Die Postmoderne

Als plötzlich wieder alles möglich wurde

Jahrzehntelang fühlten sich Komponisten in Europa und den USA bemüßigt, strenge Regelen zu befolgen, wie sie die philosophischen Vordenker der Avantgarde vorgegeben hatten – im Gefolge der Wiener Schönberg-Schule entfernten sich die Schöpfer der »Neuen Musik« immer weiter von ihrem Publikum – bald hatte man das Gefühl, sie agierten im Elfenbeinturm und schrieben ihre Werke für Avantgarde-Festivals in Darmstadt oder Paris.

Abgesehen von eineigen »Dissidenten« blieben die Komponisten Empfänger von öffentlichen Zuweundungen und pflichtschuldig vergebenen Kompositions-Aufträgen. Im übrigen reduzierten Konzert- und Opernhäuser ihr Repertoire immer weiter auf den Kanon zwischen Spätbarock und gemäßigter Moderne.

SCHNITTKE & CO

Erst in den Achtzigerjahren regte sich Widerstand – vor allem aus den baltischen Ländern und aus Polen empfing das Publikum willig Signale einer »Moderne mit menschlichem Antlitz«. Und in Wien riet der Komponist Kurt Schwertsik seinem jüngeren Kollegen Heinz Karl Gruber:

Wenn du g’rad nicht weißt, welche Musik zu schreiben sollst, schreib‘ einach die Musik, die Du selber hören möchtest

»DRITTE WIENER SCHULE«

Das war so etwas wie ein inoffizielles »Programm« für eine »Dritte Wiener Schule« und das, was die Musikgeschichtsschreibung bald: »Postmoderne« nennen sollte. In Wien war es neben Schwertsik und Gruber vor allem Friedrich Cerha, der von einem Paradekomponisten der Avantgarde noch einmal an die vorderste Front wechselte und nun mit den Kollegen auszog, das Publikum zurückzuerobern.

In Deutschland war es Wolfgang Rihm, der eine Vorreiterposition einnahm – und sich strikt gegen das Diktum von einer »Neuen Einfachheit« wehrte. »Einfach« war an den neuen Versuchen gar nicht so viel. Aber die komplexesten Strukturen schienen für das Publikum dank vieler Anleihen bei der Tradition mit einem Mal wieder durchhörbar – man zog wieder aus, Musik zu »erleben« – und die Entdeckungsreise lohnte sich des öfteren!

Die bunte Gegenwart

Das Zeitalter der »Postmoderne«

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