Thielemann in München
Das war natürlich schon einmal ein Thema – und die Sache endete nach etlichen künstlerischen Triumphen alles andere als glücklich: Christian Thielemann, der Berliner, in der bayrischen Metropole. Konnte das gut gehen? Von den Münchner Philharmoniker trennte sich der Maestro nach erstaunlichen Querelen hinter den Kulissen im Zorn. Das Engagement beim Orchester der Stadt München erklärt freilich, daß das Debüt des viel gerühmten Dirigenten am Pult von Münchens vermutlich bestem Orchester, dem des Bayerischen Rundfunks, erst mit Zeitverzögerung erfolgte.
Im April 2021 stand Thielemann erstmals am Pult des SOBR – und wählte für diesen Einstand ein eigenwilliges Programm, indem er eines der Spätwerke seines Idols Richard Strauss adelte, das stets im Schatten der berühmten Opern und Tondichtungen steht: Die Sonatine für Bläser Nr. 1 mit dem bezeichnenden Titel »Aus der Werkstatt eines Invaliden.« Strauss spielte damit auf seine Situation im nationalsozialistischen Deutschland an und schrieb das Werk ohne Aussicht auf eine Aufführung. Sein Orientierungspunkt war Mozarts große Bläserserenade, die Granz Partita, der Strauss mit seinem Werk ein romantisches Gegenstück edelsten Zuschnitts schuf.
Nicht ganz ohne Augenzwinkern wählte Chiristian Thielemann für diesen Einstand ein weiteres Bläser-Werk von Strauss, das freilich engen Bezug zu seinem deklarierten Lieblingsorchester hat: Die »Fanfaren für die Wiener Philharmoniker« – und das in München, dirigiert von einem Berliner —
Bayerisches Fernsehen (10.20 Uhr)