Aus Meiningen um die Welt: Wiener Debüt mit einem spätromantischen Meisterwerk
Kirill Petrenko, vor einem Jahr in den Schlagzeilen als Dirigent, der als Generalmusikdirektor von Meiningen Wagners "Ring" an vier aufeinanderfolgenden Tagen dirigierte, leitet im Musikverein das RSO Wien. Der junge Aufsteiger im "Presse"-Gespräch.
Wilhelm Sinkovicz: Für einen Dirigenten Ihrer Generation, 1972 in Omsk geboren, scheint die vierte Symphonie von Franz Schmidt eine ungewöhnliche Wahl für das erste eigene Konzert, heute abend, im Wiener Musikverein.
Kirill Petrenko: Ich habe diese Symphonie zum ersten Mal während meines Studiums hier in Wien gehört und war auf Anhieb begeistert. Endlich eine mir völlig unbekannte Musik, die groß im Geist und in der Idee war, perfekt im Aufbau, in der Form und meist...
Musikanten aus Berlin im Zwölfer-Pack
Die zwölf Cellisten der Berliner Philharmoniker feiern in Salzburg ihr 30-Jahr-Jubiläum. Ihr Sprecher, Georg Faust, im Gespräch über Celli, Abbado und Rattle.
VON WILHELM SINKOVICZ
Etwa Skurriles hat es ja schon, wenn zwölf Cellisten auf die Bühne kommen", charakterisiert Georg Faust, Mitglied der Cellogruppe der Berliner Philharmoniker, die eigenen Aktivitäten: 30 Jahre ist es her, daß sich die zwölf Cellisten der Berliner Philharmoniker zu einem Kammermusik-Ensemble zusammengeschlossen haben. Sie waren sogleich ein Welterfolg und Herbert von Karajan ließ sich von Gerhard Wimberger ein Stück für Celli und Schlagzeug schreiben, damit er das Ensemble aus den Reihen "seines" Orchesters einmal dirigieren durfte.
Die Kombination zwölf gleicher, freilich üb...
Wie man heute eine Mozart-Nuß knackt
Ildiko Raimondi, eine der profiliertesten Mozart-Sängerinnen, ist in Salzburg in einer Matinee zu hören und sprach mit der „Presse” über Mozartgesang.
Mozart ist nicht leicht zu singen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Zu ihnen zählt Ildiko Raimondi, längst fixe Größe im Wiener Opernensemble. Für ihren Auftritt in der am Wochenende von Hubert Soudant dirigierten Mozart-Matinee hat sie sich drei Arien ausgesucht: „Ich beginne mit ,Vado ma dove'. Das ist fürs Publikum. Dann die Arie KV 484a – die singe ich für mich. Sie wird selten gemacht, weil sie das ist, was man undankbar nennt. Sie wird, wenn man nicht aufpaßt, schnell fad. Das ist die Nuß, die ich immer zum Knacken brauche".
Zuletzt singt Raimondi dann noch die Zerlina-Arie aus dem „Giovanni” mit dem...
„Einer hat's tun müssen”
Sein Frühwerk, allen voran „Verklärte Nacht” und „Gurrelieder", zählt längst zum Fixbestand des Repertoires. Aufführungen vieler seiner späteren Werke hingegen haftet nach wie vor der Charakter einer Pflichtübung an. Kann man Arnold Schönberg popularisieren? Anmerkungen zum 50. Todestag.
Ich glaube, Schuberts Porträt war noch nie so überlebensgroß an allen Ecken und Enden in Wien plakatiert. Arnold Schönberg wird diese Ehre derzeit zuteil. Das hat mancherlei Gründe, vor allem den, daß die Stadt vor bald vier Jahren den Entschluß gefaßt hat, viel Geld dafür aufzuwenden, daß der Nachlaß des Komponisten „heimgeholt” wurde und ab sofort im Mittelpunkt der Bemühungen eines eigens dafür gegründeten Arnold-Schönberg-Centers stehen sollte. Schlechtes Gewissen war für diese...