Herrn Figaros Pradler Ritter-Hochzeit
Jonathan Millers Festwochen-"Figaro", schon bei der Premiere ein schmuddeliges Experiment szenischer Sozialkritik, ist zum billigsten Klamauk verkommen.
Das Reprisen-Ensemble im Theater an der Wien benimmt sich, als stammte das Libretto nicht von Da Ponte sondern von den Löwingers. Da genügt es nicht, daß Gärt...
Bruckner-Abenteuer mit Simon Rattle
Applaudiert werde hierzulande gern unter dem Motto "Wenn man bedenkt", formulierte Hans Weigel einst. Weigel meinte damit die rückhaltlose Anerkennung von Schauspieler- oder Sängerleistungen auch angesichts des Faktums, daß der verehrte Künstler seinen Zenit längst überschritten habe.
Bei Simon Rattle ist es bein...
Abbados Lärmpegel
Auch in Berlin ändern sich die Zeiten. Früher kamen die dortigen Philharmoniker, um atemberaubende Virtuosität in den Dienst ebensolcher Interpretationen zu stellen. Heute machen sie vor allem Lärm im Musikverein.
Das muß allerhand mit der Person des Chefdirigenten zu tun haben. Claudio Abbado tut das Gegenteil von dem, was Herbe...
Pierre Boulez, der verläßlich Wahrhaftige
Der letzte Takt des Festwochen-Eröffnungskonzertes klang wie die Inspirationsquelle für den letzten großen Roman Thomas Bernhards: „Auslöschung". Konsequenz eines Musik-Ereignisses.
Der letzte, ein Pizzicato-Ton könnte jeder Kritik entgegen gehalten werden, die meint, Pierre Boulez' Interpretationen seien ...
Koloratur-Wahnsinn zum Quadrat
Edita Gruberova hat sich Bellinis „Puritaner" für Wien gewünscht. Jetzt weiß man, warum: Die Elvira ist ihre herrlichste Partie.
Die Premiere geriet zum Triumph des Koloraturwunders, das sich damit erstmals in solcher Vollkommenheit einfühlsamster vokaler Gestaltungskünste bediente.
Was man an der vergleichbar nicht ...
Morgen wird diese Sonne nicht mehr scheinen
Christa Ludwigs letzter Abend im Goldenen Musikvereinssaal ist vorbei. „Und morgen wird die Sonne wieder scheinen", sang sie zuletzt nicht ganz zutreffend.
Die Gestaltungskunst der Ludwig, unvergleichlich, muß uns in Hinkunft die Videotechnik zurückrufen. Kameras waren anwesend, als der Publikumsliebling...
Mann an der Schwelle
Riccardo Muti leitete ein außerordentliches Konzert der Philharmoniker im Konzerthaus. Neben Beethoven und Strawinsky stand Tschaikowsky auf dem Programm. Das war aufschlußreich.
Mit den Seelenstürmen des Russen identifiziert man den strengen Italiener wohl am allerwenigsten. Daß er Beethoven forsch, klassisch klar und ohne Um...
Letzte "Winterreise" jenseits aller Träume
Christa Ludwig begann ihren Wiener "Lieder-Abschied" im Musikverein mit Schuberts "Winterreise": einzigartig.
Die Tatsache, daß sich da ein Star von seinem Publikum verabschiedet, spielte bei den Standing Ovations zuletzt mit, gewiß. Und doch galt der Dank wohl auch - jenseits des theatralischen Verabschi...
Wenn Spatzen gegen Kanonen fliegen
Mit „Boris Godunow" hat sich Claudio Abbado einen scheinbar sicheren Trumpf für sein Debüt als Karajan-Nachfolger bei den Salzburger Osterfestspielen ausgesucht. Trotzdem fragt man sich, ob ihm diese Aufgabe nicht doch ein paar Nummern zu groß ist.
Früher ist man zu Ostern ins Festspielhaus gepilgert, um außergew...
Karajans Bruckner-Fest nach heutigem Maß
Das Brucknerhaus in Linz ist zwanzig. Zum Geburtstag dirigierte Franz Welser-Möst jenes Programm, das Herbert von Karajan seinerzeit zur Einweihung gewählt hatte.
Ein wenig Stolz auf den berühmt gewordenen, immer noch jungen Sohn der Stadt schwang sogar in den Bruckner-Motetten des einleitenden Chorprogramm...