Webern

Anton von Webern

1883-1945

   

Anton von Webern hatte schon als Teenager zu komponieren begonnen und spätromantisch-klangschwelgerische Orchesterwerke wie die »Idylle« Im Sommerwind (1904) komponiert, ehe er sich Arnold Schönberg zuwandte.

Vier Jahre lang war Webern offiziell Schönbergs Schüler. Seite an Seite mit dem zwei Jahre jüngeren Alban Berg blieb er aber als »Jünger« an Schönbergs Seite. Erst in der Zeit nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland kam es zu einer Verstimmung zwischen Lehrer und Schüler, da Webern, deutschnational gesinnt, mit den neuen Machthabern sympathisierte. Und das, obwohl seine Musik auf der Liste der entarteten Kunst stand und in Deutschland nicht aufgeführt werden durfte. Noch Anfang der Vierzigerjahre, als Schönberg längst im amerikanischen Exil lebte, formulierte Webern recht eindeutige politische Stellungnahmen – konnte allerdings den Zorn des Lehrers abwenden, der ihm sogar sein Violinkonzert widmete.

Webern hatte über die Jahrzehnte hin auch als Dirigent gewirkt und sich vor allem für die Kulturarbeit der sozialistischen Arbeiterbewegung engagiert.

Das Ende des Zweiten Weltkriegs hat er in Mittersill erlebt – doch fiel er 1945 einem verhängnisvollen Mißverständnis zum Opfer: Nach einem Wortwechsel erschoß ein amerikanischer Besatzungssoldat den Komponisten, der des Englischen nicht mächtig war und sich versehentlich trotz gegenteiliger Aufforderung genähert hatte.

Weberns Lebensweg als Komponist führte von hochfahrenden Gesten des Expressionismus zu Klängen, die am Rand des Verstummens siedeln, die Stücke wurden – wie jene des Lehrers Schönbergs in der Phase der sogenannten Atonalität – immer kürzer, zählen zuweilen nur nach Sekunden.

Erst die Übernahme von Schönbergs Zwölfton-Methode gab Webern eine Möglichkeit in die Hand, wieder längere Strukturen zu erarbeiten. Für die nachfolgende Komponistengeneration wurde sein streng durchorganisiertes Zwölftonverfahren bedeutsam. Es bildete die Wurzel zum strengen Serialismus, der bald nicht mehr nur die Tonhöhen, sondern auch alle anderen musikalischen Parameter einem mathematischen Ordnungsprinzip zuführte.

Zur digitalen Durchorganisation quer zu stehen scheint Weberns Wunsch

Schwelgt in Klängen, dann tut ihr recht, Dirigenten!

Erst eine spätere Generation von Interpreten hat diesen Zug zur Klangsinnlichkeit in Weberns Musik wieder aufzuspüren und zu würdigen versucht. Schon angesichts ihrer frappanten Kürze genießen die Werke dieses Komponisten aber noch 100 Jahre nach ihrer Entstehung im Konzertleben einen Ausnahmerang.