Silvester 21

»Die Fledermaus«

Schon frühmorgens umflattert uns die Silvester-»Fledermaus«, allerdings nicht ganz von Johann Strauß; oder beinah gar nicht. Denn ORF III sendet (9.05 Uhr) den legendären »Fledermaus«-Film Géza von Cziffras, bei dem schon die ersten Sekunden des Vorspanns keine Zweifel aufkommen lassen, daß hier keine Operette von anno 1874 zu erleben sein wird, sondern Unterhaltungs-Theater der Fünfzigerjahre, im entsprechend saxophongeschwängerten Tanzorchester-Sound. Freilich: Das ist Unterhaltungskultur eigenen Rechts. Wer vorurteilslos zuschaut und zuhört, wird zugeben müssen, daß die Schauspielerriege ihre Kunst versteht, von Peter Alexander (als Gabriel von Eisenstein) bis Boy Gobert (als Prinz Orlofsky). Ganz zu schweigen vom Frosch des Hans Moser, der alte wienerische Spielkultur zu spätem Film-Leben erweckt. So wurde sie wenigstens filetweise konserviert . . .

ORF III

Wien in Berlin

Wienerische Tanzmusik zum Jahreswechsel, das pflegt man in halb Europa. Für den Silvester-Nachmittag in Berlin hat sich Kirill Petrenko etwas Besonderes einfallen lassen, ist aber krank geworden. Nun leitet Lahav Shani das etwas abgeänderte Programm, in dem wienerische Dreivierteltakt-Freuden einmal anders serviert werden sollten. Einiges ist geblieben von den Walzerklängen, an die man nicht zuallererst denkt, wenn es um die wienerische Musiziertradition geht, die aber doch eng mit dieser Tradition verflochten sind: Musik von Erich W. Korngold, Fritz Kreisler und Maurice Ravel, dessen Tondichtung »La Valse« tatsächlich die Apotheose eines Wiener Walzers als Tanz auf dem Vulkan darstellt, ursprünglich »Wien« heißen sollte, dann aber wegen des Ersten Weltkriegs nicht nach einer »feindlichen« Stadt benannt werden konnte…

Ausgefallen sind leider die Fragmente aus Richard Srauss‘ Wiener Ballett »Schlagobers«. Wie wir Petrenko kennen, wird er die seltene Begegnung bei Gelegenheit nachholen.

Zwischendrin spielt Janine Jansen jedenfalls Bruchs G-Moll-Konzert. Via Digital Concert Hall kann alle Welt live dabei sein.

Zum Livestream (ab 17.30 Uhr)

Peter Simonischek als Frosch

Die traditionelle »Fledermaus«

Musikfreunde, die dann schon in Feier- und Streaminglaune sind können nach dem Konzert virtuell nach Wien wechseln, wo wie alle Jahre die echte Operetten-»Fledermaus« durch die Staatsoper schwirrt. Heuer feiert Langzeit-Frosch Peter Simonischek ein persönliches Jubiläum. Er spielt die Partie seit zehn Jahren. Bertrand de Billy steht nach längerer Abwesenheit wieder am Dirigentenpult.

Die Staatsoper zeigt die Aufführung der legendären Otto-Schenk-Produktion auf ihrer Streaming-Plattform. So kann man heute live dabei sein. Andreas Schager gibt den Eisenstein an der Seite von Rachel Willis-Sørensen sowie altbekannten und neuen Wiener Ensemble-Mitgliedern, Wolfgang Bankl, Clemens Unterreiner und Vera-Lotte Boecker.

Zum Livestream

Zeitversetzt sind ab 20.15 Uhr auch die Abonnenten der Streamingplattform myfidelio dabei.