabenteuer.
Die BBC hat alle Konzerte aufgezeichnet und sendet sie dieser Tage in Folge – um sie hernach online abrufbar zu halten. Ein Kompendium an herrlicher, tief gehender Musik!
Vormittags überträgt Ö1 live das philharmonische Abonnementkonzert unter Franz Welser-Mösts Leitung aus dem Wiener Musikverein. Auf dem Programm: Die schon bei den Salzburger Festspielen im Vorjahr bewährte Melange aus Wagners »Parsifal«-Vorspiel und der unmittelbar darauf folgenden Richard-Strauss-Tondichtung »Tod und Verklärung«. Nach der Pause Antonín Dvořáks lebenssprühende Achte Symphonie.
Detail am Rande: Die pausenlose Präsentation des Wagner-Vorspiels und der Strauss-Tondichtung hat beim Festspielpublikum damals Verwirrung ausgelöst: Manche meinten, um das Strauss-Werk betrogen worden zu sein, das doch gar nicht gespielt wurde . . .
»Götterdämmerung«
Heute live im Berliner Radio – auch via Internet zu empfangen (16 Uhr): Wagners »Götterdämmerung« aus der Lindenoper unter Christian Thielemanns Leitung. Dritter Teil des neuen »Ring«-Zyklus der Deutschen Staatsoper.
Mit Andreas Schager (Siegfried) und Anja Kampe (Brünnhilde).
Umstritten war der Versuch, eine frühe Mahler-Kantate und die »Kindertotenlieder« zu einem musiktheatralischen Kunstwerk zu machen, um an der Wiener Oper auch einmal eine szenische Mahler-Produiktion herauszubringen. Neugierige, die diese »Inszenierung« des berüchtigten Bilderstürmers Calixto Bieito nicht live erleben möchte, aber doch sehen wollen, was im Haus am Ring vor sich geht, können die heutige Vorstellung im Livestream begutachten.
Mit von der Partie ist unter anderem Staatsopern-Debütant Florian Boesch – seine erste Staatsopern-Premiere dirigierte der hochbegabte Lorenzo Viotti.
Heute live im Berliner Radio – auch via Internet zu empfangen (16 Uhr): Wagners »Siegfried« aus der Lindenoper unter Christian Thielemanns Leitung. Dritter Teil des neuen »Ring«-Zyklus der Deutschen Staatsoper.
Mit Matthias Volle (Wanderer), Andreas Schager (Siegfried) und Anja Kampe (Brünnhilde).
Nur noch bis 8. Oktober steht der Stream der bemerkenswerten Kurt-Weill-Produktion »Die sieben Todsünden« aus der Opera North auf der Plattform Operavision online. Eines der geglücktesten – und gleichzeitig das letzte der – Experimente der Musiktheaterwerkstatt Bertolt Brechts mit dem Komponisten der »Dreigroschenoper«, in einer viel gelobten szenischen Realisierung durch Gary Clark mit Wallis Giunta und Shelley Eva Haden in den Rollen von Anna I und Anna II.
Die seit langem in Wien lebende Pianistin Elisabeth Leonskaja hat im Lockdown nicht nur sämtliche Mozart-Klaviersonaten für CD aufgenommen, sondern auch ihr Schubert-Projekt vervollständigt.
Auf CD sind nun die meisten Klaviersonaten des Komponisten in ihrer Interpretation greifbar. Bei der Schubertiade hat Leonskaja einige Schubert-Werke, darunter die wunderbare, fragmentarisch hinterlassene C-Dur-Sonate (»Reliquie«) und die »Wandererfantasie« gespielt.
Der Livemitschnitt ist heute, Dienstag, abend in Ö1 zu hören.