Thielemann am Odeonsplatz

Verdi für Anspruchsvolle

Ein Lehrstück in Sachen Popularisierung der sogenannten »Klassik«:

Christian Thielemann dirigierte am Münchner Odeonsplatz vor Tausenden von Zuschauern ein höchst anspruchsvolles Programm mit Werken von Giuseppe Verdi: Keine Arie, kein Gefangenenchor — aber einige Ballettmusiken, vom Komponisten nur widerwillig geliefert, dennoch höchst eindrucksvoll; und nach der Pause die späten »Geistlichen Stücke«, vier Chorwerke von zum Teil äußerst feinsinniger Faktur, harmonisch heikel, alles andere als »eingängig«. Wer bei den Freiluftkonzerten der Wiener Philharmoniker in Schönbrunn den Eindruck gewinnen muß, »Klassik« könne man nur häppchenweise und möglichst unter Einbindung von Quoten-Hits oder Filmmusik »verkaufen«, wurde hier eines bessern belehrt: Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks sicherten eine konzentrierte, verinnerlichte Wiedergabe dieser Musik – das Publikum lauschte atemlos und spendete hernach Standing Ovations.

Wer glaubt, sich tief bücken zu müssen, um ein breites Publikum zu erreichen, geht vielleicht von falschen Voraussetzungen aus …

Der Mitschnitt des Konzerts ist auf der Webseite von 3Sat noch abrufbar.

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