Richard Wagners eigene Erläuterungen zum Vorspiel zu seinem Bühnenweihfestspiel.
Parzifal
Vorspiel.
»Liebe – Glaube: – Hoffen?«
Erstes Thema: »Liebe«.
»Nehmet hin meinen Leib, nehmet hin mein Blut, um unsrer Liebe Willen!«
(Verschwebend von Engelstimmen wiederholt.)
»Nehmet hin mein Blut, nehmet hin meinen Leib,
auf daß ihr meiner gedenkt!«
(Wiederum verschwebend wiederholt.)
Zweites Thema: »Glaube«.
Verheißung der Erlösung durch den Glauben. Fest und markig erklärt sich der Glaube, gesteigert, willig selbst im Leiden. – Der erneueten Verheißung antwortet der Glaube, aus zartesten Höhen, wie auf dem Gefieder der weißen Taube, sich herabschwingend, – immer breiter und voller die menschlichen Herzen einnehmend, die Welt, die ganze Natur mit mächtigster Kraft erfüllend, dann wieder nach dem Himmelsäther wie sanft beruhigt aufblickend. Da noch einmal aus Schauern der Einsamkeit erbebt die Klage des liebenden Mitleides: das Bangen, der heilige Angstschweiß des Ölberges, das göttliche Schmerzensleiden des Golgatha – der Leib erbleicht, das Blut entfließt und glüht nun mit himmlischer Segensgluth im Kelche auf, über Alles, was lebt und leidet, die Gnadenwonne der Erlösung durch die Liebe ausgießend.
Auf ihn, der, furchtbare Sündenreue im Herzen, in den göttlich strafenden Anblick des Grales sich versenken mußte, auf Amfortas, den sündigen Hüter des Heiligthumes sind wir vorbereitet: wird seinem nagenden Seelenleiden Erlösung werden? Noch einmal vernehmen wir die Verheißung, und – hoffen!