Sie war die Gegenspielerin der Callas und jedenfalls eine der bedeutendsten Sängerinnen des XX. Jahrhunderts. Als die Callas ihren Siegeszug antrat, zog sich die Konkurrentin nach Amerika zurück und galt vor allem an der New Yorker Metropolitan Opera als unangefochtene Nummer 1, nicht erst, als sich Intendant Rudolf Bing mit der Kollegin zerkracht hatte und diese der Tebaldi das Feld überlassen mußte.
An der Wiener Staatsoper war die Künstlerin gerade einmal in 18 Vorstellungen in den ersten jahren der Ära Herbert von Karajans zu erleben – vor allem war sie die Tosca in Karajans Einstudierung und Margarethe Wallmanns Inszenierung, die 1958 ihre Premiere erlebte; das war jene Produktion, die bis heute auf dem Programm des Hauses am Ring steht!
Unter Lovro von Matacic war sie zum Wiener Saison-Ausklang im Juni 1960 dann noch die Madeleine in Giordanos André Chénier in einer glanzvollen Premiere mit Franco Corelli in der Titelpartie, deren Livemitschnitt sich erhalten hat und von Orfeo auf CD gepreßt wurde. Die Einspielung dokumentiert gleichzeitig die vorletzte Aufführung, die Tebaldi in Wien gesungen hat…
»Mrs. Sold Out«
Die amerikanischen Musikfreunde nannten die Tebaldi hingegen bald »Mrs. Sold Out«. In den Jahren zwischen ihrem Debüt als Desdemona in Verdis Otello und ihrem Abschied in der selben Rolle, 1972, gab Renata Tebaldi 269 Vorstellungen an der Met.
Sie war aber auch eine gesuchte Schallplatten-Sängerin. Im Verein mit Tenor-Kollege Mario del Monaco war die Tebaldi die Hauskünstlerin der Decca, während die Callas ihre Aufnahme für HMV (EMI) machte. Bis heute gelten viele Einspielungen der langen Decca-Serie von Gesamtaufnahmen als epochemachend.
Was die Künstlerin auszeichnete, läßt sich in den beiden Tebaldi-Portraitsendungen nachhören, die Michael Blees für Ö1 gestaltet hat, deren erste heute um 10.05 auf dem Programm steht. Diesmal geht es u Livemitschnitte aus New York. Teil II des Portraits ist am 6. Februar auf dem Programm und ist den legendären Studio-Aufnahmen mit Mario del Monaco gewidmet.
Renata Tebaldi zu Ehren finden Sie unter dem folgenden Link auch einen