Vorurteils-Abbau
Beethoven steht außer Debatte, aber Rachmaninow? Für viele ist der russische Spätromantiker, dessen Spätwerk sogar parallel zu den kühnsten Experimenten der musikalischen Avantgarde entstand, heute noch ein Abtrünniger. Man reiht ihn bestenfalls in die Kitsch-Ecke des XX. Jahrhunderts. Umso eher sollten auch Skeptiker dem Mitschnitt eines Konzerts von Verbier-Festival lauschen, der in dieser Hinsicht schon wieder mutig programmiert war: Nikolai Lugansky koppelte eine der populärsten mit einer der heikelsten Beeethoven-Sonaten: die »Mondschein-Sonate« und die c-Moll-Sonate op. 111, mit dem Zyklus der »Etudes tableaux« von Sergej Rachmaninow. Das ist eine Reihe nicht nur klaviertechnisch, sondern auch inhaltlich höchst anspruchsvoller Stücke, die letztendlich doch den Vergleich mit dem großen Klassiker aushalten können, wenn ein Interpret nur analytisch genug vorgeht.
AUS DEM SINKOTHEK-ARCHIV