MATTHIAS GOERNE SiNGT DIE »MICHELANGELO-SUITE« – CD-NEUERSCHEINUNG – HOCHPOLITISCHE KLÄNGE VOR UND HINTER DER »MAUER«
Die Poesie des Bildhauers

Dmitri Schostakowitsch
Suite nach Gedichten von Michelangelo
Matthias Goerne – Mikko Franck
Orchestre National, Radio France
Die Sonette Michelangelos haben viele Komponisten inspiriert, allen voran Hugo Wolf, der drei seiner letzten Kompositionen diesem Künstler widmete. Auch im XX. Jahrhundert haben etliche Meister sich der Poesie des großen Bildhauers bedient, unter anderem auch Benjamin Britten, der wiederum mit Dmitri Schostakowitsch befreundet war, der im Jahr nach Brittens Tod, 1974, einen Zyklus nach Michelangelo-Gedichten vertont hat.

Die »Michelangelo«-Suite stellt so etwas wie ein musikalisches Vermächtnis dar. Matthias Goerne und das Pariser Rundfunk-Orchester unter Mikko Franck haben sie konzentriert und – auch in den introvertierten, leisen Passagen spannungsgeladen – mit beeindruckender Intensität aufgenommen. Und mit einer wenige Jahre zuvor entstandenen Orchestermusik zur Zelebration des 50. Jahrestages der russischen Oktoberrevolution gekoppelt, die auf lärmend-vordergründige Weise durch die »offiziellen«, der sowjetischen Kulturdoktrin verpflichteten Klänge die vollständig nach innen gekehrte, private, subjektive – und damit vielleicht subversive – »ehrliche« Musik desselben Komponisten konterkariert. Ein Hörabenteuer…