Mozarts Spielmacher
Im Gespräch. Luca Pisaroni singt in der "Don Giovanni"-Premiere der Salzburger Festspiele den Diener des Titelhelden. Der italienische Bassbariton erzählt über seine Liebe zu Mozarts Figuren.
Ich glaube, er liebt Don Giovanni." So charakterisiert Luca Pisaroni Leporello, jene Figur, die er heuer auf der Salzburger Festspielbühne verkörpern wird: "Viele fragen mich: Warum bleibt denn Leporello bis zum bitteren Ende an der Seite dieses Wüstlings? Ich denke: Leporello braucht Don Giovanni. Er ist seine Energiequelle. Mozart hat das so unvergleichlich in Töne gesetzt: Ein ganz einfacher Kerl führt dank seines Herrn ein aufregendes Leben!"
Mozart stellt in Luca Pisaronis Opernleben eine Konstante dar, die reiche Erfahrungen bereithält. Im "Figaro" singt er sowohl den Titel...
Salzburg, ganz "wohltemperiert"
Im Gespräch. Der Pianist Pierre-Laurent Aimard erzählt über sein Bach-Projekt und erklärt, wie man sich von 34 mal 24 Präludien und Fugen erholt: bei Uraufführungen und Raritäten.
Pierre-Laurent Aimard spielt 34 Mal die 24 Präludien und Fugen des ersten Bandes von Johann Sebastian Bachs "Wohltemperiertem Klavier" während der kommenden Spielzeit. "Ein paar Ausnahmen gönne ich mir", sagt der Pianist vor seinem Salzburger Festspielkonzert im "Presse"-Gespräch, "vor allem, wenn Veranstalter das wünschen."
Wien wird so eine Ausnahme sein. Da gibt es am 18. November im Musikverein eine wohltemperierte Auswahl, gekoppelt mit Werken, die jeweils in Fugen gipfeln: Beethovens As-Dur-Sonate op. 110 und den Händel-Variationen von Brahms. Die Aufführung des gesamten er...
Was uns Mozart sagen wollte
Styriarte. Graz unter der Mozart-Klangwolke: Nikolaus Harnoncourts jüngstes, demnächst auch bei den Salzburger Festspielen realisiertes Projekt will Licht auf die undurchsichtige Kompositionsgeschichte der letzten Symphonien werfen.
Die "Klangwolke" ist zwar eine Erfindung aus Linz und war über lange Jahre der akustischen Verbreitung Bruckner'scher Symphonien am Donauufer gewidmet. Doch bittet man nun seit mittlerweile acht Jahren auch schon in der steirischen Landeshauptstadt zur Freiluftbeschallung. Wie zuletzt schon mehrmals ist auch heuer Nikolaus Harnoncourt, die große Galionsfigur des Festivals Styriarte, wieder der Dirigent.
Diesmal heißt es Mozart mal drei. Die letzten Symphonien des Komponisten, in Es-Dur, g-Moll und C-Dur, stehen auf dem Programm. Si...
»Wenn die Met anklopft, ist es Zeit«
Im Gespräch. Im neuen Staatsopern-"Lohengrin" gibt Günther Groissböck heute Abend den König Heinrich. In Salzburg ist er der Ochs auf Lerchenau im "Rosenkavalier".
Mit Ausnahme Londons geht es mir überall gut", sagt Günther Groissböck und lacht. Das Royal Opera House Covent Garden, ergänzt er, "ist der einzige blinde Fleck" in seiner Biografie. Im Übrigen hat der Bassist aus Waidhofen an der Ybbs so gut wie überall gesungen, wo man gesungen haben muss, wenn man sich als Teil des illustren Welt-Opern-Ensembles fühlen möchte.
Selbst würde ihm eine solche Bezeichnung wohl nie über die Lippen kommen. Groissböck wirkt im Gespräch so "geerdet", wie sich's für einen Vertreter des profunden Vokalregisters gehört. Aber sein Gegenüber denkt natürlich die interna...
Wozzecks Winterreise ins Abstrakte
Im Gespräch. Matthias Goerne singt nach dem New-York-Gastspiel Alban Bergs Antihelden auch im Stammhaus der Staatsoper und freut sich auf ein Festwochen-Schubert-Abenteuer.
Matthias Goerne ist in den kommenden Wochen mit bedeutsamen Projekten im Wiener Musikleben präsent. Ab morgen, Sonntag, singt er in der Staatsoper den "Wozzeck". Bei den Festwochen präsentiert er dann einen ungewöhnlichen, multimedialen Schubert-Abend.
Den Titel-Antihelden der Alban-Berg-Oper hat Goerne seit Langem im Repertoire: "Ich habe ihn schon gesungen, als ich noch keine dreißig war - unter Christoph von Dohnanyi in Zürich", erinnert er sich. Und er hält diese Partie für eine der lohnendsten Aufgaben, jedenfalls für eine, von der man als Sänger und Darsteller nicht so schnell ...
Das Ding aus dem Sumpf", aktuell
Im Gespräch. Simone Kermes bereitet ihre erste Wiener Opernpremiere vor: Im Theater an der Wien singt die deutsche Sopranistin Rameau - eine neue Erfahrung für die Vielgeliebte.
Also, jedenfalls ist es für Simone Kermes keine alltägliche Sache: In der Neuinszenierung von Jean Philippe Rameaus "Platee" durch Robert Carsen im Theater an der Wien singt die deutsche Sopranistin La Folie - schon vom Namen her eine verrückte Partie. "Es ist höchst kompliziert und nicht leicht zu merken. Dabei klingt es so einfach", bringt die temperamentvolle Leipzigerin ihre erste Arbeit an einer französischen Barockoper auf den Punkt.
Verrückt ist ja schon das Szenarium des Werks, das von einer hässlichen, aber eitlen Sumpfnymphe handelt, mit der sich die Götter einen Spaß er...
"Verdis gute böse Menschen"
Im Gespräch. Die Mezzosopranistin kehrt heute anlässlich der Premiere des "Troubadour" an die Volksoper zurück und erzählt über Herausforderungen und glückliche Momente - nicht nur mit Wagner und Verdi auf der Opernbühne.
Für das Wagnis mit einer no torisch schwer zu besetzen den Verdi- Oper hat sich die Volksoper einer Sängerin vergewissert, die beim Wiener Opernpublikum den besten Ruf genießt: Sowohl im Haus am Gürtel als auch in der Staatsoper wählt man Janina Baechle gern für heikle Premierenaufgaben. Zuletzt war sie Brangäne im neuen "Tristan" am Ring. Nun singt sie die Azucena und meint, auf das berüchtigte, schwer zu durchleuchtende Libretto angesprochen: "Den ,Troubadour' erklären finde ich gar nicht so schwierig. Was ich interessant finde, ist ...
Sie ist Wiens Opern-Nesthäkchen
Im Gespräch. Valentina Nafornita schaffte den Sprung aus einem kleinen Dorf in Moldawien auf die großen Opernbühnen der Welt. Nun erzählt sie, wie das kam.
Es ist wirklich schnell gegangen: Ich kam ja sofort nach Wien. Die Staatsoper war das erste Opernhaus, an dem ich aufgetreten bin", sagt Valentina Nafornita im Rückblick auf ihr Bühnendebüt. Seit zwei Jahren ist die blutjunge Sopranistin aus Moldawien Mitglied des Wiener Ensembles. Dieser Tage steht sie als Oscar in Verdis "Ballo in maschera" auf der Bühne, kommenden Sonntag ist sie die Papagena in der Neuinszenierung der "Zauberflöte".
In der Selbstbeschreibung scheint weniger der Stolz auf das Erreichte mitzuschwingen als das Staunen darüber. Und die Dankbarkeit, die sie Wiens Direktor Dominique Meyer...
Jezt wird "gestreamt"
Im Gespräch. Ein Ungar, der einst durch Schlupflöcher den Eisernen Vorhang überwand, um in Wien zu studieren, feiert "40 Jahre Staatsoper" und bringt Enzyklopädisches heraus.
Fast auf den Tag genau ist es 40 Jahre her, dass Adam Fischer seinen "Dienst" an der Staatsoper antrat: "Ich erinnere mich genau, das Erste, was ich als Korrepetitor zu tun hatte, war eine junge Dame zu begleiten, die damals höchst unzufrieden war, dass sie nicht richtig gewürdigt wurde." Die Dame hieß Edita Gruberova.
"Ich war natürlich der Letzte in der Hierarchie", erzählt Fischer: "Aber, da ich als Student Tag für Tag auf dem Stehplatz der Staatsoper zu finden war, bedeutete es für mich eines der größten Wunder meines Lebens, plötzlich als Mitglied des Hauses in der Kantine sitzen zu dürfen ...
5. Oktober
„Diese Oper ist ungeheuer schwierig“
Interview. Heute hat die rare Puccini-Oper „La fanciulla del West“ in der Staatsoper Premiere. Bassbariton Tomasz Konieczny über die Wildwest-Handlung und Parallelen zum „Ring“.
Das Mädchen aus dem goldenen Westen“? Das ist eines jener Stücke aus der Feder eines prominenten Komponisten, die von immensen Vorurteilen belastet sind. Schon das Sujet provoziert Skepsis: Wildwest-Romantik auf der Opernbühne? In Wien hat das funktioniert, solange Maria Jeritza die Titelheldin sang - 54 Mal war das Stück zwischen 1913 und 1933 in der Staatsoper zu erleben, nach 1945 gab es immerhin 14 Vorstellungen mit Ljuba Welitsch in der Volksoper.
Im Haus am Ring kam erst 1976 eine Neuinszenierung heraus, diesmal in italienischer Sprache, mit Franco Bonisolli a...