Zum 200. Geburtstag Anton Bruckners kommen unzählige CD-Novitäten auf den Markt. Zu den erstaunlichsten Serien zählt vielleicht jene, die bei SOMM Recordings erscheint. In mehreren Teilen kommen rare Bruckner-Aufnahmen aus internationalen Archiven – großteils erstmals auf CD – in den Handel. Der exzellente Tontechniker Lani Spahr sorgt für die Digitalisierung, fachkundige Unterstützung bei der Auswahl der Aufnahmen gewährt die Bruckner Society of America.
Am Ende sollen dann alle elf Symphonien und andere wichtige Kompositionen in Interpretationen erhältlich sein, die für Bruckner-Sammler durchaus von Belang sein könnten – wie Vol. 2 der Edition beweist: Da finden wir nebst einer aus musikantischem Geist entwickelte, gleichwohl analytisch klare Darstellung der komplexen e-Moll-Messe unter Karl Forster und, vor allem, eine Aufnahme der zweiten Symphonie unter der Leitung Georg Ludwig Jochums.
Ihn haben Kenner als Bruder des allseits geschätzten Brucknerianers Eugen Jochum im Gedächtnis. Als Chef des Brucknerorchesters hat Georg Ludwig Jochum in den Fünfzigerjahre einige exzellente Bruckner-Aufnahmen gemacht, war damals aber auch außerhalb von Linz aktiv. Die Wiedergabe der Zweiten stammt aus Köln, bedient sich natürlich der damals üblichen, aus den beiden erhaltenen Versionen des Werks kompilierten Spielfassung – darf aber angesichts des dramatischen Impetus und der klugen formalen Disposition als eine der hörenswertesten frühen Interpretationen dieses selten gespielten Werks gelten.