Neue Musik, die uns zur Erkenntnis führt
Thomas Daniel Schlee im Gespräch über sein apokalyptisches Oratorium, das in Seckau uraufgeführt wird.
Ich darf eine ganz ehrliche Antwort darauf geben", meint Thomas Daniel Schlee, der künstlerische Leiter des Carinthischen Sommers, auf die Frage, wie es ihm denn als Intendant in Kärnten gehe: "Es läuft ausgezeichnet. Unsere Produktion der Arvo-Pärt-Oper war achtmal ausverkauft." Im Übrigen erreichte Schlee mit seinem anspruchsvollen Kärntner Sommer-Programm eine Auslastung von über 85 Prozent, ist also rundum zufrieden.
Derzeit ist er freilich mit seiner eigentlichen Berufung beschäftigt: Der Komponist Thomas Daniel Schlee freut sich auf die Uraufführung seines Oratoriums "Und ich sah", sein Opus 55, das die Cappella Nova von Otto Kargl anlässlic...
»Eine Sache der Professionalität«
Der Dirigent erklärt, warum er sich in Salzburg rar macht.
Christian Thielemann, seit einiger Zeit so etwas wie der heimliche Lieblingsdirigent der Wiener Philharmoniker, war eigentlich für Festspielintendant Peter Ruzicka der Wunschkandidat für eine ganze Richard-Strauss-Serie. In seinem ursprünglichen Konzept hätte Strauss eine ganz besondere Rolle im Salzburger Programm gespielt. Giuseppe Sinopoli sollte nach "Liebe der Danae" und "Rosenkavalier" unter anderem die "Frau ohne Schatten" neu einstudieren.
Nach Sinopolis plötzlichem Tod verhandelte Ruzicka mit Thielemann über Auftritte in Salzburg. So, sagte Ruzicka zur "Presse", "hätten wir heuer gern die ,Frau ohne Schatten' gemacht". Doch musste Thielemann abwinken: Er dirigiert zwar heuer die Aufführu...
«Bei Umwegrentabilität hören Politiker weg«
Salzburger Festspiele. Intendant Peter Ruzicka im "Presse"-Gespräch über die Kunst und das Budget.
Eine Zusatzsubvention haben die Salzburger Festspiele für die Spielzeit 2006 genehmigt bekommen. Denn Mozarts 250. Geburtstag feiert man mit der Aufführung seiner sämtlichen Bühnenwerke. Ein Mammutprojekt, das nur mit Sonderbudget realisiert werden kann. Oder doch nicht? Es käme immer darauf an, wie man rechne, meint Festspiel-Intendant Peter Ruzicka im "Presse"-Gespräch: "Tatsächlich handelt es sich bei dem Betrag um eine Valorisierung. Die Zuwendungen haben sich ja seit Jahren nicht erhöht."
Was die Direktoren der Wiener Bundes-Bühnen beklagen, trifft auch das Salzburger Nobel-Festival: Die Inflation wurde über Jahre hin nicht mehr abgegolten. Mi...
»Ein Rausch, den ich erklären kann«
Thomas Hampson in Wien. Der Bariton gibt zwei Mahler-Abende bei den Festwochen.
Thomas Hampson singt am 3. und am 6. Juni im Rahmen der Wiener Festwochen Mahler-Lieder und konfrontiert die Musik des Komponisten, zum Teil mit philharmonischer Unterstützung, mit Werken der nachfolgenden Generation der Wiener Schule. Im Gespräch mit der "Presse" skizzierte der Künstler die Entwicklung seiner Beziehung zu Mahlers Musik und seine Tätigkeit im Rahmen des Vorstands der Internationalen Gustav-Mahler-Gesellschaft. Wilhelm Sinkovicz hat Hampsons Gedanken aufgezeichnet:
"Mein erster Eindruck datiert zwar aus meiner Jugendzeit. Aber ich kam erst spät zur Klassik. Es war im College, als ich 18 oder 19 war. Ich hörte damals immer Musikkassetten. Dieselben Sachen imme...
Es gibt keine Krise bei den Symphonikern
Fabio Luisi, designierter Chefdirigent des Wiener Konzertorchesters, im Gespräch.
Ich bin zwar künstlerischer Leiter und daher nicht im Detail in alle finanziellen Dinge eingeweiht. Das ist auch nicht mein Job. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass es bei den Wiener Symphonikern eine Krise gibt." So reagiert Fabio Luisi, designierter Chefdirigent, auf die jüngsten Meldungen um Budgetprobleme bei Wiens wichtigstem Konzertorchester.
"Ich glaube das deshalb nicht", präzisiert er seine Aussage, "weil wir dann unsere Tätigkeit reduzieren müssten. Das Gegenteil ist der Fall. Es gibt keine entsprechenden Auflagen von Seiten der Stadt Wien und wenn auch klar ist, dass jeder heutzutage mit seinem Geld auskommen muss, dass gut gewirtschaftet werden muss, so k...
Operette: »cool und hip!«
Michael Lakner, Intendant der Lehar-Festspiele Bad Ischl, über die Chancen der "Leichten Muse".
Operette - das ist eine Erfolgsgeschichte bis heute, doch scheel angesehen von Zeitgeist-Kommentatoren, denen der enorme Publikums-Zuspruch, den die so genannte Leichte Muse immer noch hat, ein Dorn im Auge ist. Trotzdem nimmt es ein junger Intendant auf sich, trotzdem in Bad Ischl Operetten-Festspiele zu veranstalten?
"Unlängst", meint Michael Lakner, "wurde eine Studie veröffentlicht, der zufolge will der heutige Mensch Spaß und Sinn vereinen. Wo können sie und er dies besser als in der Welt der Operette?" Entsprechend weit fasst der Intendant daher die Möglichkeiten, mit Operette Publikum anzusprechen: "Wir sind für alle da! Für die Jungen, für Business People und f...
Wozu brauchen Orchester eigentlich Chefdirigenten?
Offene Fragen in Mailand, Wien, Berlin und anderswo. Antworten in Chicago und Moskau. Und Wladimir Fedosejew im Gespräch.
Es war eine Sternstunde: Der vorletzte Abend des Rachmaninow-Zyklus' zum Geburtstag Oleg Maisenbergs im Musikverein bescherte die "Paganini-Rhapsodie" op. 43 in einer Vollendung, die im heutigen Musikleben äußerst rar ist. Maisenbergs Spiel in Rachmaninows feinziselierten Metamorphosen des Paganini-Themas findet bruchlos vom zartesten Apercu zum breit strömenden Gesang, verschmilzt mit dem in allen Lagen weich modellierten, prachtvoll ausregistrierten Klang des Moskauer Tschaikowsky-Orchesters zum ebenso virtuosen wie berührend schönen Ganzen.
Ein künstlerischer Seiltanz, der wieder einmal überlegen lässt, unter welche...
INTERVIEW
Unverwechselbare Musik für Salzburg
Als Vorkämpfer für die Musik der Moderne wurde er bekannt, als Konzertchef will Markus Hinterhäuser ein neues Profil für die Festspiele suchen. Der designierte Musik-Chef der Festspiele, über seine Visionen
Da würde ich lügen", sagt er, "wenn ich jetzt die Grundlinien eines großen Konzepts zu skizzieren versuchte, das ich für die Salzburger Festspiele habe" - Markus Hinterhäuser gibt sich im "Presse"-Gespräch pragmatisch: Was er über Musik und über die Möglichkeit denkt, ein spannendes Programm zu entwickeln, hat er schließlich früher bereits gezeigt. Die Meldung kam ja nicht überraschend: Hinterhäuser, Mitinitiator des "Zeitfluss"-Festivals, das am Rande der Salzburger Festspiele seit den frühen neunziger Jahren für Beschäftigung mit der Avan...
Der Pianist und Dirigent im Gespräch anläßlich eines Gast-Auftritts im »Musiksalon«, im Jänner 2005
Dirigieren ist gesund
Herbert von Karajan hat einmal in einem besonders emotionalen Moment von Verdis "Otello" ausgerufen: "Ah, das tut gut!" Tut Dirigieren wirklich gut?
Daniel Barenboim: Dirigieren muss gesund sein. Nicht umsonst sind wohl so viele Kollegen so alt geworden, was vielleicht daran liegt, dass es beim Dirigieren zur aktiven Vereinigung der physischen und geistigen Kapazitäten des Menschen kommt. Und dass Musik immer neu ist! Ich denke gern an Artur Rubinstein, der schon Ende achtzig war und immer noch die As-Dur-Polonaise von Chopin gespielt hat. Es ist ihm nicht langweilig geworden!
Wie aufregend ist es für Sie zum Beispiel, wenn Sie mit den Wiener Philharmonikern - wie für ...
»Der Geist der Moderne ist weg«
Kurt Schwertsik, dessen jüngste Oper demnächst in Wien zu erleben sein wird, im Gespräch über das Komponieren im 21. Jahrhundert.
Manchmal glaub' ich schon, ich leb' auf dem falschen Planeten", sagt Kurt Schwertsik. Er lächelt dabei gar nicht so verschmitzt, wie man das von ihm gewohnt ist, sondern meint es ganz offenkundig tiefernst: "Da hör' ich den so genannten Kultursender Ö1 und dann spielen die dort eine Stunde lang Björk. Die singt doch so scheußlich."
"Ich habe das Gefühl, dass alles ein bisschen an die Oberfläche abgleitet", räsoniert Schwertsik weiter: "Die Kriterien, die an die so genannte E-Musik gelegt werden, sind mehr und mehr jene, mit denen man Schlager beurteilt. Ich weiß nicht: Es stört mich, wenn man so tut, als ob zwischen Beethovens O...