„Gemischter Satz“ auch in Grafenegg.

Sommernachtsgala, heuer bei herrlichem Frühsommerwetter


Rudolf Buchbinder, Michael Spyres und ein junges Operntalent aus Südafrika bei der Sommernachtsgala: Die Tonkünstler und ihr Klassik-Mischmasch für das ORF-Kulturprogramm – sowie die Antwort auf die Frage, wie man es einer jungen Sängerin besonders schwer machen kann.


Allüberall heben die sommerlichen Festivals an. Sobald ORF-Kameras dabei sind, wagen sich die Veranstalter offenbar nur an musikalische Gemischtwaren-Angebote. Wie die Philharmoniker in Schönbrunn, so die Tonkünstler im Wolkenturm von Grafenegg, wo es sich Rudolf Buchbinder, dessen Festival erst Mitte August beginnt, nicht nehen läßt, auch beim Auftakt des „Vorprogramms“ dabei zu sein.

EIN SATZ VON SCHUMANN STEHT FÜRS GANZE

Diesmal mit dem ersten Satz von Schumanns Klavierkonzert, das – der Trumpf der Moderatorin Teresa Vogl – vom Komponisten tatsächlich erst nach längeren Überlegungen mit Intermezzo und Finale zur Dreisätzigkeit erhoben wurde. Bei Traumwetter erfuhr man also: Auch das Allegro affetuoso geht schon aufs romantische Ganze. Zumal Buchbinder die elegische Klangkomponente zu Beginn wirklich voll auskostete.

Der neue Tonkünstler-Chef


Die Tonkünstler unter ihrem neuen Chefdirigenten gingen mit. Überhaupt scheint Fabien Gabel ein guter Teamplayer zu sein. Seine Musiker folgen ihm mit deutlicher Freude an der Hervorbringung schöner, satter Klänge und Fraben, stellen diese aber auch in den Dienst aufmerksamer Sängerbegleitung. Das ist wichtig, bei einer – sagen wir‘s mit einem freundlich-vertrauten Wort – Melange aus Komödiantischem von Rossini, spanischen Schlagermelodien und melodramatischer Gefühlsaufwallung.

JUNGE SÄNGERIN UND SUPERSTAR SPYRES

Siphokazi Molteno (TV-Screen)

Siphokazi Molteno, eine junge Mezzosopranistin aus Südafrika, stellte sich mit sauberen, geschmackvoll arrangierten Koloraturen in Rosinas Arie aus Rossinis „Barbier von Sevilla“ vor, hatte es danach aber schwer, gewinnbringende Akzente zu setzen. Stand ihr doch mit Michael Spyres ein veritables Stimmwunder zur Seite, das sich, »Figaro da, Figaro dort«, aus der sevillanischen in Baritonlage über »Granada« und Peking („Nessun dorma“ aus Puccinis »Turandot«, was sonst?) in tenorale Spitzenränge schwang – klangschön und sonor allenthalben. Neben einem solchen Sänger als Charlotte in der Schlüsselszene aus Massenets »Werther« achtbar zu bestehen, ist keine Kleinigkeit. Immerhin gab es für die Moderatorin auch in dieser Causa eine Begründung für die Programmwahl: Das in deutschsprachigen Landen vielfach scheel angesehene Melodram nach Goethes Briefroman kam in Wien zur Uraufführung. Immerhin ein Bezug zur näheren Umgebung…

Liegt Grafenegg in der Nähe von Glyndebourne?


Warum man sich bei diesem Freiluft-Event im niederösterreichischen Grenzland zwischen Wein- und Waldviertel seit Jahr und Tag mit einem Fragment aus dem ersten von Edward Elgars »Pomp and Circumstance«-Märschen – mit dem populären Refrain »Land of Hope and Glory« – sozusagen »auf Englisch« verabschiedet, bleibt auch bei so viel Weltgewandtheit ein kleines musikalisches Sommerrätsel.