Warum Doppelagentinnen Lust auf Rossini haben
Im Gespräch. Staatsopern-Mitglied Elena Maximova vor russischen und belcantesken Aufgaben im Haus am Ring.
Die Met hat sie gerufen, die Opera de Paris, die Bayerische Staatsoper - in Wien gehört die junge Russin zum Ensemble, seit sie 2012 als Carmen debütierte. "Ich möchte, dass das noch lange so bleibt", sagt Elena Maximova im Gespräch mit der "Presse", "man fühlt sich so wohl hier. Ich war zuletzt in Australien, in Amsterdam und bei den Proms in London - jetzt habe ich mich schon wieder total auf Wien gefreut." Die Stadt sei wunderbar, schwärmt sie, "und die Staatsoper ist ein idealer Ort zum Arbeiten".
Derzeit geht es gerade um die Marfa in Mussorgskys "Chowanschtschina" und die Blanche in Prokofieffs "Der Spieler", der am 4. Oktober seine...
Frauenpower im Ländler-Rhythmus
Festival Traisental. Komponistin Johanna Doderer im Gespräch über aparte Programmideen bei einem niederösterreichischen Festival, die Bedeutung kleiner Formen für die Oper und das Kraftpotenzial der Volksmusik.
Bücher von Peter Turrini habe ich bereits in jungen Jahren gelesen", sagt Komponistin Johanna Doderer und freut sich auf ein gemeinsames Projekt mit dem Schriftsteller: "Als vor einem Jahr der Intendant des Münchner Gärtnerplatztheaters, Josef Ernst Köpplinger, mich fragte, ob ich mir eine Oper mit einem Text von Peter Turrini vorstellen könnte, war ich mehr als begeistert. Inzwischen verbindet mich mit Peter Turrini ein wunderbarer Dialog."
Libretto und Partitur sind im Entstehen. Einen Uraufführungstermin im Staatstheater am Gärtnerplatz München gi...
Neue Oper: Judas und die Frau des Pilatus
»Ich schreibe aus der Sehnsucht, innere Welten zu teilen«, sagt Christoph Ehrenfellner, dessen neue Kirchenoper Judas heute am Festival Retz uraufgeführt wird. Ein Gespräch über musikalisches Erwachen und pikante Töne.
Wilhelm Sinkovicz: Herr Ehrenfellner, Sie zählen derzeit zu den meistbeschäftigten Komponisten Österreichs, kürzlich gab es Uraufführungen, unter anderem beim Festival "Loisarte", am 6. Juli hat Ihre Kirchenoper "Judas" beim Festival in Retz Weltpremiere. Wo würden Sie sich als Komponist im Dickicht der heutigen stilistischen Möglichkeiten einordnen?
Christoph Ehrenfellner: Ich würde mich - Bescheidenheit ist nicht meine Zier - als "Klassiker in der Moderne" einordnen. Der Rahmen ist nun mal gebrochen, das ist Segen und Fluch: Jeder...
Tänzer müssen lauschen, Musiker zuschauen
Im Gespräch. Michael Boder, Dirigent der Staatsopern-Premiere von John Neumeiers Balletten "Pavillon d'Armide" und "Le Sacre" über die Arbeit an Klassikern und Novitäten sowie die Flexibilität von Komponisten und Choreografen.
Bei der kommenden Ballett-Premiere an der Wiener Staatsoper herrschen ein wenig andere Gesetze als beim Tanz gewohnt. Wie schon vor zwei Jahren anlässlich der Neueinstudierung von John Neumeiers Richard-Strauss-Arbeit "Josephslegende" steht auch diesmal ein Dirigent am Pult, den das Publikum bisher nur als Opern-Maestro kennengelernt hat.
Nach Mikko Franck, der "Josephslegende" dirigiert hat, hat nun - wiederum für John Neumeier - Michael Boder den für Wien neuen "Pavillon d'Armide" (Musik von Nikolai Tscherepnin) und Straw...
Das musikalische Ventil der Moderne und eine Liebesgeschichte
Im Gespräch. Der Dirigent Jac van Steen über das Wagnis, ein Werk von immensen Ansprüchen wie Erich Wolfgang Korngolds "Wunder der Heliane" an der Volksoper einzustudieren. Seit der Wiener Erstaufführung, 1927, hat sich kaum wieder ein Opernhaus an diese Riesenpartitur gewagt.
Jac van Steen studiert an der Wiener Volksoper Erich Wolfgang Korngolds "Wunder der Heliane" ein, eines der ehrgeizigsten Musiktheaterprojekte der Zwischenkriegszeit. In Wien galt die "Heliane" als "ernste" Antwort auf den Sensationserfolg der "Jazzoper" von Ernst Krenek, "Jonny spielt auf". Doch selbst mit Solisten vom Format Lotte Lehmanns und Jan Kiepuras schaffte man es nach der Wiener Erstaufführung im Oktober 1927 auf nicht mehr als 27 Vorstellungen...
Neujahrskonzert: Durch die Pause rast Paganini
Pausenfilm 2017. Philharmoniker-Geiger Tibor Kovac hat ein neues Ensemble, die Philharmonic Five, und liefert für das mediale Begleitprogramm des Neujahrskonzerts den furiosen Remix "Carneval di Venezia".
Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker wird auch heuer medial wieder von allerlei musikalischen Zutaten begleitet. In einem Fall werden die Kenner der Wiener Situation vielleicht staunen: Tibor Kovac, der kreative Geiger des Orchesters, präsentiert sich mit einem neuen Ensemble - und einem, wie gewohnt, virtuosen eigenen Arrangement wienerischer Walzerkultur.
Johann Strauß Vater stand bei der rasanten Piece ebenso Pate wie der Allvater aller geigerischen Virtuosität: Nicolo Paganini. Schon der erste Wiener Walzerkönig zollte dem Hex...
Anlässlich der Neuinszenierung der "Zirkusprinzessin" an der Volksoper: Der Wiener Dirigent Alfred Eschwe über Freude an Avantgarde und leichter Muse.
Alfred Eschwe studiert an der Wiener Volksoper eine der populärsten Operetten der silbernen Ära ein: Emmerich Kalmans "Zirkusprinzessin". Das Werk ist bekannt, viel gespielt, wenn auch durchaus heikel, was den Orchesterpart betrifft, plaudert der Maestro aus der Probenschule: "Kalman instrumentiert sehr dick, er lässt im Klangspektrum - anders als zum Beispiel Puccini - nicht immer ein Loch für die Frequenzen der Sänger. Für die kann das dann problematisch werden." Wenn der Dirigent nicht aufpasst: "Man muss da ein wenig reduzieren, auch mit Rücksicht auf die besondere Akustik der Volksoper, damit die Balance zwischen Bühne und Orchester sti...
Im ,Falstaff' zieht Verdi Bilanz"
Im Gespräch. Zwei Verdi-Premieren bietet die Wiener Staatsoper demnächst: Im "Falstaff" singt Ludovic Tezier den Mr. Ford, im "Trovatore" an der Seite Anna Netrebkos den Luna.
Der Ford in "Falstaff", der Graf Luna im "Trovatore" - eine Komödienfigur, ein Finsterling? Ludovic Tezier, der in den kommenden beiden Staatsopernpremieren in diesen Rollen angesetzt ist und der demnächst in Londons Covent Garden Opera sein Debüt als Jago in "Otello" feiern wird, hat differenziertere Ansichten zum Thema: "Der Luna hat einen Grund, böse zu sein", sagt er, "anders als der Jago, der vielleicht der Teufel ist - oder wirklich verrückt. Jedenfalls bemerkt Graf Luna am Ende der Tragödie, dass er soeben seinen Bruder hinrichten ließ. Seine Welt bricht zusammen. Das würde Ja...
Wiens Mimi: "Bei mir ist einfach alles dramatisch!"
Im Gespräch. Anita Hartig hat ihre Weltkarriere von Wien aus gemacht und bleibt der Staatsoper auch weiterhin treu.
Man muss verbrennen in der Kunst", sagt sie, "ich sehe das sehr dramatisch. Ich sehe ja alles dramatisch, denn in meinem Leben geht es nur ums Singen, um die Rollen, die ich zu gestalten habe. Und natürlich um die langweiligen Sachen wie Steuerzahlen. Aber das meiste, das Wichtigste ist die Stimme, sind die Partien, sind die melodischen Phrasen. Ich kann nicht nach einer Probe nach Hause gehen, die Tür hinter mir zumachen und alles vergessen."
Was würde die Künstlerin der kleinen Anita als Rat mit auf den Weg geben, wenn sie ihr aus der Zukunft einen erteilen dürfte? "Ich würde ihr sagen: Analysiere nicht so viel, geh mehr ...
Kein Haushaltsplan für Wagners "Lieder"
Im Gespräch. Klaus Florian Vogt, jüngst als Parsifal in Bayreuth, singt in Wien den Lohengrin, um demnächst zu Korngold und Strauss zu wechseln. Der Tenor über den Liedgesang in der Oper und den Charme ungebremster Dramatik.
Er ist der Gralsritter vom Dienst. Vom Bayreuther "Parsifal" kommt er quasi direkt zum Wiener "Lohengrin" - wobei er sich ein paar Zwischenstationen während der Wagner-Festspiele gegönnt hat, Mahler in Luzern zum Beispiel, vor allem aber, wie berichtet, Schubert in Grafenegg. Mit dem Wechsel zwischen Heldenfach und Konzertsaalintimität hat dieser Künstler offenbar keine Probleme.
"Liedgesang", sagt der Tenor im Gespräch, "sollte immer mitschwingen, glaube ich. Ich sehe den krassen Gegensatz zwischen dem Singen in der Oper und d...