1731 – 1803
Er war Tänzer und Komponist in Personalunion, vor allem aber als Choreograph bedeutend: Mitte der Fünfzigerjahre des XVIII. Jahrhunderts kam Angiolini nach Wien. Hier schuf im Verein mit Gluck – und wohl inspirierend für dessen folgende Opernreform – das erste Handlungsballett der Geschichte: Don Juan.
Die Uraufführung, 1761, leitete eine in der Folge stilbildende Wiederbelebung der tänzerischen Darstellung antiker Tragödien-Stoffe.
Angiolini war auch an der szenischen Realisierung der revolutionierenden Opernversion des Orfeo durch Gluck und Calzabigi beteiligt. Für die Wiener Premiere im Jahr nach dem Don Juan schuf er die Tanzeinlagen.
In der Folge brachte Angiolini Ballettpantomimen nach Tragödien Voltaires heraus, von denen vor allem Semiramis (1765) Schule machte. Zu diesem Werk veröffentlichte Angiolini eine ausführliche theoretische Studie: Dissertation sur les ballets pantomimes des anciens pour servir de programme au ballet pantomime tragique de Semiramis. Am kaiserlichen Hof Katharinas der Großen in St. Petersburg brachte Angiolini einige Ballette mit eigener Musik heraus. Pugni und Minkus konnten in der Folge auf seiner Arbeit aufbauen. Zwischen ihm und einem der führenden Tanzmeister jener Ära, Noverre, kam es zu ausführlichen Disputen, die Angiolini 1773 bzw. 1775 veröffentlichte.