Allegro vivace mit kleinen Bosheiten
"Falstaff" werden die meisten sagen, wenn es darum geht, spontan die ideale Rolle Giuseppe Taddeis zu nennen. Im launigen Gespräch zum 80. Geburtstag fielen dem Sänger einst noch ganz andere Partien ein - auch solche, die er damals immer noch sang!
Kurz nach seinem triumphalen Salzburger Auftritt - im August 1996 im Zelt des Festes von Hellbrunn -, vor seiner Rückreise nach Rom, präsentierte sich der achtzigjährige Giuseppe Taddei in blendender Laune. Im Gespräch erweist sich, daß der Jubilar jung geblieben ist. Sehr jung. Und daß er als wohl einziger Spitzensänger seiner Generation nach wie vor auf der Bühne steht.
Wie erhält man sich soviel Energien bis in dieses Alter? "Das macht der liebe Gott", sagt Taddei und lächelt verschmitzt: "Außerdem passe...
»Ich stehe werbend auf der Omnibusmesse«
Harald Serafin hat auf seine Weise PR-Arbeit geleistet und Erfolg gehabt: 128.000 Menschen kamen nach Mörbisch, um die "Fledermaus" zu sehen. Ein glücklicher Intendant im Gespräch.
VON WILHELM SINKOVICZ
Als ich mein Amt angetreten habe, waren in Mörbisch vielleicht 53.000 Besucher. Nach dem Versuch mit dem Musical ,Sissy' sind es sogar nur 36.000 gewesen, und man hat überlegt, ob man die Seefestspiele nicht überhaupt einschlafen läßt." Heute ist es anders: Am 25. August konnte der stolze Intendant vor mehr als 4000 Besuchern der letzten Aufführung der "Fledermaus" hintreten und eine Brandrede für die Operette halten. 128.000 verkaufte Karten bestätigen, daß Operette, gut gemacht, so viel Publikum haben kann, wie schon lange nicht.
Im Gefolge des "un...
Friedrich Cerha steht heuer im Mittelpunkt einer Retrospektive im Rahmen der Salzburger Festspiele. Im Gespräch mit der "Presse" analysiert der Jubilar seine künstlerische Entwicklung.
Die große, über alle Festspielwochen erstreckte Cerha-Retrospektive ist gewiß der bemerkenswerteste Teil des heurigen Salzburger Programms. Der Komponist, der heuer 70 Jahre alt wurde, freut sich über die Anerkennung, die den bisherigen Höhepunkt im "Crescendo" der Akzeptanz bedeutet, die sein Werk nicht nur in seiner Heimat Österreich genießt. Es ist das erstemal, daß Cerhas Schaffen umfassend vorgestellt wird. Auch das umfangreichste und bis heute wohl spektakulärste Werk aus seiner Feder, die "Spiegel", waren zu hören: Cerha selbst stand am Pult des ORF-Symphon...
Machtproben auf Kosten der Salzburger Oper
Riccardo Muti dient der Oper nur in einem Salzburg ohne Mortier.
Riccardo Muti hat am Wochenende klargestellt, daß er bei den Salzburger Festspielen nur mehr Konzerte dirigieren werde. Mit Direktoriumsmitglied Hans Landesmann sei er sich bereits über die Programmierung seines Auftritts mit den Wiener Philharmonikern 1997 klargeworden. Mit Gerard Mortier, der für die Oper zuständig ist, gebe es jedoch keine Gesprächsgrundlage mehr. Oper werde er daher erst dann wieder im Festspielhaus dirigieren, wenn Mortier nicht mehr Mitglied des Direktoriums sei. Die Koinzidenz mit einer ähnlichen Aussage des scheidenden Schauspielintendanten Peter Stein sei "reiner Zufall", meinte Muti im Gespräch mit der "Presse": "Ich habe davon erst erfahren, als ich mein S...
Der philharmonische Maestro 2000
Simon Rattle wird vom Geheimtip zum Marktführer. Die Wiener Philharmoniker planen CD-Projekte und Konzertauftritte mit dem Briten. Salzburgs Festspiele setzen auf ihn für selten gespielte Opern. Im Gespräch schildert Rattle seine Erfahrungen mit Österreichs Musikleben.
Früher mußte sich ein junger Dirigent, der mit den Wiener Philharmonikern Beethoven musizieren wollte, an Vorbildern wie Furtwängler, Böhm oder Karajan messen lassen. Die Zeiten sind vorbei. Im ausgehenden 20. Jahrhundert heißt die Fragestellung vielmehr: Wird der Künstler es schaffen, den Philharmonikern eine "zeitgemäße", das heißt an den Errungenschaften der "Originalinstrumentenschule" orientierte Spielweise abtrotzen können? So kurios das klingen mag, so ernsthaft muß heutzutage über de...
Kreneks Nachlaß: Wer bietet mehr?
Eine Stiftung in Wien oder viel Geld für die Ernst-Krenek-Gesellschaft in Kalifornien? Wenn Wien die Bedingungen der Komponisten-Witwe Gladys Krenek nicht akzeptiert, wandern wertvolle Manuskripte nach Berlin oder New York.
Gladys Krenek, Witwe nach Ernst Krenek, weilt in Wien, um ihren Standpunkt zu präzisieren: Sie wünscht sich eine Stiftung mit Sitz in Wien, die sich um die Pflege der Werke ihres verstorbenen Mannes kümmert. Die Stadt Wien müßte zu diesem Zweck 20 Millionen Schilling als Stiftungs-Summe einbringen. Im Gegenzug würden die noch in Kalifornien befindlichen Manuskripte Kreneks der Wiener Stadtbibliothek einverleibt.
Eine diesbezügliche Vereinbarung war schon zu Lebzeiten des Komponisten angestrebt worden. "So lange Ernst Krenek lebte", erl...
Wiens neue Brünnhilde
Deborah Polaski debütiert am Samstag an der Seite von Placido Domingo als Brünnhilde an der Wiener Staatsoper: Eine amerikanische Heroine mit Humor im "Gespräch.
Geboren wurde sie in Wisconsin. Das liegt in den USA und hat, wie die Sängerin bekennt, etliche Einwohner, die nicht wissen, wie man das Wort "Opera" überhaupt buchstabiert. Trotzdem ist die großgewachsene Sängerin zum international gefragten Opernstar geworden. Daß sie über ein differenzierendes Gehör verfügt, war schon abzulesen, als man ihr - mehr durch Zufall als in musikpädagogischer Absicht, eine Schallplatte mit Opernarien zum Geschenk machte. Klein Deborah hörte nicht alle vierzig Nummern der Sammlung mit gleichem Vergnügen, sondern beschränkte sich bald auf jene Abschnitte der Vinylscheibe, die die ...
»Schlafes Bruder« als Oper: Paraderolle für einen jungen Tenor
Die Festwochen zeigen demnächst eine österreichische Oper, die Sonntag in Zürich uraufgeführt wurde: Roberto Sacca, für den Komponist Herbert Willi die Hauptrolle schrieb, im Gespräch über den Premieren-Erfolg.
Den Film zu Robert Schneiders Kultbuch "Schlafes Bruder" hat er nicht gesehen: Roberto Sacca, deutsch-italienischer Jungtenor, der bisher im Rossini- und Mozartfach aufhorchen ließ, hat sich lieber gleich die Hauptrolle in der gleichnamigen Oper auf den Leib schreiben lassen: "Ich wollte meine Phantasie nicht durch Kinobilder beeinflussen, war fasziniert vom Buch und traf den Komponisten Herbert Willi: Er selbst war für mich die Inkarnation der Romanfigur des Elias".
Komponist und Sänger fanden schließlich beide autobio...
Der neue Mann der Jeunesse
Roland Geyers Nachfolger als Generalsekretär der Musikalischen Jugend Österreichs heißt Matthias Naske. Der 32jährige Wiener hat längst Erfahrungen im Jeunesse-Büro gesammelt.
Von 1980 an war Matthias Naske, Jahrgang 1963, Mitarbeiter von Thomas Angyan, dem damaligen Chef der Musikalischen Jugend. Danach war er als Manager des Gustav Mahler Jugendorchesters aktiv, zuletzt stand Naske für fünf Jahre an der Spitze der Camerata academica in Salzburg. Am Montag abend kürte der Jeunesse-Vorstand den ehemaligen Kollegen zum Generalsekretär. Roland Geyer, der dieses Amt während der vergangenen zehn Jahre innehatte, wechselt als Musik-Intendant in die Kulturverwaltung der Stadt Wien.
Geyer hat durch die Einführung von Festivals die eigenständige Veranstalter-Tätigkeit d...
Geyer hält Abbado bei Wien modern
Kaum inthronisiert, pilgerte Roland Geyer, neuer "Musikintendant" der Stadt Wien, auch schon nach Salzburg - und überzeugte den amtsmüden Claudio Abbado davon, weiterhin "Wien modern" zu leiten.
Das Avantgarde-Festival "Wien Modern" verlief während der letzten Jahre nicht nach jenem Plan, den Mentor Claudio Abbado anfangs entworfen hatte. Nicht zuletzt die Konzentration auf Länderschwerpunkte und das Abgehen vom "interdisziplinären" Gedanken waren dem Dirigenten ein Dorn im Auge. Er zog sich auch als Interpret mehr und mehr von "seinem" Festival zurück und spekulierte mit dem völligen Abgang.
Roland Geyer, noch Generalsekretär der Jeunesse und bald in leitender Funktion im Kulturmanagement der Stadt Wien aktiv, verrichtete sein erstes Amt denn auch bereits...