Wagners »Ring« ohne Thielemann in Mailand

Der Dirigent hat der Mailänder Scala wenige Wochen vor der Premiere des »Rheingold« eine Absage erteilt: Er müsse sich eine Operation unterziehen und könne daher den »Vorabend« der Tetralogie nicht einstudieren. Und da es sich bei Wagners Werk um eine vierteilige Gesamt-Architektur handle, müsse er sich aus dem gesamten Projekt zurückziehen.

BEZÜGE ZU DOMINQUE MEYERS ABGANG

Thielemanns Absageschreiben bezieht sich freilich auch auf die Ausbootung des erfolgreichen Scala-Intendanten Dominique Meyer, den der Mailänder Bürgermeister gern in der Stadt gehalten hatte, dessen Vertrag jedoch von der Regierung in Rom nicht verlängert wurde: Meyer mußte durch einen Italiener ersetzt werden, der kommendes Jahr sein Amt antreten wird – also nach der Halbzeit der »Ring«-Produktion durch den Regisseur David McVicar.

Thielemanns Absage im Wortlaut:

Mit großem Bedauern muss ich auf dieses Projekt verzichten, das wir Schritt für Schritt gemeinsam mit Dominique Meyer, mit dem mich eine lange Freundschaft verbindet, mit David McVicar und den Mitarbeitern der Scala entwickelt haben. Meine Gesundheit verhindert leider, für Das Rheingold an der Scala zu sein. Die Kontinuität der künstlerischen Gestaltung des Ring des Nibelungen ist so wichtig, dass man von Anfang an präsent sein muss. Auch meine Verpflichtungen an der Berliner Staatsoper und die Unsicherheit der Zukunft der Scala, haben mich zu dieser Entscheidung bewogen. Ich schicke dem Teatro alla Scala und allen beteiligten Künstlern ein herzliches „Toi toi toi“ für diese wunderbare Produktion.

THIELEMANNS GESUNDHEIT

Das Pressebüro der Mailänder Scala präzisiert Thielemanns gesundheitliche Probleme. »Der Dirigent hat mitgeteilt, dass er sich im kommenden Oktober einer Operation der Achillessehne unterziehen muss, der fünf Wochen Rekonvaleszenz folgen. Der Eingriff zwingt ihn, alle in diese Zeit fallenden Verpflichtungen abzusagen, so auch das Dirigat von Das Rheingold an der Mailänder Scala, das den Auftakt einer Neuproduktion des Ring des Nibelungen in der Inszenierung von David McVicar bildet.«

SIMONE YOUNG SPRINGT EIN

Wer »Das Rheingold dirigieren wird, steht bereits Fest. Offizieller Text aus Mailand: «Die Vorstellungen von Das Rheingold werden von Simone Young (28., 31.10., 3.11.2024), die den gesamten Zyklus u.a. in Bayreuth dirigiert hat und kürzlich an der Scala ein höchst erfolgreiches Debüt am Pult von Peter Grimes absolviert hat, und von Alexander Soddy (5., 7., 10.11.2024) übernommen, der an den wichtigsten Häusern der Welt gastiert wie der Berliner Staatsoper, Royal Opera House Covent Garden in London und die New Yorker Met, mit dem die Scala eine Neuproduktion von Così fan tutte für die kommende Saison geplant hat. Der Ersatz für Christian Thielemann für die folgenden Ring-Teile wird zu gegebener Zeit bekanntgegeben.