Daheim – und doch überall dabei . . .
EINE WOCHE LANG ONLINE
Die Aufzeichnung der »Lohengrin«-Premiere bei den letzten von Christian Thielemann geleiteten Salzburger Osterfestspielen sollte man wegen des Dirigats nicht versäumen: Der Dirigent spornte seine Sächsische Staatskapelle zu einer Höchstleistung an. Die Sängerbesetzung war recht unausgewogen, aber durchwegs zumindest solid. Und Radiohörer müssen die unsäglich, die Geschichte vollkommen verzerrende Regie des Staatsopern-Chefdramaturgen in den scheußlichen Bühnenbildern Anna Viebrocks gottlob nicht sehen . . .
Ö1 online (bis Samstag Nachmittag abrufbar)
MONTAG, 11. April
Frauensache
Die südafrikanische Sopranistin Golda Schultz hat ein neues CD-Album herausgebracht, das ausschließlich Werken von Komponistinnen gewidmet ist. Bayern 4 widmet der CD heute ihre Abend-Sendung, zwei Stunden ab 21.03 Uhr. Im Begleitheft heißt es, die Künstlerin möchte ihren Hörern »die weibliche Seite der Liebe, des Schmerzes und des Glücks« demonstrieren. Die Eigenproduktion des Bayerischen Rundfunks erschien auf Alpha-Classics.
DIENSTAG, 12. April
Am Abend vor dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine dirigierte die Lemberger Dirigenten Oksana Lynyv in Wien das »Requiem« von Antonín Dvorák. Es sang die Singakademie, es musizierte das RSO Wien. Unter den Solisten der exzellente Baß Jongmin Park, bis vor zwei Jahren beliebtes Mitglied des Wiener Staatsopern-Ensembles. Der Livemitschnitt des Konzerts steht heute auf dem Programm von Ö1.
MITTWOCH, 13. April
Bach-Forschung kann der Musikfreund heute via Ö1 treiben. Um 19.30 Uhr steht die Aufzeichnung eines Konzerts auf dem Sendeprogramm, das Musik Johann Sebastian Bachs für Flöte präsentierte, aber auch ein Werk, das einst dem großen Thomaskantor zugeschrieben wurde, aber nach neuestem Forschungsstand von seinem Sohn Carl Philipp Emanuel stammen dürfte. Den Unterschied sollte man doch hören können, meint man, aber offenkundig ist das doch heikler, als selbst wirkliche Kenner glauben mögen. Die Probe aufs Exempel können wir heute machen.
GRÜNDONNERSTAG
BBC 3 überträgt heute ab 14 Uhr einen Gründonnerstags-Gottesdienst aus St Paul’s Knightsbridge im Londoner WestEnd. Die BBC Singersunter Andrew Griffiths veredeln den besinnlichen Nachmittag musikalisch mit den passenden liturgischen Klängen.
KARFREITAG
Während die Wiener Staatsoper kurioserweise in der Karwoche Wagners »Tristan und Isolde« auf dem Programm hat – und den traditionellen »Parsifal« in die Adventzeit vorverlegt hat, weiß man in Budapest noch, was sich gehört: Live kommt heute aus dem frisch renovierten Opernhaus der ungarischen Hauptstadt das Bühnenweihfestspiel in einer Neuinszenierung. András Almási-Tóth hat inszeniert, Balázs Kocsár dirigiert – und auf der Bühne singt und agiert eine rein ungarische Besetzung, wie es der Tradition des Hauses entspricht. Das sollte Opernfreunde interessieren.
Livestream auf OPERAVISION ab 17 Uhr
SONNTAG, 17. April
Noch einmal Salzburger Osterfestspiele. Ein Nachklang: Ö1 sendet heute den Mitschnitt des ersten Orchesterkonzerts der Sächsischen Staatskapelle Dresden unter Christian Thielemann. Antoine Tamestit war der Solist im selten gespielten, unvollendet gebliebenen und von fremder Hand spielbar gemachten Bratschenkonzert von Béla Bartók. Danach folgte Richard Strauss‘ »Alpensinfonie«, jenes Werk, mit dem Thielemann sich einst auch in Wien als Konzertdirigent vorgestellt hat, eines seiner »Schlachtrösser«, in denen er wahrlich alle Orchester-Register ziehen kann. Die Übertragung markiert sozusagen den Abschied Thielemanns von den Osterfestspielen, die er zwölf Jahre lang geprägt hat.
Abends streamt die Wiener Staatsoper die Dernière ihrer aktuellen »Rosenkavalier«-Serie, die anfangs von vielen Umbesetzungen überschattet war. Wennn alles gut geht, singen unter Philippe Jordans Leitung heute Maria Bengtsson die Marschallin und Günther Groissböck den Ochs auf Lerchenau