„Natürlich dirigiere ich viel Wagner"
Im Gespräch. Christian Thielemann, einst Karajan-Assistent und ab sofort Leiter der Osterfestspiele Salzburg, über Wagner und Puccini, den Sinn von Festivals und Ähnlichkeiten von Orchestern in Wien und Dresden.
Christian Thielemann dirigiert heute, Samstag, erstmals eine Premiere anläßlich der Osterfestspiele in Salzburg: ,,Parsifal". Der Berliner Dirigent tritt damit die Nachfolge von Sir Simon Rattle als künstlerischer Leiter des Festivals, bei dem er schon zu Zeiten des Gründervaters, Herbert von Karajan, künstlerisch mitgewirkt hat, an.
Im Gespräch mit der ,,Presse" erinnert er sich auch an die Zeiten als Karajan-Assistent im Festspielhaus.
Was ist Ihnen von damals, als Sie während der ,,Parsifal"- Einstudierung mit von der Partie waren, in Erinn...
Michael Schade als Florestan: ,,Abfahrtslauf?"
Im Gespräch. Ein lyrischer Tenor auf dem Weg ins Heldenfach? Wer mit Nikolaus Harnoncourt arbeitet, weiß, daß Beethoven Zeitgenosse Schuberts, nicht Wagners war.
Nikolaus Harnoncourt dirigiert ,,Fidelio" im Theater an der Wien: Mit Juliane Banse als Leonore und Michael Schade als Florestan, zwei für ihre Erfolge im lyrischen Repertoire berühmte Künstler, das ist, was man landläufig eine riskante Besetzung nennt: ,,Alle sagen mir jetzt: Halt die Ohren steif", bringt Michael Schade seine Begegnungen während der Probenarbeit auf den Punkt: ,,Es ist ein bisschen so, als würden alle vor dem Fernseher sitzen und warten, wie das ist, wenn der Schade jetzt die Streif hinunterfährt. Das Spektakel ist auf jeden Fall perfekt, denn entweder liegt der nac...
„Sollen wir Wotan mit einem Mezzo besetzen?!"
Im Gespräch. Franz Welser-Möst vor der ,,Wozzeck"-Premiere über sein breites Repertoire, eine Frauenquoten-Anfrage aus dem Parlament, den Sinn von Festivals und sein Verhältnis zu Dominique Meyer und Alexander Pereira.
Kommenden Sonntag holt die Staatsoper Alban Bergs ,,Wozzeck" in den Spielplan zurück. ,,An die Premiere dieser Inszenierung kann ich mich schon deshalb sehr gut erinnern, weil ich damals Claudio Abbados Assistent war", erzählt Franz Welser-Möst. Mittlerweile ist er Generalmusikdirektor der Staatsoper und hat sich vor Probenbeginn das Notenmaterial mit dem Blick des verantwortlichen Musikers angeschaut: ,,Da ist sehr viel herumkomponiert worden. Es finden sich Instrumentationsretuschen, die wir alle rückgängig machen. Wir versuche...
Volksoper: Die ganze Welt ist Hinterbühne
Im Gespräch. Mathias Fischer-Dieskau, Sohn des ,,Liederpapstes" Dietrich Fischer-Dieskau, entwirft sein viertes Bühnenbild für das Wiener Haus: Am 17. Februar hat Smetanas ,,Verkaufte Braut" in deutscher Sprache Premiere.
Als Sohn eines weltberühmten Vaters einen Beruf im selben Metier zu ergreifen, das ist nicht immer leicht. Mathias Fischer-Dieskau, Sohn des deutschen ,,Liederpapstes" und Opernstars Dietrich Fischer-Dieskau, hat dennoch von Kindesbeinen an keine Zweifel aufkommen lassen, daß es ihn zur Bühne drängt.
Oder hinter die Bühne, wie man's nimmt. ,,Ich fand ja", erzählt der Bühnenbildner, der eben in den Endproben für Smetanas ,,Verkaufte Braut" an der Volksoper steckt, ,,von klein auf die Spannung zwischen dem, was da vorn auf der Bühne...
Voss liest Voss, der über Voss geschrieben hat
Im Gespräch. Gert Voss hat seine Autobiografie "Ich bin kein Papagei" in ein Hörbuch verwandelt. Aus diesem Anlass philosophiert er über Sprache und die Musikalität, die auch das Sprechtheater braucht.
Gert Voss hat seine Memoiren geschrieben und vor Jahresfrist als Buch veröffentlicht. Nun hat er sie auch gelesen - auf CD erschien soeben die Hörbuchvariante von "Ich bin kein Papagei". Womit sich der Schauspieler auf eine neue Ebene begeben hat: Voss liest Voss, der über Voss geschrieben hat.
Beides, das Schreiben wie das Lesen des Geschriebenen, war keine leichte Übung. Die Biografie entstand im Gespräch zwischen dem Schauspieler und seiner Frau, der Dramaturgin Ursula Voss - und zwar in zwei Anläufen.
Zunächst wurden die Dialoge aufgenomme...
Stephen Gould: Der Wagner-Held im Gewand des Griechengottes Bacchus
Im Gespräch. Endlich wieder Richard Strauss: Der amerikanische Tenor erzählt über seine heimlichsten Wünsche an die Opernintendanten, über Vorurteile und das Durchhaltevermögen.
Ein bisschen nervös bin ich schon", sagt er, "weil ich ja als Strauss-Tenor zurückkomme": Stephen Gould, umjubelter Wagner-Held vergangener Spielzeiten, nicht nur, aber auch an der Wiener Staatsoper, singt am Mittwochabend den Bacchus in der Premiere von "Ariadne auf Naxos" im Haus am Ring. Franz Welser-Möst dirigiert. Sven-Eric Bechtolf hat seine Salzburger Festspielinszenierung, die einem Arrangement der Urfassung des Werks von 1912 galt, auf die gewohnte Version von 1916 umgepolt. In dieser Gestalt - versehen mit einem die Verknotungen der Komö...
Den ,Figaro' machen zu dürfen ist eine Gnade"
Interview. Marco-Arturo Marelli, der der Volksoper seit fast 40 Jahren treu ist und dort vor 23 Jahren erstmals Regie geführt hat, präsentiert eine rundum erneuerte Inszenierung der Mozart-Oper. Im Gespräch erläutert er seine Sichtweise.
Es sollte eine Wiederaufnahme werden. Wir wollten die Dekorationen neu aufbauen, aber es hat sich bald herausgestellt, dass man nicht einfach anknüpfen kann, wo man vor einem knappen Vierteljahrhundert aufgehört hat. So habe ich ein ganz neues Bühnenbild entworfen, habe alle Erfahrungen einfließen lassen, die ich in den vergangenen 23 Jahren mit dem Stück gewonnen habe."
Marco-Arturo Marelli, seit seiner ersten Volksopernregiearbeit ("Cosi fan tutte") einer der meistbeschäftigten und beliebtesten Regisseure i...
Sopranistin Laura Aikin kehrt zurück - natürlich fürs Erste als Lulu!
Im Gespräch. Zunächst gibt es ein Wiederhören im Konzerthaus. Über mögliche Staatsopern-Gastspiele wird immerhin gesprochen.
Ich war schon versucht zu sagen: ,Nicht schon wieder Lulu, ich kann auch noch etwas anderes.' Aber natürlich singe ich das gern und werde es auch gern wieder auf der Bühne machen", sagt Laura Aikin, so etwas wie die Titelrollen-Interpretin vom Dienst in den Aufführungen von Alban Bergs unvollendet hinterlassener zweiter Oper. Im Konzerthaus gibt es morgen, Donnerstag, ein Wiederhören mit Aikins "Lulu", wenn auch nur mit einem kurzen Fragment, dem "Lied der Lulu", das im Zentrum der symphonischen Suite steht, die der Komponist 1934 für Erich Kleiber arrangiert hat.
Elisabeth Sobotka, Holenders Ziehtochter
Die Opernmanagerin. Die Lehrzeit bei Wiens legendärem Opernchef Ioan Holender war "nicht lustig", prägte aber eine exzellente Kulturmanagerin.
Derzeit Graz, demnächst Bregenz - das sind die Koordinaten von Elisabeth Sobotka, der geborenen Wienerin (Jahrgang 1965). Die Direktorin des steirischen Opernhauses wurde kürzlich zur Managerin der Bregenzer Festspiele designiert. Womit sie 2015 eine der heikelsten Aufgaben übernimmt, die Österreich einer Kulturmanagerin bieten kann. Da geht es um die Begeisterung von Hunderttausenden. Eine falsche Entscheidung hinsichtlich der Bespielung der Seebühne kann fatale Folgen haben - nicht zuletzt im Hinblick auf die eminente pädagogische Bedeutung des "Spiels auf dem See".
In Bregenz kommen zahllose Menschen das ...
Ricarda Merbeths erste Leonore
Im Gespräch. 1999 hat die deutsche Sopranistin als Marzelline in Otto Schenks "Fidelio"-Inszenierung debütiert. Nun kehrt sie in der Titelpartie zurück.
Ricarda Merbeth singt die Leonore. Das liest sich hierzulande wie eine Selbstverständlichkeit. Doch sind die Zeiten, in denen die deutsche Sopranistin Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper war, längst vorbei. Ab 1999 war sie für sechs Spielzeiten fix am Haus, hat von der Priesterin in Verdis "Aida" bis zur Eva in Wagners "Meistersingern" eine immense Repertoirebreite ausgeschritten. Doch war Kennern, also auch dem damaligen Direktor des Hauses, rasch der eminente Rang dieser Künstlerin bewusst. Ioan Holender machte Merbeth, die in der "Zauberflöte" eben noch die Erste Dame gesungen hatte, schon 2001 zur Pam...