Statt Philharmonikerin: Singen und Felix lieben
Angelika Kirchschlager, Österreichs jüngster Opernstar, hat die Wiener im Sturm erobert, eine CD mit Liedern des Fin de siecle herausgebracht und bereitet sich auf ihr "Idomeneo"-Debüt an der Seite Placido Domingos vor. Die Mezzosopranistin im Gespräch.
Der Erfolg ist ihr offenbar nicht zu Kopf gestiegen: Während der letzten zwei oder drei Jahre hat die junge österreichische Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager prestissimo Karriere gemacht. Kaum hatte sie ihr Studium bei Walter Berry absolviert, war sie schon in Graz engagiert, sang dort die Rosina im "Barbier von Sevilla" und den Rosenkavalier - und hatte einen Vertrag für die beiden großen Wiener Opernhäuser in der Tasche. Auf eine bemerkenswerte Massenet-Rarität, "Cherubin", an der Kam...
Herr Doktor singt Lieder
Giacomo Aragall, lange Jahre einer der beliebtesten Operntenöre der Wiener, gibt erstmals im Musikverein einen Lieder- und Arienabend. Der sensible Künstler im Gespräch.
Unvergessen sind seine Auftritte in der Staatsoper, wo Giacomo - eigentlich: Jaime - Aragall, der spanische Tenor, seit den sechziger Jahren regelmäßig mit seinen Interpretationen von Puccini-, Verdi-und Massenet-Helden (und Antihelden) Maßstäbe gesetzt hat. Nur, daß Aragall stets bescheiden geblieben ist und nicht getragen von einer mächtigen PR-Maschinerie auch jenseits der Opernbühne seine Karriere vorangetrieben hat.
Anders als viele Kollegen hat er nie versucht, den Anschein zu erwecken, das Singen sei eine mühelose Angelegenheit. Im Gegenteil: "Es ist sehr schwer", sagt er noch heute im Gesp...
In einem Neujahrskonzert sollte auch der Tod mitschwingen"
Der italienische Maestro Riccardo Muti, der heuer das Neujahrskonzert dirigiert, hält die Wiener Staatsoper und "seine" Mailänder Scala für die besten Opernhäuser der Welt und will ein "neues" und "anderes" Neujahrskonzert dirigieren.
Wilhelm Sinkovicz: Maestro, Sie gelten als Favorit der Wiener Philharmoniker. 1997 leiten sie zum zweitenmal das Neujahrskonzert. Nimmt dieses Ereignis, einmal abgesehen von der Tatsache, daß dabei so viele Menschen zusehen wie bei keinem anderen Konzert, eine Sonderstellung für Sie ein?
Riccardo Muti: Durchaus. Wir versuchen, mit diesem Konzert eine besondere Idee zu vermitteln. Wir wollen versuchen, eine etwas weitere, tiefere Vorstellung von dem zu vermitteln, was Johann Strauß eigentlich war, und...
Vom Kirchenchor zur Staatsoper
Deborah Voigt, jüngst als Wagnersängerin im Musikverein zu erleben, wird bald in Wien Operndauergast sein. Die amerikanische Sopranistin im Gespräch.
In der Titelpartie von Strauss' "Ariadne auf Naxos" entfaltete Deborah Voigt im Vorjahr erstmals ihren schönen Sopran an der Staatsoper. Weil auch solche Erfolge angesichts der langfristigen Planungsvorläufe mit spätem Effekt "zünden", dauert es bis 1998: Ab diesem Jahr aber wird die amerikanische Künstlerin jede Saison im Haus am Ring zu hören sein. Wiener Musikfreunde haben sie im Musikverein jüngst bei der konzertanten Wiedergabe des ersten "Walküre"-Aktes unter Georges Pretre bewundert. Unter demselben Dirigenten sang Deborah Voigt auch schon die Tove in Schönbergs Gurreliedern. Immer faszinierten dabei die...
Ein Schwieriger?
Ein wunderbarer Dirigent!
Christian Thielemann machte schon aus ganz unmusikalischen Gründen Schlagzeilen. Seine Karriere ist dennoch nicht aufzuhalten. Denn er ist ein phänomenaler Dirigent, wie bei Verdis "Otello" in Bologna wieder festzustellen war.
In Bologna erntete Christian Thielemann Jubelstürme für seine Interpretation von Verdis "Otello": souverän, mit klarer Übersicht, dennoch voll von Spannung, Erregung, Poesie, aber auch mit jenem Schuß von unentrinnbarer Gewalttätigkeit, der dieser Musik an Schlüsselstellen eigen ist. Das zählt zum Feinsten, was Maestri unserer Tage bieten. Dazu ein prachtvoller neuer Titelheld, Kristijan Johannson, der verschlagene, stimmlich unerhört differenzierende Jago von Renato Bruson und eine ordentliche Desdemona, Kallen Esperian. ...
Wenn Jungakademiker aller Sparten musizieren
Andreas Stoehr, Chefdirigent der Pariser Opera comique, leitet auch die Wiener Akademische Philharmonie - eines der bemerkenswertesten Ensembles der Stadt, das er im "Presse"-Gespräch vorstellt.
Die Wiener Akademische Philharmonie macht ihrem Namen alle Ehre: Die Musiker dieses Orchesters sind tatsächlich sämtlich Akademiker - und zwar Absolventen der unterschiedlichsten Studienrichtungen der Universität Wien. Sie haben aber noch etwas gemeinsam: Neben ihrem "Brotstudium" haben sie auch ihren musikalischen Leidenschaften gefrönt und an Hochschule oder Konservatorium bis zur künstlerischen Reife ein Instrument zu spielen gelernt.
So kam es zur Gründung einer Vereinigung durchaus professioneller Musiker, denen eine Karriere im unsicheren Künstler...
Ein Opernvollblut wird Lehrer und Kabarettist
Heinz Zednik, Garant für erfülltes Musiktheater in Wien - und auf den großen Musiktheaterbühnen der Welt -, gibt sein Wissen weiter. Im Gespräch erzählt er über das Lehrerdasein und seine Kabarett-Ambitionen.
Im Herbst ist er unter die Professoren gegangen: Heinz Zednik, als Mime, Herodes oder Loge von den großen Opernbühnen der Welt nicht wegzudenken, hat sich entschlossen, junge Kollegen an seinem Talent teilhaben zu lassen. Besser noch: an seinem Erfahrungsschatz, der sich als Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper, bei den Bayreuther Festspielen, auf der Bühne der Met angesammelt hat. Nun erarbeitet Zednik mit 15 Studenten der Wiener Musikhochschule "kleine Szenen und Arien", aber auch einen Operettenakt: "Wir haben uns den ,Opernball' aus...
Bin bestens präpariert, ein Haus zu führen"
Brigitte Fassbaender, gerade als Regisseuse in der Wiener Kammeroper aktiv, im "Gespräch über ihr Leben nach dem Singen, beim Inszenieren und als Opern-Direktorin.
Vor gar nicht allzu langer Zeit überraschte die Opernwelt eine Ankündigung: Brigitte Fassbaender ziehe sich aus den internationalen Opernhäusern zurück. Als Sängerin. Seit zwei Jahren führt sie als Direktorin das Opernhaus von Braunschweig. Und vor allem: Sie ist längst zur gesuchten Regisseuse avanciert. Und das vertrug sich nach einiger Zeit nicht mehr mit dem Singen. "Wenn man inszeniert", erzählt die Künstlerin, "dann ist man doch immer wochenlang herausgerissen und muß sich dann wieder umstellen. Der dauernde Wechsel der Fronten war mir zuviel. Außerdem bin ich gern für das Gelin...
Zum Helden, nicht zum Wüstenschiff geboren
Peter Seiffert, der neue Zürcher Parsifal, wird in dieser Partie am Montag auch in Linz zu hören sein. Vom Mozarttenor zum Wagnerhelden: Der Sänger im Gespräch über seine Karriere.
Ach, das ist naturgegeben", sagt Peter Seiffert auf die Frage, wie man ungehindert vom Tamino zum Parsifal mutieren könne. "Man wird doch mit seinem Fach geboren. Es gibt Soubretten, die auch mit 80 noch nichts anderes sein können. Und es gibt junge Sänger, bei denen man mit 20 merkt, daß ihre Stimme für große Aufgaben bereit ist. Die Entwicklung kommt dann eigentlich von selbst. Es geht nur darum, die Anlagen richtig zu entwickeln und sich nicht vorzeitig kaputt machen zu lassen."
Zum Zwecke der dazu nötigen Kontrolle gab es früher einmal Dirigenten und Gesangslehrer,...
Wo bleibt die "Festspieldemokratie"?
Franz Welser-Möst will sich mit dem Faktum, daß man ihn bei den Salzburger Festspielen "ausgeladen" hat, nicht ohne weiteres abfinden. Er fragt ihn Briefen nach Gerard Mortiers "Demokratieverständnis".
Aus verschiedenen Gründen" sei das Direktorium der Salzburger Festspiele übereingekommen, das geplante Konzert der Camerata academica unter der Leitung des Dirigenten Franz Welser-Möst im August 1997 abzusagen. "Das mit den ,verschiedenen Gründen' steht wortwörtlich in dem Fax, das ich bekommen habe", berichtet der erboste Dirigent im Gespräch mit der "Presse". Er ist überzeugt, die Absage hätte nichts mit den angedeuteten "Sparmaßnahmen" und dem Faktum zu tun, daß die Anzahl der Veranstaltungen bei den Festspielen reduziert werden müsse. Vielmehr sei die...