Für die Salzburger Schauspielchefin ein »Genie«, für die Comédie de Genève unerträglich: Theaterdirektion sagt Aufführungen einer Inszenierung von Krystian Lupa wenige Tage vor der Premiere ab.
Der Pole Krystian Lupa (79) ist einer der umschwärmten Regisseure der aktuellen Intendanten- und Kritiker-Kamarilla Mitteleuropas. 2014 zeichnete ihn die Wiener Jury für seine Dramatisierung des Romans »Holzfällen« von Thomas Bernhard in Graz mit dem »Nestroy«-Preis aus, 2019 begeisterte sich die Kritik für die Dramatisierung von Kafkas »Prozeß« bei den Wiener Festwochen. Und die designierte Schauspielchefin der Salzburger Festspiele, Marina Davydova, nannte Lupa in einem ersten Interview ein »absolutes Genie«.
… unaufhörlich widersprüchliche Anweisungen
Die Direktion der Comédie de Genève sieht das ein wenig differenzierter. Sie hat die Aufführung des Stücks »Les Emigrants« jetzt wenige Tage vor der Premiere abgesagt. Es sei zu »Meinungsverschiedenheiten über die Arbeitsphilosophie« gekommen, heißt es. Die dadurch entstandenen »Kommunikationsschwierigkeiten« hätten eine Weiterarbeit unmöglich gemacht.
Aus rechtlichen Gründen wird man nicht deutlicher als: Das Team hätte »unaufhörlich widersprüchliche Anweisungen« erhalten. »Die finanziellen Folgen für die Comédie werden derzeit geprüft.« Sie dürften beträchtlich sein, denn die Produktionskosten werden mit 900.000 Schweizer Franken beziffert, das sind umgerechnet knapp 925.000 Euro.
Gute Aussichten für Salzburg! Und die besten Voraussetzungen, daß unsere fortschrittlichen Opern-Direktoren Lupa demnächst für eine Musiktheater-»Neudeutung« engagieren. Da dürfen wir vermutlich sicher sein!