Il Trionfo del Tempo



Entstehung

Il Trionfo del Tempo e del Disinganno ist Georg Friedrich Händels erstes Oratorium - und nach zweimaliger Bearbeitung ist es auch das letzte Werk, das in seinem Oratorien-Katalog firmiert: Händel hat die ursprünglich in Rom komponierte Partitur noch zweimal für teils einschneidende Neufassungen verwendet: 1737 und 1757.

Das Werk stammt ursprünglich aus seiner Zeit in Rom, wo er (vermutlich) seit Ende 1706 lebte. Eine Aufführung von Il Trionfo ist zwar in Rom anno 1707 nicht nachweisbar, aber es ist sicher, daß der Komponist das Werk nach dem Text von Kardinal Benedetto Pamphilj damals schrieb, vermutet wird, daß er es im Frühjahr 1707 (möglicherweise im Teatro del Collegio Clementino) zur Aufführung brachte.

Kardinal Pamphilj

Der Kardinal war einer der großen Kunstmäzene Roms in jener Epoche. Händel pflegte regen Kontakt mit ihm und vertonte bereits zu Beginn seines Aufenthalts in der Ewigen Stadt eine Kantate nach einem Text Pamphiljs, Il delirio amoroso für Sopransolo und Instrumentalbegleitung.

Es sollte für Händels Lebens noch von Bedeutung werden, daß er in Rom auf eine kulturpolitische Situation traf, die eine Aufführung von Opern verbat. Oratorien waren für das Publikum unter diesen Umständen eine Art Opern-Ersatz - woran sich der Komponist in seiner Londoner Zeit erinnern würde.

Wir besitzen zwar kein Dokument, das beweisen würde, daß Händels Trionfo-Oratorium in Rom tatsächlich aufgeführt wurde, da sich aber eine Rechnung des Kopisten Antonio G. Angelini erhalten hat, können wir davon ausgehen, daß Aufführungsmaterial hergestellt wurde. Außerdem liegt in der Santini-Bibliothek Münster ein Direktions-Exemplar, das eindeutig von Händel verwendet wurde.


Das Werk

In vielen gleichnishaften Bildern schildert Kardinal Pamphilj in seinem Text - ganz in der Tradition des von Cavallieris Rappresentazione di Anima e di Corpo in Rom 1600 begründeten musikalischen Moraldramas - den Widerstreit von Schönheit, Vergnügen, Zeit und Desillusionierung. Sie erscheinen als allegorische Figuren mit höchst menschlichen Zügen und sinnieren über Leben und Tod.

Händel nutzt den bilderreichen Text zu abwechslungsreichen psychologischen Studien, deren weiter Gefühlshorizont zwischen Lebensfreude und Melancholie, Daseinsbejahung und Memento mori aufgespannt ist. Am Beginn des zweiten Teils des Oratoriums bringt die Zeit eine Assoziation des Theaters mit dem falschen Streben nach Lustgewinn ins Spiel, dem es in eimem »Theater der Wahrheit« das Streben nach Wahrheit entgegenzusetzen gilt. Im fortgesetzten Prozeß der Zeit erkennt das Vergnügen (Piacere), daß sich die Schönheit (Bellezza) sich ihr nach und nach entfremdet. Der Spiegel, der am Beginn des Werks zu einer selbstverliebten Arie der Schönheit Anlaß gegeben hatte, wird zerschlagen. Bellezza opfert angesichts der Realität ihre blonde Lockenpracht und will sich hinfort dem Streben nach der Wahrheit widmen.




Aufnahmen






Händels Oratorien

Chronologie

I. „Trionfo del Tempo e de Disinganno“
II. „La Resurrezione die Nostro Signor Gesù Cristo“
III. „Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus“
IV. „Esther“
V. „Deborah“
VI. „Athalia“
VII. „Saul“
VIII. „Israel in Egypt“
IX. „L'Allegro, il Penseroso ed il Moderato“
X. „Messiah“ (Der Messias)
XI. „Samson“
XII. „Joseph and his Brethren“
XIII. „Herkules“
XIV. „Belshazzar“
XV. „occasional Oratorio“
XVI. „Judas Maccabaeus“
XVII. „Joshua“
XVIII. „Alexander Balus“
XIX. „Susanna“
XX. „Solomon“
XXI. „Theodora“
XXII. „The Choice of Hercules“
XXIII. „Jephtha“
XXIV. „The Triumph of Time and Truth“



DA CAPO