Die Jenufa könnte ich nach wie vor singen"
Im Gespräch. Angela Denoke, demnächst in Partien von Schostakowitsch, Wagner und Hindemith an der Wiener Staatsoper zu erleben, denkt über Emotionen in moderner Musik nach und frischt Erinnerungen an erste Engagements auf.
Ein wenig angeschlagen ist sie noch am Beginn der Proben: "Ja, die Grippe hat mich erwischt, wie so viele Kollegen auch. Und sie scheint mir heuer besonders hartnäckig." Am Sonntag will Angela Denoke freilich wieder mit vollem Elan ans Werk: Mit Schostakowitschs "Lady Macbeth von Mzensk" beginnt eine Serie von Staatsopern-Aufführungen mit der Künstlerin, die sie von höchst unterschiedlichen Seiten zeigen wird.
Auf Schostakowitsch folgt Wagner - im österlichen "Parsifal" ist Denoke wieder die Kundry -, gegen Ende der Spielzeit ...
Alexander Pereiras Rezepte für die Scala
Im Gespräch. Eben wurde der Vertrag des Mailänder Opernintendanten bis 2019 bestätigt. Der österreichische Manager erzählt über Nöte und Notwendigkeiten des Kulturbetriebs und das junge Publikum im Land, in dem Oper erfunden wurde.
Alexander Pereiras Vertrag als Opernintendant der Mailänder Scala wurde verlängert. Genau genommen: Der Aufsichtsrat des Hauses hat beschlossen, dass der Sovrintendente so lang im Amt bleiben darf, wie ursprünglich abgemacht, nämlich bis 2019.
Im Vorfeld der Amtsübernahme im Herbst des Vorjahres hatte es Meinungsverschiedenheiten gegeben: Pereira hatte als Intendant der Salzburger Festspiele mit dem designierten Intendanten der Scala, also mit sich selbst, ausgemacht, dass es Übernahmen von Salzburger Produktionen nach ...
Ein Maestro, der Musik und Theater gleichermaßen liebt
Im Gespräch. Der junge französische Dirigent Sebastien Rouland debütiert mit Offenbachs "Pariser Leben" in Wien. Im Vorfeld der Volksopern-Premiere (am 21. 2.) erzählt er, wie ihn seine Leidenschaft für die Musik aus der Pariser Vorstadt über einen Platz am Cellistenpult in die Opera führte.
In der Vorankündigung steht: der Offenbach-Spezialist Sebastien Rouland. Ich fühle mich sehr geehrt. Aber ich bin so wenig Offenbach-Spezialist wie ich Gluck-Spezialist oder Wagner-Spezialist bin. Ich versuche einfach, ein guter Dirigent zu sein."
Sebastien Rouland hat sich tatsächlich schon ein viel breiteres Repertoire erobert, als ein flüchtiger Blick auf die Spielpläne lehrt. Natürlich engagieren Intendanten einen jungen Franzosen gern für Gou...
Grafenegg, die Spielwiese für die Besten
Im Gespräch. Rudolf Buchbinder ist viel beschäftigter Pianist und Festspiel-Intendant in Personalunion: Als Impresario liebt er es, wenn sich seine Vielseitigkeit in den Konzertprogrammen seines Festivals widerspiegelt.
Dass Künstler beginnen, sich als Manager zu betätigen, kommt des Öfteren vor, wenn sich Karrieren ihrem Ende zuneigen. Im Falle von Rudolf Buchbinder ist das ein bisschen anders. Seit 2007 führt der Wiener Pianist das Sommerfestival im niederösterreichischen Grafenegg - ist aber in seinem Hauptberuf, so scheint's, "beschäftigter" denn je.
Als Hauptwohnsitz hätte man schon vor Jahren "Flughafen" angeben können. Wer das Glück hat, Buchbinder für ein Gespräch in Wien anzutreffen, findet ihn jedenfalls gerade zwischen zwei Auslandsreis...
Eine sanfte Kurskorrektur
Im Gespräch. Andreas Großbauer und Harald Krumpöck, das neue Führungs-Duo der Wiener Philharmoniker, seit Saisonbeginn im Amt, stand erstmals Rede und Antwort.
Die ersten Wochen", so geben Andreas Großbauer und Harald Krumpöck im Verein mit Vizevorstand Helmut Zehetner zu, "waren enorm anstrengend." Nicht nur weil Intendanten, Manager und Medienvertreter die neuen Herren kennenlernen wollten. Fast unmittelbar nach dem Amtsantritt der neuen Orchesterführung folgte der Paukenschlag in der Staatsoper: Franz Welser-Möst legte sein Amt als Generalmusikdirektor und sämtliche Dirigate nieder.
Das trifft die Philharmoniker insofern, als sie in ihrem Brotberuf das Orchester der Staatsoper bilden. Doch funktioniert die Zusammenarbeit mit Staatsopern-Direktor Dominique Mey...
Beim Heiligen Gral der Oper
Im Gespräch. Mit der amerikanischen Sopranistin Erin Morley feiert ein hoffnungsvoller Jungstar der internationalen Opernszene im Staatsopern-"Rigoletto" das Österreich-Debüt.
Es ist meine erste Aufführung an der Staatsoper, meine erste in Wien, ja, meine erste überhaupt in Österreich - ein bisschen viele Debüts in einem" sagt die junge Sängerin strahlend: Erin Morley ist die Gilda in der Neuinszenierung von Verdis "Rigoletto", die am 20. 12. Premiere hat. International ist sie längst ein Star, viel beschäftigt an der New Yorker Metropolitan Opera, jüngst Konstanze in der von Philippe Jordan dirigierten Premiere von Mozarts "Entführung aus dem Serail" in Paris (wir berichteten).
"Gut, dass ich die Partie schon öfter gesungen habe", sagt sie mit Bezug auf die G...
Husarenritt und Bildertheater
Im Gespräch. Der Tenor räsoniert während der Proben zu Lev Dodins Staatsopern-Neuinszenierung von Mussorgskys "Chowanschtschina" über den Musiktheaterbetrieb und sein heutiges, höchst ungewöhnliches Linzer Lied-Projekt.
Herbert Lippert gehört zu den Unermüdlichen. Im wahrsten Sinn des Wortes. Während der Vorbereitungen zu einem höchst ungewöhnlichen Liedprogramm, das heute, Mittwoch, im Linzer Brucknerhaus Premiere hat - Musik, bildende Kunst und Videoinstallationen verbinden sich darin auf innovative Weise -, plaudert der Tenor über seine aufregenden Bühnenerfahrungen der jüngsten Vergangenheit. Nicht genug damit, dass er sich mit Wagners Tannhäuser eine der heikelsten Partien des schweren Fachs erarbeitet hat. In der Phase der Vorbereitungen zur Premiere i...
Friedrich Cerha, diesmal ganz komödiantisch
Im Gespräch. Der Doyen der österreichischen Komponisten hat eine Opera buffa - "Onkel Präsident" - geschrieben, die nach der Uraufführung nun an der Volksoper gezeigt wird. Der Altmeister erzählt im Vorfeld über Franz Molnar und Verdi.
Der Meister des "Baal" (nach Brecht) und des "Rattenfängers" (Zuckmayer) hat überraschend eine "Opera buffa" geschrieben, "eine Farce", heißt es einmal im Text, in dessen Rahmenhandlung auch gleich im Dialog zwischen dem Komponisten und einem der Darsteller eine Diskussion über Möglichkeiten und Zukunftschancen des Operngenres im Allgemeinen geführt wird. "Eine Farce", so sagt Friedrich Cerha selbst, ist es gar nicht. Es ist wirklich eine komische Oper geworden. Womit sich der Altmeister der heimischen Musikavant...
Wahnsinnig wird Elektra nicht wirklich
Im Gespräch. Maria Bengtsson debütiert in der Premiere von Mozarts "Idomeneo" als Elektra an der Wiener Staatsoper. Die schwedische Sopranistin über die Psychowirren einer griechischen Mythengestalt und das moderne Opernleben.
Die Wiener Staatsoper bringt am kommenden Sonntag eine Neuinszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts "Idomeneo" heraus. Kasper Holten, Intendant der Londoner Covent Garden Oper, führt Regie, Christoph Eschenbach dirigiert. Michael Schade gestaltet die Titelpartie. Die Elektra, eine der furiosesten Frauenrollen, die (nicht nur) von Mozart je komponiert wurde, singt Maria Bengtsson.
Die Schwedin ist in Wien nicht unbekannt. Sie hat sich nach ihrem Studium an der Volksoper ihre ersten Sporen verdient. Das war in den ersten drei Ja...
Till Eulenspiegels bittere Wahrheit
Im Gespräch. Martin Sieghart will mit dem Linzer Festival EntarteOpera gegen die "geistige Trägheit unserer Zeit" vorgehen. Heute, Mittwoch, steht Walter Braunfels' "Ulenspiegel" auf dem Programm.
Martin Sieghart, Initiator und künstlerischer Motor von EntarteOpera, kann nach dem Einstand mit Franz Schrekers "Schatzgräber" auch heuer wieder mit einer Opernrarität aus der Feder eines von der NS-Kulturpolitik verfemten Meisters in Linz aufwarten: Walter Braunfels' "Ulenspiegel" (1913).
"Nach dem ersten Jahr unseres kleinen Festivals", sagt er, "hieß die Frage, ob Subventionsgeber und Sponsoren wieder in die Taschen greifen würden, um eine Idee am Leben zu halten, die wichtig ist, naturgemäß aber nie einen Publikumsrun wie in Grafenegg oder Salzburg auslös...