Gleich zwei Gesangswettbewerbe haben jüngst in Wien bzw. im Haydn-Geburtshaus in Rohrau stattgefunden: Die Staatsopern-Freunde konnten dank der kräftigen Unterstützung von Hedda Urbani einen nach der Mäzenin benannten Wettbewerb für Opernsänger ausrichten. Die Haydnregion Niederösterreich bat schon zum siebenten Mal zum Haydn-Wettbewerb, der ausdrücklich Musik der Wiener Klassik und nebst Oper und Oratorium auch dem Liedgesang gewidmet ist.
Und die Musikuniversität hat wieder ihren Beethoven-Wettbewerb ausgerichtet. Alle drei Bewerbe erfreuten sich regen Zuspruchs aus aller Welt. Unser Renommee als Musikland scheint doch noch ungebrochen zu sein
Mäzenatentum für den Opernnachwuchs
Beim Hedda Urbani Wettbewerb konnte am letzten Abend im Gläsernen Saal des Wiener Musikvereins auch das Publikum mitstimmen. Und die Fachjury wie das Auditorium waren sich einig: Platz eins und Publikumspreis gingen an den US-amerikanischen Bariton Zacharias Galaviz-Guerra.
Den Juryvorsitz hatte Adrian Eröd übernommen, Ehrenmitglied der Freunde der Wiener Staatsoper und ab sofort auch Leiter des Opernstudios der Wiener Staatsoper. Ihm zur Seite unter anderem Edith Lienbacher, Professorin an der Musik-Universität, die in langen Staatsopern-Jahren erfahrene Korrepetetitorin Kristin Okerlund, aber auch der Intendant des Grazer Musikvereins, Michael Nemeth. Für die Ausscheidungen der erste Runde hatte sich sogar Krassimira Stoyanova Zeit genommen – immerhin waren da mehr als 100 Videoeinsendungen der Interessenten aus aller Welt zu bewerten, bevor die Halbfinalisten zur zweiten Runde nach Wien gebeten wurden.
Haydn mit Angelika Kirchschlager
Den Juryvorsitz beim Haydn-Wettbewerb in Rohrau hatte auch heuer wieder Angelika Kirchschlager übernommen, deren Initiative schon zur Gründung des Wettbewerbs entscheidend beigetragen hatte. Drei Tage lang wurde um die Wette gesungen. Am 8. Juni standen beim Finale in Schloss Rohrau die Gewinner fest: Zehn Preise wurden insgesamt an vier Preisträger vergeben im Gesamtwert von 23.000 Euro. So errang
der junge Bariton Bruno Meichsner aus Deutschland nicht nur den Hauptpreis (8.000 Euro), sondern auch den heuer zum ersten Mal vergebenen Mozarthaus Vienna-Preis, der ihm ein Konzertengagement im Wert von 1.000 Euro einbringt. Aber – wie beim Wettbewerb der Opernfreunde – auch der Publikumspreis (2.000 Euro) ging in Rohrau an den 27-jährigen Favoriten der Hauptjury, der die Auszeichnung aus den Händen von Alfred Dorfer entgegennehmen konnte, der den Preis auch gestiftet hat!
Der zweite Preis und der neue Preis des Managements des Wiener Ehrbar-Saales (ein Engagement in der Saison 25/2026) ging an die deutsche Mezzosopranistin Maria Hegele (31). Auf Platz drei landete der US-Amerikaner Joseph Parrish (Bariton, 28). Der Preis für die beste Liedinterpretation ging an den 29-jährigen chinesischen Tenor Francis Ng, während die deutsche Sopranistin Laura Richter (23) nach Meinung der Juroren die schönste Arien-Interpretation geliefert hatte. Einige weitere Preise gingen nach England und Japan
Pianisten, dicht an dicht
Eine Ex-aequo-Platzierung auf Rang zwei gab es beim diesjährigen Beethovenwettbewerb der Wiener Musik-Universität: Jonas Stark (Deutschland) und Martin Nöbauer (Österreich) teilen sich den Preis. Der Sieger heißt heuer Derek Hartmann (USA). Die drei haben sich gegen fast 300 Mitbewerber durchgesetzt. Erfreulich, wie ungebrochen stark das Interesse an Musikwettbewerben in unserm Land nach wie vor ist – und nicht minder erfreulich, dass private Sponsoren dazu beitragen, dass diese Tradition in vollem Umfang aufrechterhalten werden kann.