Selten hat ein Nachwuchsstar den im Musikverein wörtlich zu verstehenden Aufstieg so rasch bewältigt wie Harriet Krijgh: Vom Gläsernen Saal ging es in den Brahmssaal, im Jahr darauf schon zu einem Orchesterkonzert in den Großen Saal.
Harriet & Friends heißt das Musikfestival, das vom 28. Juni bis 2. Juli auf der niederösterreichischen Burg Feistritz stattfindet. „Zum fünften Mal“, sagt Festspielgründerin Harriet Krijgh und ergänzt gleich: „Ich weiß, es gibt so viele Festivals, aber dieses ist etwas ganz Besonderes.“ Ganz besonders war es schon im ersten Jahr, denn da war die Künstlerin und Initiatorin gerade einmal 19 Jahre jung. Doch galt sie unter Wiener Musikfreunden bereits als Geheimtipp: So subtil und anrührend bringt nicht bald ein Cellist sein Instrument zum Klingen, hieß es –...
Kunst darf alles; vor allem, weil sie künstlich ist
Sven-Eric Bechtolf, künstlerischer Leiter der Salzburger Festspiele, will im Festspielsommer 2016 träumerisch die Wirklichkeit entlarven.
Ein paar Worte über die Grundzüge der Salzburger Festspiele 2016. Wie zieht man als „Festspielmacher“ einen roten Faden durch ein dermaßen reichhaltiges Programm? Braucht es überhaupt übergreifende „Konzepte“ von Jahr zu Jahr?
Es fängt meist mit einem Titel an. Das war in unserem Fall „The Exterminating Angel“. Das Libretto dieses Auftragswerks an Thomas Adès, noch von Alexander Pereira erteilt, hat bekanntlich den Film des surrealistischen Regisseurs Luis Buñuel als Vorlage. Von da gingen unsere Gedanken hin zu den Träumen. Dem Traum als Metapher für die Irrealität unserer Existenz und dem Traum, den ...
„Tevje kommt mir sehr entgegen“
An der Volksoper wechselt der Wiener Bass mit den ausdauernden internationalen Wagner-Erfahrungen, der heuer den 40. Jahrestag seines Operndebüts feiert, das Genre – und gibt erstmals den Milchmann in „Anatevka“.
O ja, die Aufführung im Theater an der Wien mit Jossi Yadin hat auf mich damals auch großen Eindruck gemacht“, erinnert sich Kurt Rydl an eine Wiener Theaterlegende. Heute, Samstag, debütiert Rydl an der Wiener Volksoper in einem für ihn ungewohnten Genre. Er gibt den Tevje, den Milchmann, in der Wiederaufnahme des Musicals „Anatevka“ in der Produktion von 2003.
Es ist bezeichnend, daß der Künstler in derselben Woche an der Staatsoper den Pimen in Mussorgskys „Boris Godunow“ gestaltet. Derlei Gleichzeitigkeit von großen und höchst unterschiedlichen ...
Jetzt inszeniert der Direktor
Am Sonntag ist an der Staatsoper in mehrfachem Sinn Premiere: Manuel Legris bringt seine Choreographie des „Corsaire“. Wie und wieso, das erklärte er der „Presse“.
Le Corsaire“ – diesen Titel verknüpfen Ballettomanen hierzulande vor allem mit Margot Fonteyn und Rudolf Nurejew. Freilich: Anders als dergendäre „Schwanensee“, den dieses Traumpaar einst mit der Wiener Ballett-Compagnie auf Film verewigt hat, gab es an der Staatsoper bis dato von diesem legendären Petipa-Werk nur den großen Pas de deux zu sehen. Bis zu diesem Wochenende: Am Sonntag hat das gesamte Ballett in einer Choreographie von Ballettdirektor Manuel Legris Premiere. Wobei das Wort Premiere mehrfach zutrifft: „Le Corsaire“ stand noch nie auf dem Spielplan des Hauses, Manuel Legris hat noch nie ...
Wie Händel über Venedig staunte
„Venedig war um 1700 das Opernzentrum der Welt“, sagt Thomas Hengelbrock. Er dirigiert Händels in Venedig uraufgeführte „Agrippina“ im Theater an der Wien.
Für Thomas Hengelbrock ist es eine Rückkehr: „Es ist ja lang her, daß ich Chefdirigent an der Volksoper war“, räsoniert er im Gespräch anlässlich der Probenarbeit zur Premiere von Händels „Agrippina“ im Theater an der Wien: „Ich freue mich sehr, wieder hier zu arbeiten“ – und auf Wiener Pläne in den kommenden Jahren.
Wien hat eine weite Strecke der künstlerischen Entwicklung dieses Dirigenten verpasst. Man kennt ihn hier eher als Spezialisten für Barockmusik denn als universellen Maestro, der beispielsweise als Chefdirigent des NDR-Orchesters am 11. Jänner kommenden Jahres die Hamburger Elb-Philharmonie ...
„Drei Schwestern“ neu an der Staatsoper
Komponist Peter Eötvös über den Erfolg seiner Tschechow-Oper, die Sonntag in Wien Premiere hat.
Nebst fünf Uraufführungen, die an der Staatsoper bis 2020 herauskommen, stellt man im Haus nach langer Enthaltsamkeit spannende jüngere Stücke zur Diskussion, die anderswo erfolgreich waren. Nach Thomas Ades' „Tempest“ kehren – nach ihrem Festwochen-Gastspiel 2002 – die „Drei Schwestern“ von Peter Eötvös nach Wien zurück. Das Werk hat nach seiner Uraufführung in Lyon schon „14 oder 15 Neuinszenierungen und jedenfalls an die 150 Aufführungen erlebt“, freut sich der Komponist im Gespräch. Als sein eigener Librettist ist er mit der Vorlage Anton Tschechows frei umgegangen und bediente sich bei seinem Arrangement avancierter Theatertechniken. Aus der chronolog...
Die rechte Frau für alle Extremfälle in der Oper
Im Gespräch. Laura Aikin über die Partie der Emilia Marty, eine Figur, die skrupellos und über Leichen gehend durch die Jahrhunderte wandert. Eine der fesselndsten Aufgaben, die das jüngere Musiktheater für eine Sängerin bereithält.
Es ist faszinierend", sagt Laura Aikin, nachdem sie versucht hat, einige Merkwürdigkeiten des Tschechischen zu schildern. "Es ist meine erste Erfahrung mit einer slawischen Sprache", fährt sie fort. Die zentrale Rolle in Leos Janaceks Oper "Die Sache Makropulos" markiert unter den vielen extremen Herausforderungen, die diese Künstlerin in ihrem reichen Musiktheaterleben schon angenommen hat, zumindest in sprachlicher Hinsicht ein Extrem.
Was die musikalischen Parameter betrifft, ist die Emilia Marty alias Elena ...
Im Gefängnis gibt es keine Windmühlen"
Interview. Olivier Tambosi inszeniert das Musical "Der Mann von La Mancha" in der Volksoper - und will dabei "Theater mit den einfachsten Mitteln" machen. Bei seinen Schauspielern schätzt er Kreativität und Eigenverantwortlichkeit.
Es ist eine Geburtstagsaufführung. Der Gefeierte heißt Don Quijote und ist, wiewohl berühmt als "Ritter von der traurigen Gestalt", doch einer der Senioren unter den Integrationsfiguren der europäischen Geistesgeschichte. Als Musicalfigur ist er gerade erst 50 geworden. 1965 kam der "Mann von La Mancha" am Broadway heraus - und erlebte en suite weit über 2000 Vorstellungen.
Drei Jahre später folgte die Erstaufführung im Theater an der Wien. Diese steht in den lokalen Annalen. Wer mit der jüngeren wienerischen Theaterhistori...
Macbeth und seine Lady, hautnah
Staatsoper. Wien-Debütantin Tatiana Serjan und George Petean im Gespräch über die Frage, ob Verdis und Shakespeares Antiheld und seine Frau einander je geliebt haben.
Verdis "Macbeth"? Die desaströse Premiere der Produktion in der letzten Spielzeit der Ära Holender ist dem Publikum noch gut in Erinnerung. Geplante Folgevorstellungen mussten noch in der Saison aus dem Spielplan genommen werden. Daher also ungewöhnlich rasch ein neuer Versuch mit dem vielleicht kühnsten Stück, das dieser Komponist geschrieben hat. Auf halbem Weg zwischen "Nabucco" und "Rigoletto" wagt sich Verdi das erste Mal an Shakespeare und beantwortet dessen dramaturgische Radikalität mit einer nicht minder radikalen Tonsprache.
Zwar hat er die Formkonzepte eines Belcantodramas noch nich...
»Fast alle Opernhäuser produzieren zu wenig«
Im Gespräch. Alexander Pereira, bis 2014 Intendant der Salzburger Festspiele, seither Leiter der Mailänder Scala, glaubt an eine Ausweitung des Spielplans. Dazu setzt er auf die Suche nach Sponsoren. Und auf Jugendförderung.
Die Presse: Wie hält es denn der ehemalige Salzburger Intendant einen Sommer lang ohne die Festspiele aus?
Alexander Pereira: Ich war ja in Salzburg! Als Besucher. Und ich werde immer wieder nach Salzburg kommen. Denn man trifft nirgendwo so viele Künstler am gleichen Ort zur gleichen Zeit. Außerdem habe ich mich gefreut, die Produktionen des "Trovatore" und des "Rosenkavaliers" noch einmal zu sehen.
Der "Rosenkavalier" übersiedelt ja in der kommenden Spielzeit an Ihr neues Haus, die Mailänder Scala. Allerdings in einer etw...