Der Wotan in Wien, der Hagen in Bayreuth
John Tomlinson singt am Sonntag erstmals in Wien den Wotan in der Gesamtaufführung von Wagners "Ring des Nibelungen". Der englische Bassist im Gespräch über baritonale "Höhenflüge" und Rekorde in Bayreuth und anderswo.
Es ist kein Debüt, wie es aussehen mag, aber die erste aufsehenerregende Aufgabe für den 51jährigen Sänger in Wien: Am Sonntag ist er Wotan im "Rheingold", danach der Göttervater in den folgenden "Ring"-Aufführungen.
Bis dato hat John Tomlinson nur sehr wenige Abende in der Staatsoper gesungen, 1992 den Landgrafen im "Tannhäuser", 1997 als Einspringer den Gurnemanz im "Parsifal". "In Wahrheit habe ich aber schon 1987 hier debütiert", erzählt der Künstler, sonor, wie sich das für einen Bassisten gehört, und in fließendem Deutsch: "Als...
Johan Botha singt in der Staatsopern-Premiere von Verdis "Sizilianischer Vesper" auf einer steilen Treppe die gefürchtete Partie des Arrigo. Der südafrikanische Tenor über Schwierigkeitsgrade von Opernrollen, Karrieren und Inszenierungen.
Johan Botha ist innerhalb weniger Jahre zum Wiener Publikumsliebling geworden. Sowohl in der Volksoper als auch in der Staatsoper hat der Tenor aus Südafrika, Jahrgang 1965, Jubel geerntet; und zwar mit Rollen aus unterschiedlichsten Fächern. Er war der Rudolf in "La Boheme", der Pollione in "Norma", der Sou Chong im "Land des Lächelns", der Lohengrin und der Florestan im "Fidelio". Jetzt singt er den Arrigo in Verdis "Sizilianischer Vesper", eine der gefürchteten Partien im gerade noch nicht "heldischen" Tenorfach. "Es ist", gesteht der sympathisch offene Künstler im Gespräch, "die erste Rolle, vor der ich mich gefürchtet habe". Und das nicht, weil Regisseur Herbert Wernicke eine steile Treppe als Bühnenbild errichten ließ, über welche die Darsteller den Schwierigkeiten ihrer Partien zum Trotz, ihre Bühnenwege zu erledigen haben. "Das macht mir nichts aus", sagt Botha, "Ich sehe zwar wegen meiner Leibesfülle nicht so aus, aber ich bin schnell. In der Kupfer-"Boheme" in der Volksoper war ich zum Beispiel der Tenor, der am schnellsten über die Stiege in die Mansarde gekommen ist!"
»Die Osterfestspiele müssen bleiben«
Hans Landesmann, Direktoriumsmitglied der Salzburger Festspiele, im Gespräch über österliche Drohungen und das neue Pfingstfestival.
Über die Zukunft des 1967 von Herbert von Karajan gegründeten Osterfestivals in Salzburg wird gerätselt und diskutiert, seit der Maestro gestorben ist. Zuerst sah es so aus, als könnte Sir Georg Solti Karajans Idee weitertragen. Dann aber erwiesen sich die "Sachzwänge" als stärker: Seit 1967 fungieren die Berliner Philharmoniker als Festspielorchester. Seit geraumer Zeit schießt der Berliner Senat viel Geld zu, um dieses Gastspiel seines wichtigsten Orchesters möglich zu machen.
Und Chefdirigent der Berliner war nach 1989 nun einmal nicht Solti, sondern Claudio Abbado. In den Memoiren Sir Georgs ist nachzulesen, daß er si...
SALZBURG GEGEN BADEN BADEN?
Osterfestspiele »müssen bleiben«
Hans Landesmann, Direktoriumsmitglied der Salzburger Festspiele, im Gespräch über österliche Drohungen und das neue Pfingstfestival.
Über die Zukunft des 1967 von Herbert von Karajan gegründeten Osterfestivals in Salzburg wird gerätselt und diskutiert, seit der Maestro gestorben ist. Zuerst sah es so aus, als könnte Sir Georg Solti Karajans Idee weitertragen. Dann aber erwiesen sich die »Sachzwänge« als stärker: Seit 1967 fungieren die Berliner Philharmoniker als Festspielorchester. Seit geraumer Zeit schießt der Berliner Senat viel Geld zu, um dieses Gastspiel seines wichtigsten Orchesters möglich zu machen.
Und Chefdirigent der Berliner war nach 1989 nun einmal nicht Solti, sondern Claudio Abbado. In den Memoiren Sir Georgs is...
Lehar, die Zukunft der Oper und des Musicals
John Dew, deutscher Regisseur und Intendant, im Gespräch über seine für den Sommer geplante Wiener Operettenproduktion und die Theaterlandschaft in Deutschland.
John Dew, der heuer die Operettenproduktion des Wiener Musiksommers, Franz Lehars "Paganini", inszenieren wird, ist in Wien kein Unbekannter. Seine Inszenierung von Bellinis "Puritanern" steht seit einigen Jahren im Repertoire der Staatsoper - und der Regisseur sieht kaum Chancen, daß er demnächst wieder einmal im Haus am Ring arbeiten wird. Er ist nämlich einer jener Künstler, die der Überzeugung sind, daß das in Wien gepflegte Repertoire-System zu wenig Spielraum für gedeihliche Inszenierungsarbeit bietet.
Darüber gehen die Ansichten allerdings auseinander. Das weiß Dew, denn er leite...
Die Spezialistin für jede musikalische Gelegenheit
Ildiko Raimondi rettete dieser Tage nicht nur "Wiener Blut" in der Volksoper, sondern demonstrierte auch in der Staatsopern-"Fledermaus" ihre Vielseitigkeit.
Im Gespräch wirkt die Vielbeschäftigte ruhig, als ob sie gerade auf Urlaub wäre. Dabei zählt sie zu den Stützen des Staatsopern- wie des Volksopernensembles und springt dabei immer wieder über alle Fachgrenzen. Vor ein paar Monaten begeisterte sie in der "Fledermaus" in Schönbrunn als Rosalinde. Zu Silvester war sie in der Staatsoper wieder Adele - und sprang in der Volksoper im selben Zeitraum noch als "lustige Witwe" ein.
Ob das der Stimme guttut? "Man springt ja nicht wirklich", sagt die Sängerin, "man singt alle Rollen mit seiner Stimme, technisch unverändert." Freilich: Wer gerad...
Mit 14 ist er schon ein Liebhaber gewesen
Jon Fredric West ist der neue Tristan. Seit seinem Münchner Debüt reißen sich die Opernhäuser um ihn. Nach der Staatsoper erlebt nun der Musikverein den neuen Wagnerhelden. Der Tenor im Gespräch.
Lorin Maazel brachte Jon Fredric West nach Europa. Nach Erfahrungen in amerikanischen Konzertsälen verpflichtete der Dirigent den Tenor für die Wiedereröffnung des Münchner Prinzregententheaters und sorgte damit für eine veritable Sensation: Seit der TV-Übertragung dieses Ereignisses wissen die Operndirektoren, daß es endlich wieder eine neue wagnergeeichte Stimme gibt.
Der Sänger selbst nimmt das gelassen hin: "Ich fühle mich wohl. Mir haben sie schon als ich 14 war, gesagt, daß ich einmal ein dramatischer Tenor werden würde. Und sie haben mich gleichzei...
Dresdens flotter neuer Opernchef
Semyon Bychkov, einst Karajans liebster Nachfolgekandidat, hat es vorgezogen, behutsam Karriere zu machen. Jetzt bekleidet er wichtige Chefpositionen. Der Dirigent im Gespräch.
Er war kaum dreißig, als Herbert von Karajan meinte, dieser junge Russe käme als Chef der Berliner Philharmoniker in Betracht. Auch wenn das auch nicht gleich in die Tat umgesetzt wurde: Der Name Semyon Bychkovs war plötzlich in aller Munde. Daraus hätte sich Kapital schlagen lassen. Aber der junge Mann war schlau genug, zu wissen, daß in der Musik Blitzkarrieren auch relativ schnell wieder zu Ende gehen können. Er zog es also vor, sein Können langsam und stetig zu entwickeln, war zuletzt führend beim Maggio musicale in Florenz und leitet das Orchestre de Paris - immerhin war auch d...
Wie aus einem Cellisten ein Mozart-Rebell wird
Nikolaus Harnoncourt leitet am Wochenende ein ungewöhnliches Mozart-Programm im Musikverein. Der Dirigent im Gespräch über Interpretation, Oper, Wien und Salzburg.
Was wir diesmal machen, ist eigentlich ein reines Theaterprogramm, aber mit Musik, die man im Theater nicht hören kann", kommentiert Nikolaus Harnoncourt sein Doppelkonzert mit dem Concentus musicus und prominenten Solisten im Musikverein. "Wir beginnen mit einer Sinfonia, einer Theaterouvertüre, in der Mozart sozusagen das ganze Werkzeug, mit dem er in den nächsten Stunden arbeiten wird, vor dem Hörer ausbreitet. Da spürt man in jedem Ton schon Theaterluft. Dann folgen Szenen, die zum Teil für Opern als Zweitarien geschrieben worden sind, oder die nie aufgeführt werden, die Arie d...
Auch leise zu singen ist eine Tugend"
Vesselina Kasarova, Mezzosopran aus Bulgarien mit Schweizer Paß, erklärt im Gespräch, warum sie so selten in Österreich singt.
Jüngst stahl sie im Musikverein einem prominenten Dirigenten die Show. Erst 1999 ist der nächste Auftritt in der Wiener Staatsoper geplant - in der Zwischenzeit singt Vesselina Kasarova an nahezu allen großen Häusern der Welt. Auch die Salzburger Festspiele wissen um die Zugkraft des immer noch ziemlich neuen Namens. Die Kasarova, die in Wien während der vergangenen paar Jahre Ensemblemitglied war, gilt bereits als Publikumsliebling. Vor allem mit ihrer Gestaltung des Sextus aus Mozarts "Titus" hat sie Furore gemacht. "Ich könnte mir durchaus vorstellen, einmal die Vitellia zu singen", meint die Künstlerin im Gespräch und spie...