Alle Beiträge von discjockey
Weinbergers „Frühlingsstürme“
Gleich nach der Premiere kamen die Nazis
Operetten-Revival. Mit Jaromir Weinbergers "Frühlingsstürmen" wurde in Berlin die letzte Erfolgsoperette der Weimarer Republik auf DVD gebannt.
Das ist eine der spannendsten DVD-Neuerscheinungen: Barrie Kosky hat in seiner Komischen Oper Berlin im Frühjahr 2020 die Operette "Frühlingsstürme" von Jaromir Weinberger herausgebracht (bei Naxos), ein effektvolles Stück aus der Werkstatt eines Meisters, der vor 1933 nicht nur im leichten Genre erfolgreich war.
Diesmal geht es nicht um Koskys gewohnt bunt-bewegte Regie. Es geht zur Abwechslung einmal wirklich ums Werk. Und um den Komponisten. Vielleicht erin...
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Streaming
Ab sofort feiern wir hier in Österreich jede Woche Neujahr
Streaming. Die Plattform "Fidelio" zeigt bis Silvester im Siebentage-Rhythmus Mitschnitte der philharmonischen Walzerkonzerte seit 2010.
In diesen Tagen, da der Spaßgesellschaft ihr längst realisierter immerwährender Fasching verleidet wird, kann es nicht schaden, wenn man uns zumindest in Aussicht stellt, dass Neujahr nicht nur am 1. Jänner zu feiern ist. Wer sich ein Dutzend DVDs zulegt, kann das Spielchen spielen, wann immer er will. Als Abonnent des Streaming-Dienstes "Fidelio" sitzt man nun aber Sonntag für Sonntag zur rechten Stunde in der fußfreien Reihe im Wiener Musikverein -...
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Hans Swarowsky
Zwischentöne
Aus der Werkstatt eines legendären Dirigentenausbildners
Auf elf CDs erschien zum Sparpreis eine Sammlung von Aufnahmen unter der Leitung Hans Swarowskys, bei dem Abbado, Mehta und Co. lernten.
Eine prägende Erscheinung im Musikleben der Sechziger- und Siebzigerjahre war Hans Swarowsky jedenfalls: Aus seiner Wiener Dirigentenklasse gingen zahllose Kapellmeister hervor, die mehr oder weniger große Karrieren machen konnten. Nicht nur Zubin Mehta und Claudio Abbado hielten (und halten) das Andenken ihres Lehrers hoch. Auch manche Vertreter der sogenannten Originalklang-Praxis haben Swarowsky viel zu verdanken.
Zwischen dieser Wahrn...
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Thielemanns Bruckner
Das philharmonische Universum
Bruckner auf CD. Christian Thielemann ist der erste Dirigent, mit dem Wiens Meister-Orchester eine Gesamtaufnahme aller neun Symphonien in Angriff genommen hat.
Diese CD ist Teil des vielleicht wichtigsten Aufnahmeprojektes der amtierenden Generation der Wiener Philharmoniker. Man kann ja über alle möglichen musikalischen Vorlieben und Spezialisierungen diskutieren. Aber die Behauptung, dieses Orchester sei quasi das einzig echte Originalklang-Ensemble für die Musik Anton Bruckners, sollte unbestritten bleiben.
Nun konnte ja, wer mit wienerisch-philharmonischen Bruckner-Aufführungen unter Karl Böhm und Herbert vo...
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Geheimnisvolles Baryton
Kuriose Meisterwerke
Maddalena del Gobbo lässt im Musikverein die Viola da Gamba in all ihren Spielarten erklingen.
Otto Biba, langjähriger Direktor des Archivs der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien-und damit Herr über eine der wertvollsten Musikaliensammlungen der Welt-,hat eine originelle Konzertreihe ins Leben gerufen: Unter dem Titel "Nun klingen sie wieder" präsentiert er Instrumente aus dem Archiv, die zum Teil seit Jahrhunderten nicht mehr zu hören waren.
Dabei konnten Musikfreunde bereits Kuriositäten entdecken. Etwa die zur Biedermeier-Zeit modische "Stockflöte", die es dem Flaneur ermöglichte, irgendwo unter freiem Himmel seinen...
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Petrenkos Einstand
Bahnbrechende Erstaufnahmen
Berliner Philharmoniker. Bilanz des ersten Chefdirigentenjahres: Beethoven und auch Stephan und Schmidt.
Neue Chefdirigenten großer Symphonieorchester sorgen in der Regel dafür, dass so rasch wie möglich Beethoven- oder Brahms-Aufnahmen, oder noch besser Berlioz' "Symphonie fantastique", in den Handel kommen. Es wäre aber erstaunlich gewesen, hätte Kirill Petrenko ähnlich gehandelt. Eben ist die erste Box mit CDs und DVDs erschienen, die seine Arbeit mit den Berliner Philharmonikern dokumentiert.
Und da fehlt Beethoven nicht: Die Siebente und die Neunte hat Petrenko in der vergangenen Saison dirigiert und aufgenomm...
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Mozarts Geige
Wie klang Konzertmeister Mozarts Geige?
Neu auf CD. Christoph Koncz, Vorgeiger der philharmonischen Sekundgeiger, durfte mit einem der bedeutendsten Erbstücke der Salzburger Sammlungen sämtliche Violinkonzerte des Meisters mit den Musiciens du Louvre aufnehmen.
Ich spiellte als wenn ich der gröste geiger in Ganz Europa wäre", berichtete Wolfgang Amade Mozart seinem Vater aus Augsburg im Jahre 1777. Er hatte am Vorabend nach dem Souper sein Violinkonzert in G-Dur musiziert, "es gieng wie öhl. alles lobte den schönen, reinen Ton", fuhr er fort. Wie gern wüsste man, wie dieser "schöne, reine Ton" tatsächlich geklungen hat. Immerhin: Mit der Verö...
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Henzes „Prinz von Homburg“
Wie süße Träume eines Offiziers produktiv werden
Hans Werner Henzes "Prinz von Homburg" in Ingeborg Bachmanns Textfassung: ein Livemitschnitt aus Stuttgart.
In der Partitur findet sich die Widmung an Igor Strawinsky. Für einen deutschen Komponisten der Jahre um 1960 war das keine Selbstverständlichkeit. Für Hans Werner Henze zumal, der ja mit eigenwilligen Anverwandlungen der Schönbergschen Zwölftonmethode Furore gemacht hatte.
Doch schon die Bezeichnung "deutscher Komponist" hätte Henze damals weit von sich gewesen. Italien war längst seine Wahlheimat, gegen Deutschland hegte er heftige Vorbehalte. Im Süden fühlte er sich wohl, dort fragte k...
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Die Heilige Messe
Äußerst herbe Klänge für den lieben Gott
Eine neue CD vereint Werke von Anton Bruckner und Igor Strawinsky. Diese beiden Komponisten haben scheinbar wenig miteinander gemein - und doch klingt hier manches rätselhaft verwandt.
Über Anton Bruckner hat sich Igor Strawinsky recht despektierlich geäußert, befand er doch, dieser hätte neun Mal dieselbe Symphonie komponiert. Strawinsky war es freilich gewohnt, von Stück zu Stück seinen Stil zu wechseln. "Petruschka" klang völlig anders als der "Feuervogel" - und beide schienen wenig mit dem unmittelbar folgenden "Sacre du printemps" zu tun zu haben.
Das Geniale daran: Ob spätromantisch, archaisch-mo...
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