Hugo Wolfs Goethe Lieder

Hatem

Dies zu deuten bin erbötig!
Hab ich dir nicht oft erzählt,
Wie der Doge von Venedig
Mit dem Meere sich vermählt?

So von deinen Fingergliedern
Fiel der Ring dem Euphrat zu.
Ach, zu tausend [Himmelsliedern]1,
Süßer Traum, begeisterst du!

Mich, der von des Indostanen
Streifte bis Damaskus hin,
Um mit neuen Karawanen
Bis ans rote Meer zu ziehn,

Mich vermählst du deinem Fluße,
Der Terrasse diesem Hain:
Hier soll bis zum letzten Kuße
Dir mein Geist gewidmet sein.

Komm, Liebchen, komm! Umwinde mir die Mütze!
Aus deiner Hand nur ist der Dulbend schön.
Hat Abbas doch, auf Irans höchstem Sitze,
Sein Haupt nicht zierlicher umwinden sehn!

Ein Dulbend war das Band, das Alexandern
In Schleifen schön vom Haupte fiel,
Und allen Folgeherrschern, jenen andern,
Als Königzierde wohlgefiel.

Dulbend ist’s, der unsern Kaiser schmücket,
Sie nennen’s Krone. Name geht wohl hin!
Juwel und Perle! sei das Aug entzücket:
Der schönste Schmuck ist stets der Muselin.

Und diesen hier, ganz rein und silberstreifig,
Umwinde, Liebchen, um die Stirn umher.
Was ist denn Hoheit? Mir ist sie geläufig!
Du schaust mich an, ich bin so groß als Er.